Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
als unverheiratete. (Bei den Frauen gibt es keinen Unterschied.) Die Statistiker Bernhard Cohen und I-Sing Lee, die einen Katalog relativer Mortalitätsrisiken zusammengestellt haben, kamen zu dem Schluss, dass »unverheiratet zu sein eines der größten Risiken ist, das Menschen freiwillig eingehen«.
Natürlich ist es nichts Neues, dass Frauen fürsorglich sind und ihre Männer drängen, schnell zum Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen. Und vielleicht ist das schon immer so gewesen. Bemerkenswert ist jedoch die radikale Veränderung, was den Fokus der Wissenschaft betrifft. Studien über den »normalen« Mann, der die Zügel in der Hand hält, sind nicht mehr in Mode. Heutzutage verwendet die Sozialforschung ihre ganze Energie darauf, die neue Auffassung zu untermauern, dass die Männer zerbrechliche Abhängige geworden sind, die einen Beschützer brauchen; dass sie die Ehe nötiger haben als die Frauen und sie geradezu lebensnotwendig für sie geworden ist.
Viele Propheten einer neuen Männlichkeit würden diese Abhängigkeit als Fortschritt begrüßen. Nur wenn die Männer in ihren häuslichen Rollen flexibler werden, können sie sich aus der Rüstung befreien, in die sie von der Gesellschaft gesperrt worden sind. Der beharrlichste und bekannteste solche Prophet der Männerbewegung ist Warren Farrell, der The Liberated Man und in jüngerer Zeit den Bestseller Mythos Männermacht geschrieben hat. Seit Jahrzehnten befürwortet er eine »Modernisierung der Geschlechterrollen«, damit die Töchter die gleichen Chancen wie die Söhne bekommen. Frauen sollen den Beruf wählen können, den sie wollen, oder Teilzeit oder überhaupt nicht arbeiten, und das alles sollte von der Gesellschaft akzeptiert werden.
Kürzlich habe ich in Washington eine Podiumsdiskussion mit Farrell besucht. Er leitet eine Arbeitsgruppe, die als Beratungsgremium für das Weiße Haus einen White House Council on Boys and Men gründen soll. Dieser soll die Aufmerksamkeit auf die Leiden der zwangsweise zu Machos erzogenen Männer lenken. Farrell ist wie eh und je ein liebenswerter bärtiger Mann mit einer geübten, wenig bedrohlichen Stimme und zwanglos-kalifornischem Auftreten. Bei der Diskussion klagte er, dass wir unseren Männern beibringen würden, »wegwerfbar« zu sein, wenn wir sie in die Schlacht schicken oder ihnen bei Footballspielen zujubeln, obwohl wir wissen, dass sie verletzt werden könnten.
Er erzählt oft die Geschichte, wie er es so eilig hatte, sein Studium abzuschließen und endlich seiner Rolle als Familienernährer gerecht zu werden, dass er bei mehreren Promotionsprüfungen durchfiel. Diese Erfahrung lehrte ihn, dass Männer von ihrer beschränkten Vorstellung von Männlichkeit befreit werden müssen. Einige Aspekte seiner Zukunftsvision sind heute schon Realität geworden: Die jüngere Generation der Männer strebt tatsächlich eine gewisse Zufriedenheit im Beruf und ein vernünftiges Gleichgewicht in ihrem Leben an. Unsere Erwartungen an eine Vaterschaft haben sich seit den 1970er Jahren dramatisch verändert. Es gibt vielleicht noch nicht allzu viele Väter, die ganz zu Hause bleiben, aber ein Vater, der nie daheim ist, wenn die Familie zu Abend isst oder die Kinder ins Bett gehen, passt nicht mehr in die Zeit.
Trotzdem haben die Männer die neue Botschaft noch nicht voll verstanden. Heutzutage gibt es viele engagierte Väter, aber die Männer gehen noch nicht für Vaterschaftsurlaub oder flexible Arbeitszeiten auf die Straße. Stattdessen haben wir es mit einzelnen Männern zu tun, die mit ihrer neuen häuslichen Erfahrung isoliert sind, obwohl sie David Godsall und dem Rest der Welt zeigen, wie die Ehe aussehen wird, wenn schon in relativ naher Zukunft die meisten Rechnungen nicht mehr von Männern, sondern von Frauen bezahlt werden.
Steven und Sarah Andrews zogen in ein Viertel in der North Side von Pittsburgh, bevor die Polizei die Dealer vertrieben hatte, die die Vortreppen der Häuser bevölkerten. Die schönen alten Reihenhäuser sind ein Schnäppchen, und der Distrikt der Mexican War Streets ist voller verborgener Schätze. Sarah machte an einem Sommermorgen auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle eine Führung mit mir. Obwohl sie im siebten Monat schwanger war, lief und redete sie so schnell, dass ich ihr kaum folgen konnte. Sie wies mich auf den visionären Garten eines ihrer Nachbarn auf der anderen Straßenseite hin, mit vielen üppigen Pflanzen, mit Flamingos und mit einer Stadtlandschaft auf der Hauswand, die
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