Das Ende der Einsamkeit
zum Zeichen, dass er langsam ungeduldig wurde. Alessandro wünschte, er hätte seinen eigenen Fahrer zur Verfügung gehabt, aber der war wegen eines Krankheitsfalles in der Familie für den Rest der Woche verhindert. Also würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als diesen Abend samt Musical und anschließendem Dinner durchzustehen, in dem Wissen, dass die atemberaubende Frau an seiner Seite sich insgeheim nach seinen Küssen und Zärtlichkeiten verzehrte.
„Die Pflicht ruft“, sagte er bedauernd.
Megan stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zart auf den Mund, weil es ihr ein wundervoll warmes Triumphgefühl gab, wenn er sie so ansah. Als wäre sie für ihn die einzige Frau auf der Welt.
„Es wird bestimmt ein schöner Abend“, versuchte sie ihn aufzumuntern.
„Ich hasse Musicals.“
„Dieses hat die besten Kritiken“, versprach Megan, als er ihr in den Mantel half.
„Keine Ahnung, warum ich mich überhaupt darauf eingelassen habe“, entgegnete Alessandro skeptisch. Auf dem Weg zum Taxi hielt er sie fest im Arm. „Ein Glück, dass ich mich wenigsten bei der Rückkehr auf etwas freuen kann!“
Megan jedoch war voller Vorfreude auf den bevorstehenden Abend. Erstens war sie lange nicht mehr im Theater gewesen, und zweitens war es eine nette Abwechslung, einmal wieder auszugehen. Seit sie sich mit Alessandro traf, hatte sie neben ihrer Arbeit kaum noch für etwas anderes Zeit gefunden. Sie hatte sogar ihr Fußballtraining am Mittwoch ihm zuliebe opfern müssen … weshalb sie Robbie seit Silvester nicht mehr gesehen hatte.
Als ihr das jetzt klar wurde, nahm sie sich fest vor, ihren alten Freund noch in dieser Woche anzurufen und sich auf einen Drink mit ihm zu verabreden.
Alessandro hatte den Fußballtrainer schon eine ganze Weile nicht mehr erwähnt, sodass Megan hoffte, er würde nichts dagegen haben, wenn sie sich mit ihm traf. Es war nie gut, alte Freunde wegen einer Beziehung fallen zu lassen.
Merkwürdigerweise hatte er auch nie mehr über Victoria gesprochen. Alle Versuche Megans, dieses Thema noch einmal anzuschneiden, wurden von ihm abgeblockt. Es war, als hätte seine Exverlobte nie existiert.
Im Halbdunkel des Taxis warf Megan Alessandro einen verstohlenen Blick zu. Bekleidet mit einem schwarzen Abendanzug und einem schwarzen Kaschmirmantel wirkte er unnahbar, fast ein wenig Furcht einflößend. Als er sich ihr aber mit einem gewinnenden Lächeln zuwandte, schmiegte sie sich glücklich an ihn.
„Bist du froh, dass ich dich überredet habe, heute Abend mitzukommen?“, fragte er sanft. Sie nickte. „Und falls ich es dir noch nicht gesagt haben sollte, du siehst hinreißend aus.“
„Hätte Victoria sich so gekleidet?“ Die Worte waren ausgesprochen, ehe sie es verhindern konnte. Alessandro erstarrte fühlbar.
„Es ist völlig unerheblich, was Victoria getragen hätte. Vergleich dich nicht mit ihr. Ich tue es auch nicht.“
Megan seufzte zufrieden. „Das weiß ich doch, und dir ist gar nicht klar, wie viel mir das bedeutet, Alessandro. Dass du uns beide nicht miteinander vergleichst. Denn immerhin hast du deine Verlobung meinetwegen gelöst.“
Erwartungsvoll sah sie zu ihm auf, aber er hatte das Gesicht abgewandt und blickte mit unergründlicher Miene zum Seitenfenster hinaus.
7. KAPITEL
Megan hatte ein wenig befürchtet, dass die Gesellschaft an diesem Abend der berüchtigten „Nadelstreifentruppe“ ähneln würde, und war angenehm überrascht, dass die Leute weder alt noch spießig waren. Melissa, eine der Frauen, war hochschwanger und interessierte sich sehr für die Schule, an der Megan unterrichtete. Denn, wie sie ernsthaft erklärte, konnte man seinen Sprössling bei den gefragten Privatschulen gar nicht früh genug auf die Warteliste setzen, auch wenn ihr Baby erst in zwei Monaten geboren werden sollte.
„Am liebsten würde ich ja aufs Land ziehen“, gestand sie Megan, als sie im Gedränge zu ihren Plätzen gingen. „Aber dort lässt sich wohl nicht genug verdienen. Jedenfalls nicht im Bankgeschäft.“
„Ich werde ganz bestimmt wieder aufs Land ziehen“, meinte Megan ein wenig sehnsüchtig. „Sobald ich hier genügend Erfahrung als Lehrerin gesammelt habe. Irgendwohin, wo es Felder, Bäume und Kaninchen gibt.“
„Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass Alessandro sich mit Feldern, Bäumen und Kaninchen wohl fühlt“, erwiderte Melissa skeptisch.
„Das ist mir klar. Er ist ein Stadtmensch durch und durch! Er liebt das schnelle,
Weitere Kostenlose Bücher