Das Ende - Alten, S: Ende
das himmelblaue Licht für einen kurzen Moment das Schild eines Restaurants beleuchtete: MINOS’ PIZZERIA.
Jedes Geschäft an der Amsterdam Avenue war geplündert worden, jedes Fenster zerschmettert, jeder Laden ein einziges Trümmerfeld, außer Minos’ Pizzeria.
Als sich der Scheinwerfer wieder auf Shep richtete, konnte er sechzig bis achtzig Obdachlose sehen, die auf dem Grundstück Wache hielten. Kein Plünderer hatte es bisher gewagt, ihre Reihen zu durchdringen.
Shep half Virgil, sich bis zum Eingang des Restaurants zu schleppen, wo sich ihnen in Lumpen gekleidete Männer und Frauen in den Weg stellten. »Bitte, wir brauchen ein Versteck.«
Ein stämmiger Italiener mit grau meliertem Haar und zerzaustem Kinnbart und Brille zog ein großes Jagdmesser aus seinem Mantel. »Verschwindet, oder ihr werdet sterben.«
Shep sah die Erkennungsmarke, die um den unrasierten Hals des Mannes hing. »Patrick Shepherd, Sergeant, United States Marines, LIMA Company, Drittes Bataillon, 25. Marineregiment.«
»Paul Spatola, 101. Luftlandedivision.«
»Wen schützen Sie, Spatola?«
»Die Besitzer dieser Pizzeria. Es sind gute Menschen.«
»Ich kann sie retten.« Shep öffnete das Holzkästchen und zeigte ihm die Fläschchen. »Der Impfstoff gegen die Pest. Die Regierung will, dass er verschwindet. Wir brauchen einen Ort, wo wir uns verstecken können. Sofort.«
Spatola sah sich um. Sein Blick folgte dem Suchscheinwerfer. Die Ranger hatten begonnen, sich auf die Straße abzuseilen. »Kommt mit.« Er führte sie durch die Reihen der Obdachlosen und hämmerte gegen das heruntergelassene Sicherheitstor aus Aluminium, das die Glastüren des Eingangs bedeckte.
Das Tor öffnete sich einen schmalen Spalt. Der Mann dahinter blieb im Schatten verborgen, eine Stoffmaske, wie sie üblicherweise Maler tragen, dämpfte seine Stimme. »Was ist los?«
»Dieser Veteran und sein Großvater müssen von der Straße verschwinden. Er sagt, er hat einen Impfstoff gegen die Krankheit.«
»Einen Impfstoff?«
Shep schob sich näher an den Sprecher heran. »Das Militär ist uns dicht auf den Fersen. Helfen Sie uns, dann helfen wir Ihnen.«
Im Innern des Restaurants erklang eine Frauenstimme. »Paolo, tu’s nicht!«
Der Strahl einer Taschenlampe strich über Patricks Gesicht, über das Holzkästchen in seiner Hand und über Virgil. »Ich soll Ihnen vertrauen?«
Der alte Mann nickte. »Nur wenn Sie und Ihre Frau diese Nacht überleben wollen.«
Auf der Amsterdam Avenue schoben sich schwer bewaffnete Ranger mit einem scharfen Blick auf die Gesichter der Menschen durch die Menge. »Kommt rein, schnell.« Paolo löste die Verriegelung des Sicherheitstors und rollte es hoch, sodass die beiden Fremden das Restaurant betreten konnten.
Rasch zog Paul Spatola das Sicherheitstor wieder herunter, sodass es erneut in der Verriegelung einrastete. Dann sagte er zu den Obdachlosen um ihn herum: »Niemand kommt hier durch.«
Die Pizzeria war leer. Der Geruch von italienischen Fleischgerichten kam aus den dunklen Tiefen der Küche und ließ Sheps Magen knurren. Er ging auf das Essen zu, doch Paolo hielt ihn auf. »Ich muss nachsehen, ob eure Haut in Ordnung ist oder ob ihr infiziert seid.«
Sie hoben ihre Hemden und ließen ihre Hosen herunter. Im Licht der Taschenlampe untersuchte Paolo Hals, Achselhöhlen, Beine und Lenden der beiden.
»Ihr scheint in Ordnung zu sein. Kommt mit.« Sie folgten dem Italiener zwischen den Tischen mit den karierten Tischtüchern hindurch bis in die Küche. Dort lagen auf mehreren Aluminiumtischen halb aufgeschnittene Salamis, Käsewürfel und Brotlaibe. Gleich daneben befand sich ein Servierwagen mit bereits vorbereiteten Sandwiches. »Nehmt, was ihr wollt. Die Obdachlosen bekommen den Rest. Es verdirbt sonst sowieso alles.«
Shep nahm sich ein Sandwich und schlang es mit drei Bissen hinab. »Virgil, nimm dir etwas.«
»Ich habe schon gegessen, und wir haben nicht viel Zeit. Die Soldaten werden …«
Die Aluminiumtür des Kühlraums schwang auf, und eine schwangere Italienerin mit pechschwarzem Haar stand vor ihnen. Sie hielt eine Schrotflinte in ihren Händen.
»Es ist alles okay, Francesca. Sie sind sauber.«
»Niemand ist sauber. Die Pest wird uns alle umbringen. «
Sie hörten, wie vor dem Gebäude Männer stritten. Schüsse fielen.
»Schnell, in den Kühlraum!« Paolo drängte Shep und Virgil in die kleine Kammer und zog die Tür mit einem Knall hinter sich zu.
Sie kauerten sich in der Dunkelheit
Weitere Kostenlose Bücher