Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
Etwa Monica Hodge, Mutter von zwei Kindern, die Kurse über Elektrotechnik besuchte, weil sie, wie sie mir erklärte, »eines Tages weiterkommen will«. Die Belegschaft ist seit kurzem zu 55 Prozent weiblich, erfuhr ich von King.
Auburns Erfolg macht Hoffnung, ist aber auch verwirrend. Für die Städte im Umland, die mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben, ist Auburn ein Vorbild für die Zukunft. Doch dieser Erfolg verlangt, nicht zurückzublicken und sich nicht mehr länger die guten alten Zeiten der produzierenden Industrie zurückzuwünschen, sondern das Neue anzunehmen und sich auf die feminisierte Wirtschaft einzulassen.
Und was ist mit den Männern? Wie passen sie in diese neue Arbeitswelt? Im vergangenen Jahr hat sich die verarbeitende Industrie erholt, es gibt wieder Arbeitsplätze, die von den Männern eilig besetzt werden. Doch sie machen nur einen Bruchteil aus und können nicht alle beschäftigen, die ihre Arbeit verloren haben.
Die Community Colleges sind sehr kreativ, wenn es darum geht, Männer auf die neue Arbeitswelt vorzubereiten. Um das Interesse junger Männer wachzuhalten, wird in Opelika eine 3-D-Simulation eingesetzt, bei der man sich vorkommt wie in einem Videospiel. Auf dem Schild über dem Simulationslabor steht nicht »Gebrauch deine Hände«, sondern »Erweitere deinen Verstand«. Andere Colleges haben sich auf grüne Technologien oder andere Zukunftstechnologien spezialisiert. Und in Opelika beschäftigt man sich mit der Frage, wie man verhindert, dass Männer das Gefühl haben, am College fehl am Platz zu sein, und hat ein Unterstützungsnetzwerk für sie aufgebaut.
Erfolg wird in Zukunft auch davon abhängen, einen Teil der alten männlichen Verhaltensweisen aufzugeben, was den Männern in den Südstaaten nicht leichtfällt. Aber selbst in Alabama konnte ich beobachten, dass sich Männer aus purer Notwendigkeit langsam mit ihren neuen Rollen abfanden – sie holten beispielsweise die Kinder von der Schule ab, wenn ihre Frauen bei der Arbeit waren. Und sie hatten sogar Spaß daran, auch wenn sie nicht bereit waren, das zuzugeben. Rob Pridgen brachte seinem Sohn geduldig das Motorradfahren bei, und es war eindeutig, dass er darin einen gewissen Trost fand.
Shannon hat zumindest einen ersten Schritt gemacht: Sie hat dafür gesorgt, dass Troy nicht mehr die Augen vor der Realität verschließt und weiter darauf wartet, dass alles wieder so wird wie früher. Eines Tages wartet sie nicht, bis Troys Rauchzeichen unter der Tür durchkommen, sondern marschiert um zehn Uhr morgens ins Schlafzimmer und holt ihn aus dem Bett. »Los, aufstehen«, ruft sie und zündet ihm die erste Zigarette des Tages an, um die Sache zu beschleunigen. Draußen setzt sie Brandon in den Kindersitz des Autos, nimmt selbst auf dem Beifahrersitz Platz und dirigiert Troy, ohne ihm genau zu sagen, wo sie hinfahren, direkt zum alten Werksgelände von Russell. Sie sind schon Hunderte Male dort vorbeigefahren, haben aber nie angehalten und sich umgeschaut. Zuerst bleibt Troy bei jedem Stoppschild auf dem Werksgelände stehen, aber dann merkt er, dass niemand dort unterwegs ist, und rast über die Kreuzungen, wie wenn er sein Lieblingscomputerspiel Need for Speed spielen würde.
Das Fabrikgelände wirkt wie ein verlassenes Dorf; die massiven Backsteingebäude sind über eine schmale, gewundene Straße miteinander verbunden. Heutzutage sehen Fabriken alle gleich aus, große weiße quaderförmige Gebäude, in denen sich genauso gut ein Walmart wie eine Kia-Fabrik befinden könnte, doch Russell wirkt wie ein Pionierdorf aus einem vergangenen Jahrhundert. Direkt neben dem Eingang zum Gelände befindet sich der Betriebskindergarten, an der Mauer ist ein großes Gemälde mit Kindern zu sehen, die sich an den Händen halten, ein universales Symbol für Frieden und Hoffnung auf die Zukunft. Brandon will auf den Spielplatz, aber die Rutschen sind mit Rost bedeckt und die Schaukeln schon lange abgerissen.
Shannon weist Troy an, auf einer Schotterfläche anzuhalten, von der man über ein weites Feld blicken kann. Sie steigen aus. Auf dem Gelände sind riesige Öfen und Generatoren zu sehen, aber alle sind außer Betrieb. Zu hören sind nur die Vögel, die sich zwischen den Schildern und weggeworfenen Metallteilen Nester bauen. Troy zündet sich eine Zigarette an und sagt lange nichts. Auf dem Feld steht ein Lastwagenanhänger, schon halb in die Erde eingesunken. An der Seite ist eine riesige Reklametafel mit einem
Weitere Kostenlose Bücher