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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Rosin
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entsteht aus einer kleinen Differenz diese gigantische Lücke?
    Ein erster Hinweis ergibt sich aus der Tatsache, dass zwischen Männern und kinderlosen Frauen kaum ein Einkommensunterschied besteht. Die Entwicklung ist daher offensichtlich: Frauen mit Kindern arbeiten weniger oder suchen sich ein Arbeitsverhältnis, das familienfreundlicher ist. Eine völlig vernünftige Reaktion auf ein Arbeitsumfeld wie in den USA , wo kaum beachtet wird, dass die Erwachsenen, die jeden Tag zur Arbeit erscheinen, nebenbei noch Kinder großziehen.
    Aber Kinder sind nicht die einzige Erklärung, oder vielleicht sind Kinder auch ein Vorwand für die allgemeinere Abneigung der Frauen, sich durchzusetzen und zu kämpfen, die bei ihnen Ende zwanzig einsetzt und mit dreißig und vierzig in voller Blüte ist.
    »Mangelt es Frauen an Ehrgeiz?«, fragte die Psychologin Anna Fels daher in einem 2004 erschienenen Artikel in der Harvard Business Review . Sie beginnt mit der prägnanten Schilderung einer Frau, die ein schmutziges Geheimnis aus ihrer Kindheit beichtet: Einst hatte sie ihr Tagebuch mit dem Satz »Ich möchte berühmt werden« vollgekritzelt. Ein schmutziges Geheimnis, weil sich die Vierzigjährige immer noch dafür schämte. Welcher Typ Frau läuft schon herum und verkündet allen, dass sie berühmt werden möchte?
    Fels kommt zu dem Schluss, dass Frauen diese Prahlerei mit den Jahren ausgetrieben wird. Sie bewahren sich ihren kindlichen Stolz auf das, was sie erreicht haben, für sich selbst, verlieren aber den Antrieb, dafür Anerkennung bei anderen einzufordern. Sie verlieren den Ehrgeiz an sich. »Die Frauen, die ich interviewte, hassten sogar das Wort«, schreibt Fels. »Sie assoziieren ›Ehrgeiz‹ automatisch mit Egoismus, Selbstgefälligkeit, Geltungsbedürfnis oder der Manipulation anderer, um die eigenen Ziele zu erreichen. Sie würden niemals zugeben, dass sie ehrgeizig sind. Stattdessen sagten sie mir immer wieder: ›Das kommt nicht von mir. Das kommt von der Arbeit.‹«
    Stellen wir uns ein Videospiel namens »Ambition Killer« vor. Ein Mädchen beginnt sein Leben mit einer bestimmten Menge Ehrgeizpunkte und stößt dann auf verschiedene Hindernisse, die ihm diese Punkte abnehmen: Ehemann, Kinder, ein starrköpfiger Chef, keine flexiblen, familienfreundlichen Bedingungen bei der Arbeit, die Verlockung eines faulen Nachmittags unter der Woche. Es gibt viele Möglichkeiten, warum Frauen althergebrachte Wege beschreiten und den Willen verlieren, für das zu kämpfen, was sie wollen. Manchmal spüren Frauen den Druck der Gesellschaft, die eine beruflich ehrgeizige Mutter als selbstsüchtig darstellt, als Frau, die ihre Interessen über die ihrer Kinder stellt. Manchmal – und das ist besonders schwer – sehen Frauen einfach keinen größeren Reiz darin, ihre mittleren Jahre damit zu verbringen, in einer Firma die Karriereleiter zu erklimmen, anstatt ausschließlich Mutter zu sein oder auch einfach nur ein Buch in einem Café zu lesen.
    Die Studie an den Absolventen der Chicago Business School zeigte eine merkwürdige Aufspaltung. Die Frauen fingen mit einem Einkommen von 115 000 Dollar im Schnitt an. Danach heirateten viele, manche Männer, die mehr oder weniger so viel verdienten wie sie, andere dagegen heirateten Männer, die viel mehr verdienten. Die Frauen, die einen solchen »Großverdiener« ehelichten, was in der Studie bedeutete, dass er mehr als 200 000 Dollar im Jahr verdiente, und dann Kinder bekamen, hörten viel häufiger auf zu arbeiten als Frauen mit einem Partner, der weniger Einkommen hatte. Sie erklärten sich auch zu einem größeren Teil verantwortlich für die Erziehung und Betreuung der Kinder – 52 Prozent im Vergleich zu 32 Prozent bei den Frauen mit geringer verdienenden Männern.
    Die hier zugrunde liegende Tragik wurde in einem Leitartikel von Michael Lewis mit dem Titel »How to Put Your Wife Out of Business« perfekt zum Ausdruck gebracht. Der 2005 in der Los Angeles Times erschienene Artikel grenzte an Satire: »Es gab einmal eine kurze Zeit, etwa von 1985 bis1991 , in der erfolgreiche Männer ihren Status damit demonstrierten, dass sie ebenso erfolgreiche Frauen mit hochbezahlten Jobs heirateten. Doch diese Zeit ist vorbei. Heute demonstriert ein Mann seinen sozialen Status mit dem schönsten bürgerlichen Schmuckstück, das er finden kann – er sucht sich die bestbezahlte Frau in einer höchst angesehenen Position und schaltet sie durch Heiraten aus.«
    Vor langer Zeit hätte ein

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