Das Ende der Einsamkeit
da war ihm das ungestüme Mädchen peinlich gewesen, das vor seinen wichtigen Geschäftkontakten – der Nadelstreifentruppe, wie sie die Männer spöttisch bezeichnet hatte – aus der Geburtstagstorte gesprungen war.
„Was genau meinst du damit, wenn du mich bittest, dem, was zwischen uns ist, eine Chance zu geben?“, fragte sie zögernd nach.
Doch Alessandro fand, er hatte genug Konzessionen gemacht. „Kommst du nun mit oder nicht?“
„Also, ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, ob ich etwas Geeignetes zum Anziehen habe.“
„Weshalb ich dir einen kleinen Einkaufsbummel vorschlage.“
„ Einen Einkaufsbummel? “, wiederholte sie entgeistert.
„Ja, das machen die Menschen hin und wieder, wobei Frauen eher anfällig dafür zu sein scheinen als Männer.“
„Alessandro, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du daran an einem Samstagmorgen Spaß hättest!“ Bedeutete es nicht einen weiteren Fortschritt in ihrer Beziehung? Megans Hoffnungen schossen geradezu in den Himmel.
„Natürlich ist das nicht meine übliche Lieblingsbeschäftigung an einem Samstagmorgen“, räumte Alessandro ein, „aber was sein muss, muss sein.“
„Mit anderen Worten, du traust mir nicht zu, das Richtige allein auszusuchen?“
„Nein, ich habe vor, dir zu kaufen, was immer du brauchst. Denn wenn ich dich bitte, mit meiner Kreditkarte einkaufen zu gehen, wirst du die nächsten fünf Stunden darüber diskutieren, warum du das nicht willst. Vergiss es, Megan!“ Er schnitt ihren Einwand mit einer Handbewegung ab. „Natürlich bezahle ich, weil du mich auf meine Bitte hin begleitest. Du kannst anziehen, was immer du willst, vorausgesetzt, du richtest dich nicht wieder nach dem Farbmotto rot-grün …“
„Nun, eigentlich habe ich heute Abend ja wirklich noch nichts vor …“
„Gut.“ Triumphierend lächelnd stand er auf. „Dann los. Lass deinen Rucksack hier, denn es ist praktischer, wenn du zum Umziehen wieder mit hierherkommst. Wir müssen schon um sechs aufbrechen.“
Megan hatte das unbestimmte Gefühl, von Alessandro überrumpelt worden zu sein. Andererseits, wenn sie es recht bedachte, war dieser Einkaufsbummel das erste wirklich Normale , was sie miteinander unternahmen, seit sie ihre Affäre begonnen hatten.
Unschlüssig blickte sie auf den Rucksack. Sie hatte sich sehr bemüht, vernünftig zu handeln, aber die Tatsache, dass Alessandro seine Verlobung mit Victoria ihretwegen gelöst hatte – weil er sich immer noch zu ihr hingezogen fühlte –, musste doch etwas bedeuten. Diese Überzeugung hatte all ihre guten Vorsätze letztlich über Bord geworfen.
„Wir fangen bei ‚Selfridges‘ an, ja?“, schlug Alessandro vor, der ihr gar keine Zeit lassen wollte, weiter nachzudenken. „Es sei denn, du hattest ein anderes Geschäft im Sinn?“
„Nein, nein, ‚Selfridges‘ ist in Ordnung“, gab Megan sich geschlagen.
Einige Stunden später hatte Megan außer „Selfridges“ noch einige andere exklusive Läden hinter sich gebracht und festgestellt, dass sie mit Alessandros Kreditkarte eine ganz andere Welt betrat. Zwar ließ sie sich von ihm nichts kaufen, was nicht mit dem Abend im Theater in Verbindung stand, war aber doch am Ende des Bummels durch die teuersten Geschäfte der Stadt die stolze Besitzerin eines märchenhaften Kleides, eleganter Pumps, eines himmlisch weichen Mantels aus feinstem Kaschmir, einer Auswahl an teurem Make-up, das sie sich niemals geleistet hätte, und kostbaren Schmucks, den sie jedoch entschlossen war, am Ende dieses Tages Alessandro zurückzugeben.
Als sie sich beim Mittagessen in einem der ersten Restaurants Londons stärkten, war es ihr wichtig, ihm das auch deutlich zu sagen. „Den Schmuck kann ich auf keinen Fall behalten, Alessandro. Zu welchem Anlass sollte ich ihn auch tragen? Und was den Mantel betrifft … er ist wundervoll, aber irgendwie fühle ich mich nicht wohl dabei, so teure Geschenke von dir anzunehmen.“
Alessandro verkniff sich die Bemerkung, dass er für die Frauen, mit denen er in den vergangenen Jahren ausgegangen war, ganz andere Summen ausgegeben hatte. Frauen, die keinerlei Gewissensbisse hatten, kostbare Geschenke von ihm anzunehmen. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass diese Enthüllung bei Megan nicht gut ankommen würde.
Genauso verschwieg er ihr, dass er normalerweise nicht selbst zum Einkauf mitging, sondern diese Aufgabe an seine persönliche Assistentin delegierte. Überdies behielt er auch für sich, dass ihm der kleine
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