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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Rosin
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wäre es ihm, wenn ich ihm immer sagen würde, was er tun soll.«
    Doch wir Frauen wissen längst, dass diese Form der häuslichen Hierarchie irgendwann zu bröckeln beginnt, selbst bei den umgänglichsten Partnern. Eines Abends sah sich Hannah eine Dokumentation über Kleopatra im History-Channel an. Als sie kurz aufstand, um etwas wegen einer Aufgabe für die Uni nachzusehen, schaltete Billy auf Comedy Central um und schaute sich Tosh.0 an, eine Comedy-Sendung, in der der Komiker Daniel Tosh schlechte Filme, die gerade auf DVD erschienen sind, auf die Schippe nimmt oder mit gigantischen Schwertern Gegenstände aufschneidet – ein Sandwich, eine Kaffeemaschine oder einen Wasserspender. Billy sagt für gewöhnlich nicht viel; seine Devise lautet eher: Warum reden, wenn man auch schweigen kann? Und nach einem langen Tag, egal ob er schwer gearbeitet hat oder angeln war, will er sich anschauen, was ihm gefällt.
    »Na, damit tust du ja viel für deine Bildung«, sagte Hannah, als sie aus ihrem Arbeitszimmer zurückkam.
    »Warum willst du unbedingt was über Kleopatra wissen?«, schnauzte er zurück.
    »Er geht sofort in die Defensive, als ob ich ihm unterstellen würde, er wäre dumm. Dabei weiß ich, dass er nicht dumm ist. Er hat einfach weniger Bildung als ich«, sagte sie mir später. »Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass ich einfach Respekt dafür verdiene, dass ich all die Jahre studiere. Ich habe das alles geschafft, und das sollte er respektieren.«
    Noch vor einem Jahrhundert erforderte die Herstellung von Medikamenten körperliche Arbeit und peinliche Genauigkeit. Ein Apotheker und sein Gehilfe mussten 25 Kilo schwere Säcke mit Arzneimittelbestandteilen wuchten, giftige Substanzen in gigantischen Mörsern zerstoßen und dann jede Pille sorgfältig von Hand mit genau dem richtigen Druck drehen. Zum Schamanen wurde der Apotheker, wenn er hinter der Theke im Laden vor den Kunden mit geheimnisvollen Substanzen hantierte und sie mit einer Zaubershow en miniature verblüffte, die mit einem persönlichen Zauberspruch in Form einer Tablette oder Tinktur endete. Zeitschriften aus jener Zeit sind voller Briefe von begeisterten Anhängern, die sich nach den »wissenschaftlichen Geheimnissen« verschiedener Tränke und Tinkturen erkundigen oder sogar nach der geheimen Rezeptur mancher Getränke und Limonaden – dem anderen Standbein der lokalen Apotheken oder Drugstores, wie sie in den USA hießen.
    Dann kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts, gerade als die Remington-Schreibmaschinen den Markt eroberten, eine Maschine der Arthur Colton Company in Detroit auf, die jeder Apotheker haben wollte. Jedes Jahr kündeten die moosgrünen Kataloge von den neuesten Angeboten und Entwicklungen: Die Automatic Pill Making Machine No. 2 Complete, eine erstaunliche Maschine wie aus Charlie und die Schokoladenfabrik , mit zwölf Rädchen, die sich in alle Richtungen drehen, oder eine Dragiermaschine mit Röhren und Auffangschalen oder das Prunkstück des Unternehmens, die Rundläufertablettenpresse, die aussieht wie ein moderner Roboter, mit vier eleganten Beinen und zwei Rädchen als Augen und zwei Trichtern, stolz erhoben wie Pompons. Die Maschine ist laut Katalogversprechen »praktisch geräuschlos und bringt kontinuierlich Tabletten mit einer Rate von 325 Stück in der Minute hervor«.
    Die Geräte erleichterten die Arbeit der Apotheker erheblich, nahmen ihr jedoch wie alle Maschinen einen Teil ihres Geheimnisses. Der Schriftsteller Sherwood Anderson schrieb 1931 in seinem bizarren Essay Perhaps Women :»Angesichts der Maschinen fühle ich mich zu klein … Meine Männlichkeit kann ihnen noch nichts entgegensetzen. Sie machen ihre Aufgabe zu gut. Sie machen zu viel.« Apotheker betrachteten weibliche Kollegen mit Skepsis, auch wenn es damals noch relativ wenige Frauen in der Pharmazie gab. In den Fachzeitschriften für Pharmazie bestanden die männlichen Autoren darauf, dass Frauen immer noch nicht die schweren Säcke mit Arzneimittelbestandteilen zu den Maschinen tragen und auch nie nachts bei einem Notfall die Apotheke öffnen könnten – traditionell die Aufgabe der Lehrlinge, die im Laden schliefen. Gerüchte über Frauen im Bürgerkrieg, die ihre kriegsversehrten Männer vergifteten, indem sie Rattengift in die Butter mischten, sollten beweisen, dass man Frauen keine Arzneimittel anvertrauen durfte. Die Zeitschrift Pharmaceutical Era brachte eine Serie mit Geschichten, in denen immer wieder eine weibliche Drogensüchtige

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