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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Rosin
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Parole, die Park im einen Jahr ausgab. »Härter arbeiten«, lautete sie im nächsten.) Das Land führte eine extrem schwierige landesweite Prüfung ein, um festzulegen, welche Universität seine Studenten besuchen und wo sie nach dem Studium arbeiten würden – ein weiteres konfuzianisches Erbe. Das System fördert stillschweigend die extreme Konkurrenz an den Universitäten, und die meisten Oberschüler besuchen sechs Tage die Woche private Nachhilfeschulen, die sie auf die Prüfungen vorbereiten und bis Mitternacht oder noch länger unterrichten. In der Folge kam Korea in den Pisa-Studien in Mathematik und Leseverständnis auf einen der ersten fünf Plätze und konnte diese Spitzenpositionen seither halten.
    Die Regierung forderte auch die Frauen auf, sich zu bilden, und sie taten wie geheißen. Viele Frauen zogen in die Städte und besuchten eine Hochschule. Sie erwiesen sich als ungeheuer flexibel und ehrgeizig und stiegen mit geradezu unglaublicher Geschwindigkeit in der Arbeitswelt auf. Dabei standen sie in den frühen 1990er Jahren ihr Sekretärinnenzeitalter durch, als von den Frauen erwartet wurde, dass sie ihren männlichen Kollegen Tee und Kaffee servierten, und sie in vielen Büros eine Uniform tragen mussten, mit der sie wie Stewardessen aussahen. Doch diese Phase ging schnell vorüber. Im vergangenen Jahr schrieben sich an den koreanischen Hochschulen mehr Frauen als Männer ein, und die nunmehr gebildeten Frauen tun ihr Bestes, um auch in ehemals reine Männerdomänen wie zum Beispiel Medizin, Recht, Technik und Finanzen vorzudringen. Auch bei den (vorwiegend staatlichen) Stellen, bei deren Besetzung die Examensnoten das einzige Kriterium sind, haben die Frauen die Männer überholt. In den letzten paar Jahren stellten sie 55 Prozent der Absolventen der extrem schwierigen Prüfung für den Auswärtigen Dienst mit der Folge, dass das südkoreanische Außenministerium eine Mindestquote für Männer einführte.
    Durch diese Veränderungen begann die traditionelle patriarchalische Ordnung schon bald zu erodieren, ohne dass dies jemand vorausgeahnt oder geplant hätte. Im Jahr 1991 wurden die Gesetze des Landes so geändert, dass Frauen nach einer Scheidung das Sorgerecht für ihre Kinder bekommen und Besitz erben konnten. Im Jahr 2005 schaffte die Regierung das Gesetz ab, das den Mann automatisch zum Familienoberhaupt machte, und erlaubte Frauen, Kinder auch unter ihrem eigenen Familiennamen registrieren zu lassen. Noch 1985 sagte die Hälfte aller Frauen in einer landesweiten Umfrage, dass sie »unbedingt einen Sohn haben« müssten. Ihr Anteil nahm bis 1991 langsam ab und sank dann rapide, bis er 2003 nur noch knapp über 15 Prozent betrug. In der letzten Befragung im Jahr 2010 gaben etwa 40 Prozent der Mütter und Väter an, dass sie lieber eine Tochter hätten, etwa 30 Prozent wollten lieber einen Sohn, und der Rest sagte, er habe keine Präferenz. Die Vorliebe für das männliche Geschlecht in Südkorea »ist vorbei«, meint Monica Das Gupta, eine Demografin und Asienexpertin bei der Weltbank. »Es ging sehr schnell. Es ist schwer zu glauben, aber es stimmt.«
    Gegenwärtig steckt Südkorea in einer wirtschaftlichen und kulturellen Krise. Die extrem moderne, auf Prüfungen beruhende Meritokratie, die die Regierung etablierte, war in ein altmodisches Patriarchat eingebettet. Heute jedoch befinden sich die beiden Systeme im Konflikt, und im Zentrum dieses Konflikts stehen die koreanischen Frauen. Sie werden von der Gesellschaft mit den gemischten Botschaften konfrontiert, dass sie fleißig studieren und mörderisch arbeiten und zugleich irgendwie auch elegante Frauen und altmodische Ehefrauen bleiben sollen.
    Ich wählte Südkorea für einen Besuch, weil der Kollisionskurs dort so offensichtlich ist, aber ich hätte genauso gut eine ganze Reihe anderer Staaten in Asien, Lateinamerika, dem Nahen Osten und letztlich auch Afrika wählen können. Überall auf der Welt bilden sich die Frauen und erwerben Qualifikationen. Rund um den Erdball werden Volkswirtschaften vom Erfolg der Frauen und sogar von deren entfesseltem Ehrgeiz abhängig. Aber überall auf der Welt widersetzen sich auch verschiedene Ausprägungen der Machokultur der Veränderung.
    In den lateinamerikanischen Ländern wird der Aufstieg mehrerer Länder aus der Armut laut einem neueren Bericht der Vereinten Nationen auf den schnellen Eintritt gebildeter Frauen in die Arbeitswelt zurückgeführt. Doch der lateinamerikanische Machismo hat sie

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