Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
gutverdienender Mann keine Betriebswirtin geheiratet. Er hätte eine Stewardess oder Sekretärin oder seine Freundin aus der Highschool genommen, die ihm mit ihrem Job sein Studium finanziert hat. Aber heutzutage finden sich häufig Paare mit gleichem Ausbildungsstand zusammen. Einem Pascha von der Wall Street genügt es nicht, ein Fotomodell zu heiraten: Er muss die beeindruckendste Frau in seinem Studienfach heiraten – und sie dann, wie Lewis schreibt, aus dem Beruf drängen. Für Frauenrechtlerinnen ist das empörend: Zahllose potenzielle weibliche Führungskräfte werden der Gier und den egoistischen Anforderungen ihrer Ehemänner geopfert. Frauen, die Höheres anstreben, tun daher gut daran, folgenden Rat zu beherzigen: Wenn Sie beim Studium einen Mann kennenlernen und annehmen, dass er eines Tages sehr erfolgreich sein wird, lassen Sie besser die Finger von ihm. Heiraten Sie lieber einen aus dem mittleren Management.
Zumindest sollte sich eine erfolgsorientierte Frau jemanden suchen, der versteht, dass ihre Karriere genauso wichtig ist wie seine. Man sollte meinen, dass eine starke Frau den Anteil ihres Ehemannes an ihrem Erfolg herunterspielen würde, dass sie darauf besteht, dass sie es trotz des Mannes in ihrem Leben geschafft hat. Doch in einer neuen Wendung eines alten Themas erklärten die erfolgreichen Frauen, mit denen ich mich unterhielt, sie seien völlig auf ihre Männer angewiesen. Für alle war das die wichtigste Erfolgsregel: »Augen auf bei der Partnerwahl. Ich formuliere das oft als Witz, aber es gibt kaum eine so wichtige Entscheidung, eine Entscheidung von solcher Tragweite – positiv wie negativ – für die eigene Karriere«, erklärt Sallie Krawcheck. Sheryl Sandberg sagt Frauen bei jedem Vortrag: »Ihre wichtigste Karriereentscheidung ist die Wahl Ihres Ehemannes.« Und abhängig von ihrem Publikum fügt sie manchmal noch hinzu: »Wenn Sie lesbisch sein können, dann entscheiden Sie sich dafür.« Viele besonders erfolgreiche Frauen – die ehemalige Hewlett-Packard- CEO Carly Fiorina, Indra Nooyi oder Tina Brown, die Herausgeberin von The Daily Beast und Newsweek – erklären, ihre Ehemänner hätten ihren Erfolg erst möglich gemacht. »Ich hatte mit meinem Mann echt Glück«, meint etwa Nooyi, die aus einer traditionellen indischen Familie stammt und einen Inder heiratete, Rajkantilal Nooyi. »Er hat mich massiv unterstützt. Ich glaube nicht, dass ich so hätte arbeiten können, wenn ich daheim nicht diese Unterstützung gehabt hätte.«
Mit Mitte zwanzig hatte ich einen festen Freund, den ich direkt nach dem College kennengelernt hatte. Wir reisten zusammen, gaben uns gegenseitig Bücher zum Lesen und redeten über Politik. Ich hatte gerade begonnen, als Journalistin zu arbeiten, und er lobte großzügig meine Artikel. Wenn ich ihn gefragt hätte, wie es ihm gefallen würde, wenn seine Frau arbeiten würde, hätte er gesagt, er würde das voll unterstützen. Aber ich spürte, dass das nicht stimmte. Ich erkannte das daran, wie er über seine Mutter und ihren Versuch sprach, noch spät im Leben Karriere zu machen. Daran, wie er darüber redete, was seine zukünftigen Kinder im Sommer tun würden. Daran, dass er große Ambitionen hatte, die kaum Platz für Ablenkungen ließen. Ich tat gut daran, genau auf diese Hinweise zu achten: Heute ist er unglaublich reich, und seine hochqualifizierte Frau arbeitet nicht.
In der amerikanischen Wirtschaft verdient eine alleinstehende kinderlose Frau unter dreißig mehr als ein alleinstehender kinderloser Mann. Das heißt, dass in der Elite, deren Mitglieder meist spät heiraten, eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür besteht, dass die Frau bei der Eheschließung mehr verdient als der Mann. Frauen können lernen zuzulassen, dass diese Anfangskonstellation den Rhythmus der Ehe vorgibt, und sollten dem Impuls widerstehen, immer nachzugeben. Eine frustrierte Freundin mit Baby sagte einmal über ihren Mann, der Anwalt wie sie ist: »Es ist ja nicht so, dass sein Job weniger flexibel ist. Nein, er ist weniger flexibel, was seinen Job betrifft.«
Vor der Hochzeit ging auch Emily Whites Mann davon aus, dass sie wahrscheinlich diejenige sein würde, die sich um den Großteil des Haushalts kümmern würde. Doch er hat gelernt, sich anzupassen. Er hat eine eigene Investmentfirma, die ihn fordert, ihm aber dennoch mehr Freiraum lässt, als Emily in ihrem Beruf hat. Er macht jetzt »den Großteil des Haushalts«, sagt White – er kümmert sich um die
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