Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
Männern eine starke Stimmung von Widerwillen, Widerstand und manchmal sogar Rebellion gegen die neuen Zustände zu spüren. Ein Mann, mit dem ich sprach, setzte seine Frau im Gespräch aggressiv herab, er fälschte ihre Unterschrift auf Schecks und verschwendete ihr Vermögen, alles aus Eifersucht auf ihren beruflichen Erfolg. Ein anderer rächte sich im Schlafzimmer: Er gestand, dass er seine Frau als Entschädigung für seine Impotenz in anderen Lebensbereichen öfter zu gewalttätigem Sex zwang, als ihr angenehm war.
In traditionelleren, machohafteren Kulturen wird die Vorstellung von der Alphafrau noch weniger akzeptiert. In Spanien werden inzwischen fast 20 Prozent aller Ehen mit Ausländern geschlossen. Erfolgreiche Spanierinnen heiraten progressive Männer aus Belgien oder der Schweiz, während sich spanische Männer Frauen aus Ecuador oder Kolumbien aussuchen. In Südkorea und Japan importieren Männer aus ländlich geprägten Städten und neuerdings sogar aus Großstädten Frauen aus ärmeren asiatischen Ländern, die noch eine traditionellere Vorstellung von Ehe haben.
Aber selbst im Westen begegnet einem die jüngste Krise des Machismo auf Schritt und Tritt. Die Fernsehkomödien des Jahres 2010 waren voll von arbeitslosen Ehemännern, duckmäuserischen Freunden, Hausmännern, Karrierefrauen und einer erklecklichen Anzahl, die sich als Frauen verkleiden, um eine Arbeit zu bekommen. Zum ersten Mal wird eine ganze Menge Serien in der Annahme gedreht, dass Frauen arbeiten gehen, während Männer daheimbleiben, das Haus pflegen, den Kühlschrank mit fettarmem Joghurt bestücken oder so tun, als würden sie sich um das Baby kümmern, während sie ein Hockeyspiel anschauen. »Die Frauen übernehmen die Arbeit. Bald haben sie alles Geld und alle Macht, und dann fangen sie an, die Männer loszuwerden«, jammert ein Mann in der neuen Serie Work It. »Sie behalten nur noch ein paar von uns als Sexsklaven.«
Seit ein paar Jahren produzieren Liebeskomödien, Sitcoms und Werbung zahllose Variationen einer Figur, für die Jessica Grose von Slate den Begriff Omegamann geprägt hat, einer Männerfigur, dem das Omegamännchen im Wolfsrudel entspricht, das sich allen anderen Wölfen unterordnen muss. Dieser häufig arbeitslose, von einem weiblichen Liebesobjekt herausgeforderte Loser ist, wie die Figur des Ben Stone in dem Film Beim ersten Mal (und viele weitere Antihelden von Judd Apatow), manchmal ein ewiger Jugendlicher, oder er ist (wie der Protagonist in dem Film Greenberg von Noah Baumbach) ein reizloser Menschenhasser oder (wie in einem Werbespot für Budweiser Light) ein glücklicher Stubenhocker. Er kann süß, bitter, nostalgisch oder zynisch daherkommen, aber er wird immer von dem Gedanken verfolgt, dass er es nicht hinkriegt, ein Mann zu sein. »Wir sagen ›Mann‹ zueinander«, sagte der von Ben Stiller gespielte, stets bittere Roger Greenberg, »aber es ist ein Witz. Es ist, als ob man andere Leute imitiert.«
In vergangenen Jahrzehnten hatte der Loser im Film eine gewisse gebrochene Würde (wie Norm in der Fernsehserie Cheers über die gleichnamige kleine Bar). Er ist vielleicht arbeitslos und enttäuscht seine Frau, aber letztlich besitzt seine Männerhöhle mit ihrem gedämpften Licht und ihrer endlosen Prozession von Bierkrügen genauso viel Herz und Wärme wie jede liebevoll gezeichnete Problemfamilie. Frauen, die etwas aus sich machen wollen, sind in Cheers aus der Art geschlagen und zum Scheitern verurteilt. Sie kehren unvermeidlich irgendwann wieder in den Schoß der Bar zurück. In der neuen Ära jedoch sind die Rollen andersherum verteilt: Die Männerhöhle ist das, was geopfert werden musst. Ben Stone in Beim ersten Mal lebt von der Entschädigung, die er zehn Jahre zuvor nach einem Autounfall erhalten hat, und wohnt mit drei Männerfreunden, die eine pornografische Website betreiben, in einer WG . Er ist ein liebenswerter Faulenzer, während seine Freundin schrill und überaus ehrgeizig ist. Trotzdem ist es Ben, der sich ändern muss, und in der letzten Einstellung des Films sehen wir ihn als einen modernen, glücklichen Spielplatzvati. So geht das in der neuen Ära der Spielfilm-Ehen. Die Männer sind fast immer liebenswerter als ihre besseren Hälften, aber das bringt kaum noch etwas. Im epischen Krieg der Geschlechter müssen sie nun die weiße Flagge hissen und sich in die Welt der Frauen integrieren, wenn sie die Hoffnung auf ein gutes Leben nicht aufgeben wollen. Um zu gewinnen, müssen
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