Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
Beispiel als Frau, die sich in der Welt draußen engagiert. Dazu hätte ich eine kleine gemeine Geschichte: Als mein erstes Kind in der Vorschule war, hörte ich zufällig das Gespräch zwischen einer Mutter und ihrer Tochter, die in dieselbe Klasse ging. Die Mutter war der Typ Frau, von dem es viele an der Schule gab, eine Anwältin, die einen Lobbyisten mit einem richtig guten Einkommen geheiratet und dann aufgehört hatte zu arbeiten. Die Mutter erklärte gerade, dass sie sich am Nachmittag zusammen ein paar Grundschulen ansehen würden, weil es wichtig sei, die richtige Schule auszusuchen, damit die Tochter eine tolle Ausbildung erhalte und ihr das Lernen Spaß mache. »Warum ist das so wichtig«, fragte die Tochter, »wenn ich später einfach nur eine Mami wie du bin?« Autsch.
Oft lassen sich die Zeitprobleme der Mütter ganz einfach lösen, doch die Frauen wollen sich nicht darauf einlassen. Als Lösung gibt es zum Beispiel Ehemänner. Während ich an diesem Kapitel arbeite, packt mein Mann das Auto, um mit unseren drei Kindern zum Ferienhaus seiner Eltern in Vermont zu fahren. Er fährt ohne mich mit ihnen in Urlaub, weil ich mein Buch fertigschreiben muss und er mir Zeit und Freiraum für meine Arbeit geben will. Eine sehr großzügige, liebevolle Tat. Dennoch hege ich Gedanken, die nicht gerade von Dankbarkeit geprägt sind: Für das jüngste Kind packt er die falschen Stiefel ein, für das mittlere die falschen Handschuhe, und die Älteste ist drauf und dran, ihre Bücher zu vergessen. Er nimmt die Wasserflasche mit dem kaputten Deckel und eine riesige Tüte Salzbrezeln anstelle kleiner Tütchen mit, die er im Auto viel einfacher verteilen könnte. Ich male mir bereits aus, wie sich die Kinder Finger und Zehen abfrieren und die Tüte mit den Brezeln fallen lassen, nachdem sie sich davor erbittert gestritten haben, wer sie auf dem Schoß haben darf. Die Brezeln purzeln heraus und verteilen sich fein säuberlich unter den Fußmatten im Auto.
Aber ich reiße mich zusammen, verdränge die Bilder aus meinem Kopf und sage nichts. Erstens wäre es nicht fair. Einem Kollegen, der einen Artikel für mich geschrieben hat, weil ich ihn darum gebeten habe, würde ich nie sagen, er hätte alles falsch gemacht, nur weil ich die Sache anders angehen würde. Zweitens spielt es keine Rolle. Elf Jahre Elternschaft und drei Kinder haben mich gelehrt, dass es ganz ehrlich wirklich keine Rolle spielt. Ferienerinnerungen bestehen nicht aus kalten Fingern und zermatschten Brezeln. Die Kinder können Stiefel von den Nachbarn leihen und den Besuch gleich zum Anlass nehmen, die Nachbarskinder zu einer Schneeballschlacht herauszufordern. Wahrscheinlich werfen sie die Brezeln ohnehin aus dem Fenster und gehen in einem netten Lokal essen. Und ich bekomme in der Zwischenzeit mein Buch fertig, so einfach ist das.
Sobald man anfängt, das Baby »mein Baby« zu nennen, hat man ein Problem. Gleichberechtigung ist nicht nur am Arbeitsplatz eine tolle Sache, sondern auch daheim. In ihrem Buch Getting to 50/50 weist Sharon Meers, ehemalige Führungskraft bei Goldman Sachs und heute bei eBay tätig, darauf hin, dass die Einbeziehung des Vaters ein entscheidender Faktor für den späteren Erfolg eines Kindes ist. In einer umfassenden Studie des amerikanischen Bildungsministeriums korrelierten die Noten eines Kindes damit, wie oft der Vater bei einer Schulveranstaltung anwesend war; dieser Faktor schlug stärker zu Buche als alle anderen untersuchten Aspekte. Kinder mit engagierten Vätern haben im Alter von drei Jahren einen höheren IQ und ein stärkeres Selbstwertgefühl. Töchter haben später seltener häufig wechselnde Partnerschaften.
Die Verteilung der Kinderbetreuung auf Mütter wie Väter ist nicht nur eine Frage der Logistik, sondern erfordert auch die Auseinandersetzung mit tiefsitzenden, lähmenden Vorstellungen, die Frauen hegen, noch bevor sie überhaupt Kinder haben.
Sheryl Sandberg von Facebook sprach in ihrem TED -Talk von 2010 über das Thema Frauen und Berufstätigkeit und brachte das Problem mit der prägnanten Formulierung »Verabschieden Sie sich nicht schon vorzeitig aus Ihrem Job« auf den Punkt. Sie bezog sich dabei auf die Geschichte einer jungen Mitarbeiterin bei Facebook, die zu ihr kam und sich den Kopf darüber zerbrach, wie sie Arbeit und Kind unter einen Hut bringen sollte. Die Frau wirkte noch sehr jung, daher fragte Sandberg: »Sie und Ihr Mann denken also darüber nach, ein Kind zu bekommen?« Wie sich
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