Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
auf Jagdjacken, Flachmänner und alte Playboy -Ausgaben spezialisiert haben, einen Kitsch, der auf dieselbe ironisch-nostalgische Art wiederverwertet wird wie alte Abzeichen der Stalin-Ära, wenn sie in Moskauer Discos zur Schau gestellt werden. Diese Männer haben am College den einen oder anderen Kurs in feministischer Theorie besucht und vielleicht Judith Butler oder Kate Millett gelesen. Sie wissen, dass es für einen Mann im 21. Jahrhundert nicht mehr sonderlich cool ist, wenn er versucht, sich zu einem festen Bestandteil der herrschenden Klasse aufzuschwingen. Wenn diese Männer in die Vergangenheit zurückblicken, steht diese in Anführungszeichen.
Theoretisch sollte diese Einstellung den Übergang in die neue Weltordnung sehr erleichtern. Wohlhabende Männer sollten sich langsam an die neue, androgynere Welt an der Spitze anpassen, denn sie haben dort ein breites Spektrum von Möglichkeiten, während sie nicht mehr an der alleinigen Last der Verantwortung zu tragen haben. Doch die heranwachsende Generation der Fastverheirateten oder kürzlich Verheirateten wirkt leider alles andere als entspannt. Stattdessen tobt in dieser Kultur ein gewaltiger Kampf, in dem die Männer von dem Gespenst einer kommenden Apokalypse ihres Geschlechts verfolgt werden, obwohl es materiell und konkret nichts gibt, worüber sie sich beschweren müssten.
Schließlich fragte ich David nach dem Warum: Warum ist ihm etwas in der Praxis so wichtig, das ihm theoretisch ganz unwichtig ist? Warum ist es ihm so wichtig, dass er sogar eine Wohnung deshalb verliert?
»Der Grund ist ganz bestimmt nicht Missgunst.«
»Und eigentlich auch nicht Verwirrung.«
»Ich glaube, dass ich die Gefühle, die ich wegen meiner Situation empfinde, weder als positiv noch als negativ kategorisieren könnte.«
Und dann fällt ihm doch noch eine Antwort ein: »Es liegt daran, dass unsere Mannschaft verliert. Alles, was wir brauchen, um in der Welt, wie sie vermutlich in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren existieren wird, gut zurechtzukommen, sind Dinge, in denen meine weiblichen Freunde und Konkurrenten besser sind als ich. Besser sind als wir. Es ist mir sehr unangenehm, dass ich das jemandem sagen muss, die es drucken lassen wird, aber es ist die Wahrheit.«
Zwischen 1935 und 1936 interviewte die Soziologin Mirra Komarovsky 59 Familien, bei denen der Mann der einzige Ernährer gewesen war, dann aber seine Arbeit verloren hatte und mindestens ein Jahr arbeitslos gewesen war. Sie veröffentlichte die Ergebnisse 1940 in ihrer klassischen Studie über die Zeit der Weltwirtschaftskrise unter dem Titel The Unemployed Man and His Family. Die Arbeit bietet einen guten Einblick in den damals gültigen einfachen Vertrag zwischen Ehepaaren. Die verschiedenen Männer, die Komarovsky interviewte, waren mit den bescheideneren Verhältnissen unterschiedlich gut zurechtgekommen. Was mich jedoch am meisten verblüffte, als ich das Buch 80 Jahre später las, war die universelle Akzeptanz der Vorstellung, dass an alle Männer der Maßstab des »Ernährers« angelegt werden sollte. Ein Mann war so viel wert wie seine Stellung und der Lohn, den er erhielt, und zwar ohne Ambivalenzen und ohne multiple Schichten von Jack-Donaghy-Ironie. Wie Komarovsky erläutert, beruhte eine Ehe auf einer einfachen Gleichung: Der Ehemann sorgt für die Frau, und sie ehrt ihn und gehorcht ihm. »Eine Frau erwartete von einem Mann, dass er ein guter und zuverlässiger Arbeiter war, der für die Familie sorgte«, sagte eine gewisse Mrs Johnson. Wenn Erwartung A nicht mehr erfüllt wird, kann natürlich auch B nicht erfüllt werden. Konsequenterweise sagte eine Frau auf die Frage, wie es ihr mit der Arbeitslosigkeit ihres Mannes ginge: »Natürlich liebe ich ihn jetzt nicht mehr.« Und eine etwas nettere Ehefrau sagte: »Ich liebe ihn immer noch, aber er ist offenbar kein so ›großer‹ Mann mehr.«
Die Männer wiederum akzeptieren die Verkleinerung als ihr Schicksal, bezeichnen sich selbst als »gefallene Idole« und erzählen leidenschaftslos, dass ihre Kinder nicht mehr »Hi, Dad« sagen, wenn sie zur Tür hereinkommen. »Sie sind immer gekommen und haben mich umarmt, und jetzt höre ich kaum noch ein freundliches Wort von ihnen«, berichtet einer der Väter. Die einzelnen Geschichten sind herzzerreißend, doch die Einfachheit der Gleichung ist auch tröstlich, weil der alte Zustand so leicht wiederherstellbar ist. Alles wäre wieder in Ordnung, glauben beide Ehepartner, wenn der Mann
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