Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
bewundernswertes Beispiel, wie die Natur den Fortbestand ihrer Arten sichert.«
    »Bewundernswert!« echote er ärgerlich. Ich konnte ihn durch die überall taumelnden hellen Schmetterlinge kaum noch sehen. Der Hilfstrupp war im Nebenraum angelangt. Nun stürmte er auf die Veranda heraus, Cheddi an der Spitze, hinter ihm Polizisten mit automatischen Waffen.
    »Da ist er!« rief ich.
    Aber er war nicht da. Regard-Cyro-Gerund war fort, hatte sich vor unseren Augen aufgelöst, war in tausend oder zehntausend winzige Einheiten zerfallen, die nun vom Wind davongetragen wurden, unbesiegbar und unsichtbar in der Menge der flatternden Distelfalter.
    So komme ich zu dem, was tatsächlich nicht das Ende, sondern der Beginn der Geschichte ist. Zehn Jahre sind bereits seit jenen Ereignissen auf den Kapverdischen Inseln vergangen. Was ich unternommen habe? Nun, ich habe nichts getan; weder habe ich Pamlira geschrieben, noch den galaktischen Rat verständigt. Mit der wunderbaren Anpassungsfähigkeit meiner Rasse brachte ich es innerhalb weniger Tage fertig, mich mit dem Gedanken zu beruhigen, Gerund werde es nie schaffen. Oder aber, so dachte ich, er hatte falsch verstanden, was mit ihm geschehen war. Und so höre ich Jahr um Jahr die Meldungen über das Dahinschwinden der menschlichen Rasse, und ich denke: »Nun, wenigstens sind sie glücklich«, und ich sitze hier oben auf meiner Veranda und trinke meinen Wein und lasse mich von der Seebrise kühlen. In diesem Klima und auf diesem Posten kann man nicht mehr von mir verlangen.
    Und warum sollte ich mich für eine Sache erhitzen, an die ich nie geglaubt habe? Wenn die Natur ein Gesetz erläßt, kann man es nicht wieder aufheben. Für ihre Gefangenen gibt es kein Entkommen – und wir sind alle ihre Gefangenen. So bleibe ich eben sitzen und trinke noch ein Gläschen. Es gibt nur eine angemessene Art und Weise, auszusterben: mit Würde.
     
Das Zeitalter des Größenwahns
     
    Es ist eine Ironie, daß der Mensch, als er sich endlich mit Hilfe des philosomatischen Werkzeugs Galingua von seiner Abhängigkeit von der Maschine befreit hatte, einer neuen und viel größeren Gefahr gegenüberstand, für die Galingua selbst verantwortlich war.
    Die wenigsten reagierten auf diese Gefahr mit der müden Resignation des Gefängnisdirektors. Die Menschheit stellte sich zum Kampf. Der Gebrauch von Galingua wurde verboten und damit alle jene engen Bande zerrissen, die bisher die galaktische Föderation zusammengehalten hatten. Sogar der seit Jahrtausenden sich selbst erhaltende Krieg verlor an Schwung und hörte in zahlreichen Regionen ganz auf. Obwohl das alte System der Raumfahrt mit Schiffen allmählich wieder eingeführt wurde, begann die galaktische Föderation auseinanderzufallen.
    Der Krieg gegen die Erobererzellen war im Gange. Die Natur des Feindes machte ihn von Anfang an zu einem Verteidigungskrieg. Zu seiner Bekämpfung wurden viele neue Methoden und Mittel entwickelt, von denen die Aerostomas am wirksamsten waren. Die Aerostomas waren halbempfindende Flugkörper aus Pyrokat 12, einem elastischen Material, das menschliche Gedankenimpulse verarbeiten konnte. Sie waren wenig mehr als fliegende Mägen, die auf den von der Zellendesintegration bedrohten Planeten in niedriger Höhe über Ländern und Meeren kreuzten und die vagabundierenden Zellen schluckten und abtöteten.
    Auf Yinnisfar entstand eine neue Art von Ritterorden, die Triumphierenden Männer, die ihr Leben dem Kampf gegen den unsichtbaren Feind widmeten. In phantastischen antibiotischen Rüstungen, die einigen Schutz gegen vagabundierende Zellen gewährten, zogen sie durch die Lande, begleitet von Aerostomas, die auf ihren Schultern saßen oder ruhelos über ihnen in der Luft kreisten.
    Die Triumphierenden Männer waren harte und tapfere Gestalten, und im folgenden Jahrtausend wurden sie zur Legende, und die Legende verkörperte sich in Thraldemener. Thraldemeners Unternehmungen und Siege waren zahlreich genug, um ihn zur Sagengestalt werden zu lassen, aber es besteht kaum ein Zweifel, daß seine Taten mit der Überlieferung wuchsen.
    Ob es der Menschheit jemals gelungen wäre, einen Feind zu besiegen, der seine Reihen aus eben derselben Menschheit verstärkte, ist eine Streitfrage. Eine epidemische Form des Krebses zerstörte die Zellen. Sie hatten sich in ihrem Kampf ums Überleben übernommen. Da sie eine neue Lebensform darstellten, waren sie unstabil, und ihre Instabilität war ihr Untergang. Als sie d ie erkrankten

Weitere Kostenlose Bücher