Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

bis jetzt aus den Spitzenpositionen ferngehalten. Ein anderer Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass lateinamerikanische Unternehmen weniger Frauen in Führungspositionen haben als Unternehmen in fast allen anderen Weltregionen. In Mexiko versuchten zwei Abgeordnete kürzlich, ein Gesetz durchzubringen, das Frauen mit Kindern dazu verpflichtet hätte, jede Woche eine bestimmte Anzahl von Stunden daheimzubleiben. Doch die Maßnahme wirkte eine Spur zu verzweifelt, und einer Fraueninitiative gelang es, das Gesetz zu verhindern.
    Tatsächlich entwickelt sich das Ausmaß, in dem ein Land dem Aufstieg der Frauen positiv begegnet, zu einem Indikator für wirtschaftlichen Erfolg. Im Jahr 2006 gründete die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ( OECD ) die sogenannte Gender, Institutions and Development Database, die die wirtschaftliche und politische Macht der Frauen in 160 Ländern misst. Mit wenigen Ausnahmen ist der wirtschaftliche Erfolg eines Landes umso größer, je mehr Macht die Frauen dort haben. Mehr und mehr Hilfsorganisationen erkennen diesen Zusammenhang und drängen darauf, Hilfen entweder in weibliche Kanäle zu lenken oder in etwa 100 Staaten politische Frauenquoten zu etablieren, um durch diese Zwangsmaßnahme mehr Frauen an die Macht zu bringen und das Schicksal dieser Länder zu verbessern. In vielen Staaten ist es nur möglich, Frauen zu fördern, indem man mit großer Vorsicht lokale Sitten umschifft, nach denen Geld und Macht ausschließlich den Männern vorbehalten sind.
    Die Frauen setzen sich durch, und ihr Erfolg verursacht auf der ganzen Welt kulturelle Umwälzungen. Der spanische Demograf Albert Esteve verfolgt den globalen Aufstieg der Frauen und seine Auswirkungen auf eheliche Strukturen. Die wachsende Bildung der Frauen auf der ganzen Welt ändert radikal den Lauf der Dinge. Historisch hatten Frauen die Tendenz, Männer zu heiraten, die gebildeter waren als sie oder einen höheren Status hatten. Aber dadurch, dass sie sich immer besser qualifizieren, kommt dieser Trend auf der ganzen Welt zum Erliegen und ist in einigen Ländern sogar im Begriff, sich umzukehren. In Frankreich, Ungarn, Israel, Portugal, Brasilien, Weißrussland, der Mongolei, Kolumbien und einer Handvoll weiterer Staaten heiratet die Mehrheit der Frauen inzwischen Männer, die einen geringeren Status haben oder weniger gebildet sind.
    In Spanien finden manche Männer einen Weg, diesem beunruhigenden neuen Phänomen wenigstens vorläufig auszuweichen. Statt eine erfolgreiche spanische Frau zu heiraten, wählen sie sich ihre Partnerin unter den zahlreichen lateinamerikanischen oder osteuropäischen Immigrantinnen aus. »Wenn ein hiesiger Mann eine Frau aus Kolumbien heiratet, ehelicht er die Art von Frau, die er vor 50 Jahren in Spanien geheiratet hätte«, sagt Esteve. Ehrgeizige spanische Frauen suchen sich unterdessen Ehemänner unter den Deutschen oder den Schweden, die nach Spanien kommen. »Ich nehme an«, fügt Esteve hinzu, »diese Frauen heiraten die Art von Männern, die sie heute in fünfzig Jahren in Spanien finden würden. Die spanischen Männer suchen nach einer Frau aus der Vergangenheit, während die Frauen den Mann der Zukunft suchen.«
    Die spanischen Männer haben nur das Problem, dass sich auch die kolumbianischen Frauen entwickeln. Lateinamerika liegt bei dem aktuellen Trend im Rückstand, weil die Berufschancen generell schlechter sind und die Mieten in der Stadt hoch. Trotzdem gehen auch dort immer mehr Frauen auf die Universität und verschieben ihre Heirat auf später. »In sehr vielen dieser Länder erkennen die Männer nicht, dass sich die Erwartungen der Frauen geändert haben«, sagt Esteve. »Die Frauen arbeiten, sind gebildet und wirtschaftlich unabhängig, und sie sind nicht mehr bereit, die alte Art von Ehe zu führen, in der sie für alles sorgen sollen. Dadurch entsteht eine Diskrepanz auf dem Heiratsmarkt.«
    In Asien ist diese Diskrepanz extrem. Wie die meisten asiatischen Länder besitzt auch Südkorea eine schnell alternde Erwerbsbevölkerung und eine sehr niedrige Geburtenrate. Das Land hat ein fast unendliches Potenzial für Wirtschaftswachstum, aber um es zu nutzen, wird es Arbeitskräfte brauchen. Im Augenblick jedoch genießen die koreanischen Frauen ihre neue Freiheit, zu arbeiten und zu leben, wie es ihnen gefällt, und haben keinen Anreiz, künftige Arbeiter zu gebären. Laut der Weltgesundheitsorganisation hatte Korea drei Jahre lang die niedrigste