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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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Hunger. Die Fußfesseln hatten die Haut über ihren Knöcheln aufgerissen. Ihre Tränen hatten die Mascara verschmiert. Sie vermisste ihre Familie. Sie wollte unbedingt ihren Mann anrufen, damit er sich keine Sorgen mehr machen musste. Doch vor allem versuchte sie, sich selbst davon zu überzeugen, dass ihre schlimmsten Befürchtungen
grundlos waren: dass sich ein Ausbruch der Pest niemals zu einer weltweiten Pandemie entwickeln würde und dass die Männer, die sie gefangen hielten, wussten, dass sie Ärztin war – dass sie zu den Guten gehörte.
    Doch sosehr sie sich auch bemühte – diesen psychischen Kampf verlor sie. Nachdem man auf sie geschossen, ihr Handschellen angelegt und sie in eine transportable Isolationseinheit gesteckt hatte, war sie nach Governor’s Island geflogen, entkleidet und mit einem grünen Bakterizid eingesprüht worden, bevor man sie einer neunzigminütigen medizinischen Untersuchung unterzogen hatte. Bluttests hatten bestätigt, dass sie nicht infiziert war, doch die Entwürdigung, die sie unter den Blicken eines lüsternen Militärpolizisten empfunden hatte, hatte ihren Nerven zugesetzt und sie in ihrem Entschluss bestärkt, nicht mit dem Militär zu kooperieren.
    Sie hörte, wie sich über ihr die Eingangstür öffnete. Mehrere Personen betraten das Gebäude. Die Bodendielen über Leighs Kopf knirschten, als die Leute den Raum durchquerten und zur Kellertür gingen.
    Leigh setzte sich auf und wickelte die Decke um ihre Schultern, als die Männer die Kellertreppe herunterkamen.
    Der Militärpolizist war der Erste, sein vorgesetzter Offizier folgte ihm in zwei Schritt Entfernung. Er war ein großer Mann. Seine Körpersprache verriet seine Erschöpfung. »Ms. Nelson?«
    »Dr. Nelson. Warum werde ich hier wie eine Kriegsgefangene festgehalten? Ich dachte, wir sind auf derselben Seite.«
    »Haben Sie Ihrem Freund deshalb ermöglicht, mit einem Rettungshubschrauber zu fliehen und den Scythe -Impfstoff mitzunehmen?«

    »Ihre Kommandoeinheit hat unsere Klinik angegriffen, als wären wir irgendein Terrorcamp. Sie haben meinen Chef umgebracht!«
    »Wir haben Gummigeschosse verwendet.«
    »Verdammt, woher hätte ich das denn wissen sollen? Waren wir etwa nicht schon eingeschüchtert genug? Warum haben Sie sich nicht einfach ordentlich vorgestellt? Ich hätte Ihnen liebend gerne den Impfstoff überlassen – genauso wie die rothaarige Frau, die ihn entwickelt hat. Wir hätten zusammenarbeiten können, um Manhattan zu retten.«
    »Manhattan kann nicht gerettet werden.«
    Ihr wurde schwindelig. »Wovon reden Sie da? Natürlich kann es gerettet werden.«
    »Der Präsident kann gerettet werden. Die meisten UN-Diplomaten, für die die entsprechenden Triage-Kriterien gelten, können gerettet werden – falls wir den Impfstoff rechtzeitig lokalisieren können. Aber am wichtigsten ist es, dass die Welt vor einer globalen Pandemie bewahrt wird, und das kann uns gelingen, wenn wir es schaffen, die Quarantäne bis zum Morgen aufrechtzuerhalten. Jeder andere in Manhattan …« Er schüttelte den Kopf.
    »Sind Sie wahnsinnig? Das sind zwei Millionen Menschen. «
    »Drei Millionen, wenn wir die Pendler mitzählen, die jeden Tag zur Arbeit hierherkommen. Sie alle teilen sich einen Großstadtdschungel von sechzig Quadratkilometern, und alle wurden einer hochgradig ansteckenden Form der Beulenpest ausgesetzt, die ihre Opfer innerhalb von fünfzehn Stunden tötet. Selbst wenn wir den Impfstoff hätten, würde es uns nie gelingen, in diesem Zeitraum die nötige Menge zu erzeugen.«

    »Mein Gott.«
    »Genau.«
    »Was werden Sie tun?«
    »Alles, was notwendig ist, um diesen Albtraum auf Manhattan zu beschränken. Nach unseren Schätzungen sind inzwischen mindestens eine Viertelmillion Menschen tot. Die Hälfte von ihnen dürfte auf den großen Highways gestorben sein, die aus der Stadt führen. Wir haben die Tunnel blockiert und die Brücken gesprengt, aber je mehr Leichen zu sehen sind und je verzweifelter die Menschen werden, umso höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass es einigen findigen Individuen gelingt, die Absperrungen unbemerkt zu überwinden. Ihre Familie … sie lebt in New Jersey?«
    »Hoboken.«
    »Das ist nur eine kurze Bootsfahrt entfernt, und wenn man durch den Hudson schwimmt, braucht man dafür eine Stunde. Die meisten würden es natürlich nicht schaffen, aber die New Yorker sind ein verdammt einfallsreiches Völkchen. Deshalb wäre es möglich, dass wir New Jersey ebenfalls verlieren.«
    »Was

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