Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
Una Golden, die Heldin in Sinclair Lewis’ Roman Der Erwerb ,dem ersten in einer Trilogie über die neue Frau und den Alltag im Büro, ist begeistert von der Sekretärinnenschule, doch im Büro findet sie nur »lieblose Routine« und junge Männer, die »sehr salopp sind und nach Pfeife riechen« und ihr endlose ermüdende Tätigkeiten aufdrücken.
Das Pharmaziestudium ist – wie so viele andere Fächer, die enormen Zulauf bei Frauen finden – dagegen nicht nur ein leeres Versprechen. Ich lernte drei Studentinnen kennen, die zusammenwohnten und einander Jobs bei der Pharmakette Walgreens besorgt hatten. Sie schwärmten mir 15 Minuten lang begeistert von der Arbeit dort vor: vom Computer, der das Rezept sofort scannte und einem »erstaunlich schnell« die verschiedenen Medikamente als Bild anzeigte; von ihrer Chefin, einer 40-jährigen Frau mit zwei Kindern, die an vier Tagen in der Woche arbeitete; von den Regalen mit den perfekt geordneten weißen Medikamentendöschen, »so sauber wie die Zähne von Justin Bieber«. An dem Tag, an dem der Dritten im Bunde ein Job angeboten wurde – nur auf Empfehlung ihrer Freundinnen, ohne Vorstellungsgespräch –, gründeten sie den »109 Club«, benannt nach dem Jahresgehalt, das sie sich in ein paar Jahren erhoffen. Sie wollen sich jedes Jahr am 9. Oktober in einer bestimmten Bar an der State Street treffen, komme, was wolle – Prüfungen, Kinder, Notfälle, Footballspiele. Und die Ehemänner? »Die werden sich anpassen«, meinte die eine.
Eines Tages beobachtete ich, wie die drei frühmorgens ihre Wohnung verließen, gekleidet für die Universität: Rüschenblusen und 7,5 Zentimeter hohe Absätze, dazu der Laborkittel. Sie traten in die Fußstapfen von Mary Tyler Moore in ihrer Rolle als Fernsehproduzentin oder von Candice Bergen in der Rolle der Fernsehjournalistin Murphy Brown in der gleichnamigen Fernsehserie und all der anderen Karrierefrauen in Seidenblusen, die sich in einer Männerwelt durchsetzen mussten, die die Augen über ihre ruppigen weißhaarigen männlichen Chefs verdrehten und immer hofften, dass sie »es trotzdem schaffen« würden, wie es in der Titelmusik heißt. Doch mehrere Jahrzehnte später müssen sich berufstätige Frauen nicht mehr länger auf unbekanntes Terrain vortasten. Stattdessen geben sie den Ton an in einer Weltwirtschaft, die auf den Kopf gestellt wurde und wo Frauen am härtesten arbeiten und entspannt davon ausgehen, dass sie nach dem Studium die besten Jobs bekommen, während die Männer ein bisschen bemitleidet und missverstanden werden und besondere Hilfe benötigen – und wo der Mann die Frau abends »mit Blumen und frischgebackenen Keksen begrüßt, sobald er mich an der Tür hört, wenn ich von der Arbeit komme«. Zumindest malt sich das eine der drei Studentinnen so aus und kehrt damit das Bild von der klassischen guten Hausfrau ins Gegenteil um.
Diese Vorstellungen dringen weit in unsere Kultur vor. Sie wirken sich auf Träume und Hoffnungen aus und veranlassen junge Leute zu der Annahme, dass sie auch mit ihren Partnerschaften ganz neues Terrain betreten werden. Während sich die drei Studentinnen an jenem Morgen für die Universität zurechtmachten und sich schminkten, lief auf irgendeinem Computer »Hey Soul Sister«, ein beliebter Song bei den Studentinnen, die ihre Kommilitonen damit aufziehen, dass die Jungen Pharmazie studieren, um eine Frau zu finden, die sie einmal versorgen wird. Bei meinem Besuch an der Universität bekam ich mehrere Songs zu hören, deren Text von den Mädchen geändert worden war – »I ain’t saying he’s a gold digger« (»Ich sage nicht, dass er es nur aufs Geld abgesehen hat«) von Kanye West oder » Boys just wanna have fun« (»Jungs wollen nur Spaß«) von Cyndi Lauper. Die Jungs amüsieren sich, während die Mädchen lieber 15 Bewerbungen schreiben und über Zinsen für Kredite diskutieren, die sie noch nicht einmal aufgenommen haben.
Jeanine Mount ist stellvertretende Dekanin für akademische Angelegenheiten und erst die zweite Frau, die diese Aufgabe an der Universität übernommen hat. Sie gehört einer anderen Generation an und hat für ihre Karriere große Opfer gebracht. Ihr Mann arbeitet in Silver Spring in Maryland; die beiden leben in verschiedenen Bundesstaaten und pendeln, seit sie vor 20 Jahren geheiratet haben. In letzter Zeit staunt sie über die »Fluidität« der Studentinnen, wie sie es nennt, und über deren »erstaunlich vielfältige Wahlmöglichkeiten«.
»Die
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