Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
Rechnungen, repariert tropfende Wasserhähne, besorgt das Abendessen und plant die seltenen Urlaubsreisen. Sie bringt jeden Morgen ihr Kind in die Schule, aber er übernimmt die abendliche Übergabe des Kindes von der Nanny – »vermutlich das größere Opfer«, gibt sie zu, damit sie abends länger arbeiten kann. White hat ihn ganz bewusst als Ehemann gewählt, weil sie, als sie sich kennenlernten, bereits wusste, dass er, gleich wie seine Weltanschauung aussah, der Typ Mann war, der »offen dafür war, sich diese Weltanschauung gehörig durcheinanderwirbeln zu lassen«. Whites persönliche Erfahrung hat bei ihr den Eindruck hinterlassen, dass »die Männer hier« – im Silicon Valley – »diese Situation mehr und mehr akzeptieren. Hier ist es keine Schande, wenn sich der Mann mehr um die Kinder kümmert.«
Vor ein paar Jahren schrieb ich für die Zeitschrift The Atlantic einen Artikel über das Stillen mit dem Titel: »Argumente gegen das Stillen«. Das war ein bisschen überspitzt formuliert – ich verstehe vollkommen, dass Stillen nachweislich gesundheitliche Vorteile für das Kind hat. Aber ich vertrat den Standpunkt, dass diese Vorteile nicht so gravierend sind, dass sie automatisch alle anderen Argumente, die dagegen sprechen, zunichtemachen. Ich kam zu dem Schluss:
Insgesamt betrachtet ist Stillen wahrscheinlich das Beste. Aber es ist nicht so viel besser, dass man einen Verzicht aufs Stillen als »Gefährdung der öffentlichen Gesundheit« wie etwa das Rauchen einstufen könnte. Nach allem, was wir bisher wissen, scheint es angebracht, die gesundheitlichen Vorteile des Stillens auf der Pro-Seite zu verbuchen und andere Faktoren – Anstand, Unabhängigkeit, Beruf, Vernunft – auf der Kontra-Seite. Dann kann man die einzelnen Punkte einander gegenüberstellen und sich entscheiden. Doch heutzutage, wo Eltern vor jedem möglichen Risiko zurückschrecken, wird das nicht so gehandhabt.
Ich habe erlebt, dass viele Freundinnen fast gekündigt haben, weil sie nicht aufhören wollten zu stillen oder sich nicht den Stress machen wollten, bei der Arbeit Milch abzupumpen. In dieser kurzsichtigen, verzweifelten Phase der frühen Mutterschaft verkürzt sich die Sichtweise der Mütter darauf, dass sie ihr Kind praktisch verhungern lassen, wenn sie ihrem beruflichen Ehrgeiz nachgeben würden.
Selbst nach all den Jahren in der Arbeitswelt neigen Frauen dazu, Entscheidungen bezüglich ihrer Kinder darauf zu reduzieren, dass sie zwischen den selbstsüchtigen Wünschen einer Mutter und den Bedürfnissen des Kindes wählen müssen. Aber das ist eine sehr begrenzte Sichtweise. Es mag viele überraschen, doch laut einer Untersuchung zur Zeiteinteilung im vergangenen Jahrhundert, einer Zeit also, als Frauen immer stärker in die Arbeitswelt drängten, verbringen Frauen heute mindestens genauso viel oder sogar mehr Zeit mit ihren Kindern als in früheren Jahrzehnten. Eine Studie kam sogar zu dem Ergebnis, dass sich seit 1995 die Zeit, die Frauen mit ihren Kindern verbringen, fast verdoppelt hat auf heute 21,2 Stunden die Woche. Ich habe diese Statistik bereits in mehreren verschiedenen Studien gesehen, aber noch keine Erklärung dafür gefunden. Sie bestätigt jedoch etwas ganz eindeutig: Eines kann man uns als Elterngeneration definitiv nicht vorwerfen: Vernachlässigung.
Als Journalistin hatte ich einmal die Aufgabe, über eine umfassende Studie des National Institute of Child Health aus dem Jahr 2006 zu berichten. Mein Redakteur hatte sie mir als Untersuchung beschrieben, die bewies, dass Kinder in Kindertagesstätten mehr Wutanfälle hätten, denn so war das Ergebnis von den Nachrichtenagenturen zusammengefasst worden. Tatsächlich zeigt die Studie – eine der längsten und umfassendsten, die je gemacht wurden – , dass es bei der kognitiven Entwicklung oder beim Verhalten praktisch keine Unterschiede zwischen den Kindern gibt, die zu Hause bei der Mutter, zu Hause mit einer Nanny oder in einer Kindertagesstätte aufwachsen. Eine kleine Minderheit von Kindern, die viele Stunden in der Kindertagesstätte waren, zeigte einige Verhaltensauffälligkeiten, die jedoch laut Studie mit der Zeit wieder verschwanden. Doch unabhängig von den Ergebnissen hielt sich die Mär von den selbstsüchtigen Müttern.
Bei der Diskussion über Kinderbetreuung werden nur allzu oft die Vorteile vergessen, die eine arbeitende Mutter für die Familie mit sich bringt; nicht nur ihr Gehalt und ihre berufliche Erfüllung, sondern auch ihr
Weitere Kostenlose Bücher