Das Ende der Einsamkeit
nicht mehr. Die Frau, mit der er schlief und die ihm vor sieben Jahren angesichts einer solchen Einladung freudestrahlend um den Hals gefallen wäre, schien sich jetzt den Kopf zu zerbrechen nach irgendeiner lahmen Ausrede, um ihm einen Korb zu geben.
„Ich … kann nicht.“
„Und warum, Megan?“, fragte er sarkastisch. „Weil dein privater Terminkalender so voll von aufregenden Einladungen ist, die du unmöglich absagen kannst?“
„Weil … es keine gute Idee ist“, antwortete sie freimütig.
„Und warum das?“ Alessandro gab sich alle Mühe, Geduld zu wahren.
„Weil das nicht unserer Abmachung entspricht.“
Gereizt schob Alessandro seinen Stuhl ein Stück zurück. „Diese so genannte Abmachung nervt mich allmählich. Ich kann doch mein Sexleben nicht in einen Terminkalender pressen wie eine geschäftliche Verabredung und an den Tagen, an denen wir uns nicht sehen, die Sache einfach vergessen! Das ist unnatürlich.“
„Es ist nötig.“
„Willst du behaupten, dass du an den Tagen, an denen wir uns nicht treffen, nicht an mich denkst? Wenn das so ist, warum führen wir dann überhaupt diese Beziehung?“, fragte er schroff.
„Es ist keine Beziehung.“
„Ach nein? Dann sag mir, was es ist.“
Obwohl sie selbst die Regeln festgelegt hatte, fiel es Megan schwer, das, was zwischen ihnen war, als reinen Sex zu beschreiben. Natürlich dachte sie an Alessandro … viel zu viel. Immer wieder fragte sie sich, ob sie ihm irgendetwas bedeutete oder ob es ihm tatsächlich nur um Sex ging. Und jetzt sagte er ihr, dass es ihm nicht genügte, zweimal in der Woche Spaß mit ihr zu haben. Er änderte ihre Abmachung, was ihre Hoffnungen schürte … und ihr gerade deshalb Angst machte.
Deshalb antwortete sie: „Wir fühlen uns zueinander hingezogen und … haben eine rein sexuelle Affäre. Ich will nicht, dass du darüber hinaus in mein Leben eindringst, Alessandro. Anscheinend hast du vergessen, dass ich die Erfahrung bereits hinter mir habe. Damals hätte ich alles für dich getan.“
Er begriff, was diese Worte eigentlich bedeuteten. Entweder er ließ sich auf eine richtige Beziehung mit ihr ein, mit allen Konsequenzen, oder sie blieben bei der streng reglementieren Affäre, die sie gegenwärtig hatten. Er hätte ihr natürlich antworten können, dass er ihr kein ewiges Glück wie im Märchen versprechen konnte. Oder dass er eine feste Dauerbeziehung mit Victoria versucht hatte und kläglich gescheitert war, obwohl sie doch theoretisch in jeder Beziehung so perfekt zusammengepasst hatten. Welche Hoffnung bestand da auf eine glückliche Zukunft mit einer Frau, die – theoretisch – genau das Gegenteil von ihm war?
Aber wollte er das wirklich? Er fühlte sich wohl mit dem, was sie hatten … und wenn er ehrlich war, betraf das nicht nur den fantastischen Sex. Warum sollte er es jetzt unnötig kaputtmachen und wieder in dem frustrierten Gefühl zurückbleiben, die Sache nicht richtig zu Ende geführt zu haben?
Das ergab keinen Sinn, und Alessandro war stolz darauf, stets praktisch und vernünftig zu denken.
„Ich bitte dich nicht, irgendetwas für mich zu tun“, sagte er langsam. „Aber ich bin auch nicht gewillt, mich weiterhin klammheimlich in der Nacht für ein paar leidenschaftliche Stunden mit dir zu treffen, um dann wieder getrennte Wege zu gehen. Ich wette, du hast noch niemandem von uns erzählt.“
„Charlotte weiß es.“
„Aber auch nur, weil du mit ihr in einem Haus wohnst und es sowieso nicht vor ihr geheim halten könntest.“ Er beugte sich beschwörend vor. „Ich will mehr von dir haben, Megan. Warum geben wir nicht dem, was zwischen uns ist, eine Chance? Sehen wir doch einfach, wohin es uns führt, und zwingen wir es nicht mehr in irgendeinen künstlichen Terminkalender.“
Megan schluckte. Am liebsten hätte sie ihn um mehr Zeit gebeten, um das alles in Ruhe zu bedenken, aber er hielt sie mit dem Blick seiner dunklen Augen in Bann. Entsprach das, was er sagte, nicht ihren tiefsten Sehnsüchten? Das er anfangen würde, über eine richtige Beziehung mit ihr nachzudenken? Ihr Herz pochte schneller. Es war für sie beide ein Schritt nach vorn. Sie hatte die Wahl, einzuwilligen oder auf den starren Regeln zu bestehen, was früher oder später ganz sicher das Ende ihrer „Beziehung“ bedeuten würde.
Wenn Alessandro sie jetzt einigen seiner Kollegen vorstellen wollte, hieß das immerhin, dass er sich ihrer nicht schämte … was sie vor sieben Jahren so verletzt hatte. Denn
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