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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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ist alles in Ordnung? Ich bitte dich!«
    »Verwandlung hat nichts damit zu tun, dass man um Vergebung bittet, zehn Ave-Maria betet oder fastet. Verwandlung ist ein Akt der Selbstlosigkeit. Für das, was du im Irak getan hast, wirst du in der gehenna dein Urteil finden.«
    »Die gehenna ist die Hölle, stimmt’s?«
    »Für einige kann sie das sein. Doch vergiss nicht: Jeder Akt der Güte, den du vor deinem letzten Atemzug vollendest, kann dazu beitragen, den Reinigungsprozess auf dem weiteren Weg deiner Seele zu erleichtern. «
    »Und wie kann ich mich verwandeln?«
    »Zunächst einmal solltest du aufhören, ein Opfer zu sein. Du wurdest nicht dazu geschaffen, um im Elend zu verharren. Indem du dich im Elend wälzt, ziehst du einen Schleier vor das Licht Gottes. Es gibt doch bestimmt
irgendetwas, worauf sich dein Verlangen wirklich richtet?«
    »Ehrlich gesagt besteht mein einziges Verlangen darin, meine Familie wiederzusehen.«
    »Es gibt einen Grund dafür, dass ihr getrennt seid, Patrick. Du musst die Ursache beseitigen, um die Wirkung zu überwinden. Solange du das nicht schaffst …« Der Wind frischte auf und brachte Regen mit sich. Der alte Mann sah zum Himmel hinauf und dann nach vorn, wo die Zufahrtsstraße in eine Unterführung mündete. »Dort drüben sind wir geschützt.«
    Ihr Weg hatte sie nach Manhattanville geführt. Vor ihnen lag die 158 th Street. Hier verlief sie unter einem riesigen Brückenbogen, der zur Überführung eines Highways gehörte. Jemand hatte ein Graffito auf die Betonwand des Brückenbogens gesprüht. Die roten Buchstaben waren so frisch, dass die Farbe noch herabtropfte.
     
    Willkommen in der Hölle.
Tu, der du eintrittst, alle Hoffnung ab.

DRITTER HÖLLENKREIS
DIE UNERSÄTTLICHEN
    »Von Hagelkörnern, Schnee und schmutzigem Wasser ein Mischmasch; gießt es durch die Finsternis; die aufgeweichte Erde stinkt davon. (…) Mit laufnen Augen, schmierigem Schnauzbart, geblähtem Wanst und krallig scharfen Pfoten zerkratzt, zerreißt und schindet er die Seelen, die auch wie Hunde unterm Regen heulen, bald die, bald jene Seite schirmen wollen, sich emsig im verfluchten Elend wälzend.«
     
    DANTE, Die Göttliche Komödie,
»Hölle«, Sechster Gesang
    20. DEZEMBER
    Zufahrt zur 158 th Street
Manhattanville, Manhattan, New York
22:06 Uhr
(9 Stunden und 57 Minuten vor dem prophezeiten Ende der Tage)
     
    Der Regen wurde zu Hagel, während Patrick und Virgil unter dem Brückenbogen – dem massiven Fundament des Riverside Drive – Schutz suchten. In der Unterführung befand sich eine Werkstatt, die zum Wartungssystem der New Yorker Verkehrsbehörde gehörte.

    Als sie das Gelände betraten, fanden sie sich in einer Art riesigen Höhle wieder, deren Dach vom Highway über ihnen gebildet wurde. Stahlträger zogen sich an den Rändern der fünf Stockwerke hohen Decke entlang. Vor ihnen verschwand ein Kiesweg in der Dunkelheit. Heulend blies der Wind durch den Tunnel, und Shep zitterte unkontrollierbar am ganzen Leib. Sein vom Regen durchnässter Pullover bot keinerlei Schutz mehr vor der Winterkälte.
    Ein kleines Büro mit einer Fensterfront lag dunkel und leer zu ihrer Linken. Virgil drückte die Klinke nieder. Die Tür war unverschlossen. Er ging hinein und kam einen Augenblick später mit einer schwarzen Skijacke wieder heraus. »Zieh das an.«
    »Zu k-k-klein. Kann ich ni-ni-nicht über die P-P-Prothese ziehen.«
    Virgil hielt den linken Ärmel der Jacke straff vor ihn. »Nimm die Klinge deiner Prothese. Schneide den Ärmel ab, sodass du durch das Loch schlüpfen kannst.«
    Mit einer nach unten geführten Bewegung durchtrennte Patrick das Material auf der Höhe des Ellbogens. Daunenfedern wirbelten durch die Luft.
    Virgil hielt das geänderte Kleidungsstück, während Patrick seine deformierte Stahlprothese durch den halbierten linken Ärmel schob. Shep schaffte es, die Skijacke über die Schultern zu ziehen, und der alte Mann half ihm mit dem Reißverschluss. »Besser?«
    »Viel besser. Virgil, hörst du das?«
    Der Wind hatte sich ein wenig gelegt, sodass die beiden eine Frau hören konnten, die um Hilfe rief. Ihr verzweifeltes Flehen hallte in der Dunkelheit wider.
    »Komm mit!« Patrick schob das Kästchen mit dem Impfstoff in seine Skijacke und rannte in die Tiefen des
Tunnels. Virgil folgte ihm in einigen Schritten Entfernung.
    Der Tunnel war mehrere Hundert Meter lang und endete in einer Sackgasse, in der sich die Decke zur Rückwand hin absenkte. Vor der Wand führte eine

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