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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Rosin
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sondern ihre Last nur verdoppelt, obwohl weder sie noch Steven das je aussprechen. In diesem wie in vielen anderen Bereichen ist der Übergang zu einer neuen Ära noch nicht vollständig vollzogen: Paare, bei denen die Frau die Brötchen verdient, halten an alten Gewohnheiten und Sitten fest, die verhindern, dass das neue Modell wirklich funktioniert. Die Frauen übernehmen mit Lust neue Rollen, während die Männer sie nur widerstrebend übernehmen.
    Tatsächlich ist das Paar immer noch von der Vorstellung beherrscht, dass Steven letztlich die Verantwortung trägt. Dass er zwischen seiner Familie und der Katastrophe stehen würde, wenn etwas schiefginge. Die Dynamik, wie Sarah sie beschreibt, ist ganz ähnlich wie in 3 Engel für Charlie : Steven ist Charlie, und Sarah erledigt seine Aufträge. »Ich bin sozusagen der Planer, und sie ist die Ausführende«, sagt Steven. »Durchführung ist nicht meine Stärke.« Sarah formuliert es folgendermaßen: »Ich habe fast das Gefühl, dass er sich zurücklehnt und gemütlich zuschaut, wie ich in meinem Universum herumwerkele und hier und dort Neuland erobere, und dass er denkt: ›Ist das nicht cool? Ist die nicht wahnsinnig kompetent da drüben?‹«
    Vielleicht handelt es sich dabei um eine Fiktion, die sie beide aufrechterhalten, weil die Frauen sich noch nicht daran gewöhnt haben, über Macht zu verfügen, selbst wenn sie dies so offensichtlich tun. Es könnte tatsächlich eine Variation des Themas »Ernährer« sein, in der der Mann den Beschützeraspekt des Versorgers behält, obwohl er das Geld bereits nicht mehr verdient. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Rolle des Ernährers nicht an die Frau übergegangen, sondern einfach dem Vergessen anheimgefallen ist. Als die Männer noch das Geld verdienten, nahmen die Frauen für sich in Anspruch, alternative Quellen der Macht zu besitzen – die Herrschaft über das Haus oder das Schulleben der Kinder oder das gesellschaftliche Leben des Paares, also ist es vielleicht nur fair, wenn dieses System auch jetzt erhalten bleibt. Macht ist diffus. Vielleicht reicht diese Erklärung aus, um die Männer davor zu bewahren, dass sie in Vergessenheit geraten, und gewährt einem Paar den Spielraum, im Zeitalter der weiblichen Macht eine ganz neue Art von glücklichem und harmonischem Familienleben zu erfinden. Aber vielleicht auch nicht.
    Eines frühen Abends saßen wir, kurz nachdem Sarah von der Arbeit gekommen war, beieinander und plauderten, da zog sich Xavier die Windel aus und pinkelte vielleicht das dritte Mal an diesem Tag in die Diele, was Steven zu folgender Bemerkung über die Zukunft veranlasste: »Jungen tun einfach nichts anderes, als auf Dinge zu pissen. Der Mann bringt nichts Gutes hervor. Frauen bringen gute Dinge auf die Welt. Ich lebe länger, wenn ich eine Frau habe. Ich habe ein besseres, gesünderes Leben.« Er hob die Windel auf und warf sie in den Ausguss, vergaß freilich, sie zu säubern. »Ich wollte eine kleine Anne auf Green Gables . Eine gute und kreative Person. Ich wäre begeistert, wenn das nächste Kind ein kleines Mädchen ist. Wie meine Frau. Ein Superstar.«

Das neue amerikanische Matriarchat

    Die Mittelschicht vollzieht eine Geschlechtsumwandlung
    A lexander City in Alabama – in den ersten Tagen nach der Schließung der Fabrik konnte Pastor Gerald Hallmark von der First Baptist Church ganz konkrete Fürbitten ins Gebet aufnehmen: Joe Moore hat heute die Kündigung bekommen. Beten wir dafür, dass er eine neue Stelle findet. Oder: Die Familie Waller wird nach Atlanta umziehen. Beten wir, dass sie in ihrer neuen Heimatstadt eine passende neue Gemeinde findet.
    Aber schon bald wurden es viel zu viele. In einer Stadt mit 15 000 Einwohnern war die Russell Corporation, ein Hersteller hochwertiger Sportkleidung, der Hauptarbeitgeber und beschäftigte fast 8000 Menschen. Doch in den letzten acht Jahren haben fast alle ihre Arbeit verloren. Die Katastrophe im Detail zu erfassen war ähnlich, wie »einen Tornado mit bloßen Händen festzuhalten«, sagte Hallmark, der schließlich die Betroffenen alle in einem Gebet zusammenfasste. »Wir beten für alle, die ihren Arbeitsplatz verloren haben«, sagte er dann beispielsweise beim Gottesdienst am Mittwochabend. »Möge Gott ihnen eine weitere Tür öffnen.«
    Am schnellsten zogen die Manager auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz weg. Sie waren auch die »Macher« in der Stadt gewesen, wie der Pastor sie nannte – Diakone und Lehrer in der

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