Das Ende aller Tage
Kanal gestoßen wird.«
Eine von Rhapsodies Stärken war, daß er ein feines Gespür für die Stimmungen anderer hatte. Jetzt wußte er, daß es Zeit für seinen Abgang war. Er hatte sie munter gemacht, und mehr würde er ihnen nicht zeigen. Langsam kam er die Stufen von der Bühne herunter.
»Das also ist die Geschichte eines Mannes namens Ars Staykr«, sagte er. »Er konnte es nicht verwinden. Nach dieser Geschichte mit dem kleinen Händler ließ er alles liegen und verschwand. Er blieb nicht einmal, um seine Dokumentation fertigzustellen, und so wurde sie nie herausgebracht.«
»Wie kommt es, daß wir zwanzig Jahre warten mußten, um all das zu erfahren?« rief Rhapsodie 77.
Rhapsodie 182 breitete seine Hände aus und lächelte.
»Weil Ars Staykr in der ersten Zeit nach seinem Fortgang ein Schimpfwort war«, sagte er, und seine Worte zielten auf Big Cello. »Danach geriet er in Vergessenheit. Zufällig begegnete ich Staykr vor ein paar Tagen, und dadurch kam ich auf die Idee, im Archiv die alten Spulen auszugraben.«
»Sie sagten, Ars wäre noch am Leben?« fragte Rhapsodie 77 neugierig. »Er muß inzwischen ein alter Mann geworden sein. Was macht er eigentlich?«
»Er ist erledigt, ein heruntergekommener Pennbruder«, sagte Rhapsodie 182. »Ich wollte nicht im Gespräch mit ihm gesehen werden, darum zog ich mich so bald wie möglich zurück.«
Er stand jetzt vor dem Chef. »Nun, B. C.« , sagte er, so ruhig er konnte. »Sagen Sie bloß, Sie riechen hier nicht eine Dokumentation, ein Mordsding, das die Leute von den Sitzen reißt.«
Als wollte er die Ungewißheit möglichst lange erhalten, tat Big Cello noch einen tiefen Zug aus seiner Zigarette, nahm sie aus dem Mund und blies den Rauch von sich, alles mit aufreizender Bedächtigkeit.
»Wir müßten noch ein Paar junge Liebende hineinbringen«, sagte Big Cello.
»Aber klar«, sagte Rhapsodie, mühsam seine Erleichterung verbergend. »Junge Liebende! Das ist eine Idee! Eine großartige Idee! «
»Ich sehe die Sache als die Saga des einfachen, kleinen Mannes«, schlug Hurrikan 304 vor. »Wir könnten das Ding ›Unsere schöne Stadt‹ nennen, wenn der Titel noch nicht rechtlich geschützt ist.«
»Damit könnten wir Edru Expusso aufbauen!« rief ein anderer.
Sie spielten mit der Idee. Harsch-Benlin hatte den Tag gewonnen.
Er eilte aus dem kleinen Vorführtheater, als eine Hand seinen Arm festhielt. Es war Rhapsodie 77.
»Wie haben Sie Ars Staykr wiedergefunden?« fragte er.
»Ja«, sagte Rhapsodie 182 selbstzufrieden. »Vor ein paar Abenden hatte ich eine Verabredung. Danach ging ich durch den Bosphorus Concourse und suchte ein Taxi. Ich hätte ihn nicht gesehen, denn er stand in einem Hauseingang. Aber das alte Wrack erkannte mich und rief meinen Namen.«
»Und es war Ars?«
»Es war Ars. Ich ging natürlich weiter und kümmerte mich nicht um ihn. Aber die Begegnung brachte mich auf das Konzept dieser Dokumentation.«
»Haben Sie Ars nicht gefragt, ob er gefunden hat, was das Herz der Stadt ist? Das war doch der Grund, warum er alles hingeworfen hatte – um danach zu suchen.«
Harsch-Beniin zuckte mit der Schulter. »Was hätte es genützt? Dieser komische Vogel hatte nichts, was zu kaufen sich für uns gelohnt hätte. Ich sage Ihnen, seine Kleider hingen ihm in Fetzen vom Leibe. Der verrückte alte Dummkopf klapperte vor Kälte. Ich war heilfroh, daß gerade ein Taxi vorbeikam!«
*
Sie produzierten die Dokumentation, und sie wurde eine von Supernovas größten Erfolgen. Auf jedem bewohnten Planeten der Föderation spielte sie Gewinne ein, und Rhapsodie 182 war von da an ein mächtiger, geachteter Mann. Sie tauften die Produktion »Das Lied der großen Stadt«. Sie war mit drei elektronischen Orchestern ausgestattet, brachte sieben neue Schlager und Revueeinlagen mit einem ganzen Regiment hübscher Tanzmädchen. Weil man Pastelltöne für geeigneter hielt als die harten Licht-und-Schatten-Effekte der ursprünglichen Fassung, verarbeitete man nur den geringsten Teil der alten Spulen und verzichtete auf alles Dokumentarische. Schließlich wählte man für den Hintergrund eine andere Stadt als Nunion. Ars Staykr kam natürlich überhaupt nicht hinein.
Das letzte Zeitalter
Wieder müssen wir das Symbol gebrauchen. Die Zeit verging. Nun überspannt sie eine Periode allmählichen Verfalls, einen sanft geneigten Hang aus unzähligen Jahrhunderten zur Abendröte Yinnisfars und seines galaktischen Systems.
Es war eine Zeit der
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