Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
Geburtenrate der Welt. Und von den zehn Ländern mit den niedrigsten Geburtenraten liegen fünf in Asien.
Zahlreiche koreanische Frauen versuchen inzwischen, eine Eheschließung zu vermeiden. Auch das ist revolutionär für ein Land, das besonders lange am Mythos von der Braut als Prinzessin festhielt. Im Jahr 2010 heiratete eine koreanische Frau im Durchschnitt mit zweiunddreißig zum ersten Mal, sechs Jahre später als eine Frau in den Vereinigten Staaten. Obwohl Scheidungen in der asiatischen Gesellschaft immer noch ein Tabu sind, hat sich die Scheidungsrate in Südkorea seit den 1990er Jahren verdreifacht. Jede fünfte südkoreanische und taiwanische Frau zwischen dreißig und vierzig ist unverheiratet. In Japan gilt das sogar für jede dritte Frau dieser Altersstufe, und wie Demografen schätzen, wird die Hälfte dieser Frauen unverheiratet bleiben.
Die asiatische Presse ist voll mit leicht herablassenden und manchmal auch feindseligen Artikeln über die neue Spezies der asiatischen Powerfrau. In Südkorea wird sie als Alphafrau, King-Kong-Frau (ein Begriff, der von der französischen Feministin Virginie Despentes geprägt wurde), aber auch als (angeblich vertrocknete und einsame) Trockenfisch-Frau bezeichnet. Am häufigsten jedoch ist das halboffizielle »Goldfräulein«. Es ist von den koreanischen Behörden als eine unverheiratete Frau über dreißig definiert, die umgerechnet mindestens 40 000 Dollar verdient. »Es ist nicht alles Gold, was glänzt«, heißt es in einem Artikel über die Goldfräulein, der ursprünglich in der taiwanischen Zeitung China Post erschien. Sie »geben ihr Geld typischerweise für Mode, Kosmetik, Schönheitsoperationen, Reisen oder Ehevermittlungsinstitute aus«, geht es in dem Artikel weiter, an dessen Ende folgende Warnung steht: »Eine Hausfrau hat Kinder und einen Ehemann, selbst wenn sie kein Geld hat. Das Goldfräulein wird ohne Geld ihr Leben jedoch leer finden.«
Seit sich Yeeun Kim von ihrem Freund trennte und mit dem Debattieren begann, versucht sie einen neuen Mann zu finden. Doch die Begegnungen verlaufen immer nach demselben Muster. Wenn sie jemanden anziehend findet, versucht sie zunächst, ihn zu beeindrucken. »Ich versuche, seinen Erwartungen zu entsprechen«, sagt sie. »Ich bin sehr ruhig, und wenn ich spreche, dann nur mit gesenkter Stimme. Im Restaurant lasse ich ihn die Gerichte auswählen und esse nur wenig. Und wenn er bestellt, sage ich zum Schein: ›Oh, das ist ja genau, was ich will.‹« Doch sie hält es nicht durch. Am Ende versucht sie jedes Mal, ihn dazu zu bringen, dass er seine Vorstellungen ändert, »aber das ist fast unmöglich. Und dann fange ich an, das Interesse zu verlieren.« Einmal bat ich Yeeun, mir zu zeigen, wie sie sich verstellt, um im Restaurant den Erwartungen eines potenziellen Freundes zu entsprechen. Sie hielt sich geziert den Handrücken vor den Mund und kicherte leise, aber dann nahm sie voller Abscheu die Hand wieder weg. »Ich kann das nicht mehr.« Sie weiß, dass sie ein Kind will, aber eine Ehe? »Ich habe Angst davor.« Sie vermutet, dass ihre Mutter mit ihrem Vater unglücklich war, weil er sie ignorierte. »Er nahm seine Ansichten wichtiger als ihre, und sie konnte ihre Träume nicht verwirklichen.«
Yeeun gehört nicht zu den verwöhnten und arroganten Frauen an der Ewha-Universität. Die Tochter eines Militärpfarrers hat auch harte Zeiten erlebt und »schon immer mit einer gewissen Verzweiflung versucht aufzusteigen«. Als sie ein kleines Mädchen war, sagte ihre Mutter, sie werde eine »internationale Führerin« oder ein »weiblicher CEO « werden, ohne dass sie wirklich wusste, was das bedeutete. Ihre Eltern sprachen kein Englisch und reisten niemals ins Ausland. Sie verbesserte ihr Englisch vor allem durch Disney-Videos. Sie behauptet, dass sie in der Highschool eine der schlechtesten Schülerinnen ihrer Klasse war und das erst anders wurde, als sie mit dem Debattieren begann. »Ich änderte meinen Traum«, sagt sie. »Ich erkannte, dass ich in einer Debatte viele großartige, intelligente Leute überzeugen kann. Also sagte ich meinem Vater, dass ich eine erfolgreichere Frau sein wollte.«
Wie ein Ehemann in ihren neuen Traum passen würde? »Ich fürchte, er würde mich in meinen Lebensstil und bei der Verfolgung meiner Ziele beeinträchtigen«, sagt sie. »Wenn ich heirate und dann ein ganz unglückliches Leben führe, was hat das für einen Sinn?«
ICH BIN EINE BÖSE FRAU
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