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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Rosin
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anzupassen. Im Lauf des letzten Jahrhunderts hat der Feminismus dafür gesorgt, dass Frauen immer mehr Dinge taten, von denen man ursprünglich annahm, sie lägen nicht in ihrer Natur – zuerst waren sie vor der Ehe berufstätig, dann arbeiteten sie weiter, wenn sie verheiratet waren, und schließlich sogar, wenn sie kleine Kinder daheim hatten. Viele Berufe haben sich ähnlich wie der des Apothekers entwickelt; sie begannen als Domäne der Männer, doch jetzt sind Frauen in der Überzahl. Dagegen kenne ich keinen Beruf, der sich in die umgekehrte Richtung entwickelt hätte. Kranken- und Altenpflegeschulen bemühen sich seit Jahren um Männer, doch der Erfolg ist bescheiden. Auch bei den Grundschullehrern hätte man gern mehr Männer als Rollenvorbild für Jungen. Der Mann aus starrer Pappe legt die alten Gewohnheiten nur schwer ab. Die Zahl der akzeptablen männlichen Rollen hat sich vergleichsweise wenig verändert, womöglich hat sie sich sogar verringert, da Männer immer noch vor Berufen zurückschrecken, in denen Frauen dominieren.
    Die meisten Wirtschaftswissenschaftler sind sich darüber einig, dass die Löhne für einen männlichen Erwerbstätigen in Vollzeit stagnieren. Im Jahr 2009 brachten Männer im Schnitt 48 000 Dollar nach Hause, inflationsbereinigt entspricht das etwa dem Verdienst, den sie 1969 hatten. Ein kürzlich erschienener Bericht des ehemaligen Wirtschaftsberaters im Weißen Haus Michael Greenstone zeigt, dass die Wirklichkeit noch viel düsterer aussieht. Wenn man hier nur von Stagnation spricht, ignoriert man, dass heute weniger Männer in Vollzeit tätig sind als früher, viele arbeiten auch gar nicht oder sitzen in Haft. Berücksichtigt man diese Faktoren, hat das Durchschnittseinkommen von Männern im Alter von 25 bis 64 Jahren nicht nur stagniert, sondern ist deutlich zurückgegangen, seit 1969 um 13 000 Dollar – also um 28 Prozent.
    Seit 40 Jahren zeichnet sich ein deutliches Muster in der Wirtschaft ab: Das Arbeitsplatzangebot zerfällt in Stellen mit geringen und Stellen mit hohen Qualifikationsanforderungen, und die Mittelschicht bleibt dabei auf der Strecke. Doch diese Polarisierung traf Männer und Frauen ganz unterschiedlich, wie der MIT -Wirtschaftswissenschaftler David Autor in einer Untersuchung aus dem Jahr 2010 zeigt. Männer und Frauen sind aus der Mittelschicht herausgefallen, doch Frauen ergriffen auffallend häufig Berufe mit hoher Qualifikation, während sich Männer in beide Richtungen bewegten. Zwei der Gründe, die Autor für diese ungleiche Verteilung bei den Geschlechtern nennt, sind uns bereits bekannt und leicht zu verstehen: die »Automatisierung von Routinetätigkeiten« und die »internationale Integration der Arbeitsmärkte«. Doch dieser letzte Grund birgt durchaus Überraschungspotenzial: Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften – von Autor als »Arbeitskräfte, die gut lesen und rechnen können und analytische Fähigkeiten besitzen« beschrieben – steigt seit Jahrzehnten. »Die Wirtschaft stand auf der Spitze des höchsten Berges und benutzte den größten Lautsprecher, um zu verkünden: ›Macht einen Hochschulabschluss! Wer einen Abschluss hat, verdient bei uns einen Haufen Geld!‹«, erklärt Greenstone. »Die Wirtschaft macht das seit 25 Jahren. Und trotzdem haben Männer die Botschaft immer noch nicht verstanden.« Warum verstehen die Männer sie nicht? Das sei ein »tieferes Geheimnis«, schreibt Autor.
    Ein Geheimnis, von dem Hannahs Mutter Dian glaubt, sie hätte es entschlüsselt. Sie hat schon zahlreiche Männer für ihre Bar eingestellt, die nicht aufs College wollten. Sie hat einen geheiratet (Hannahs Vater) und lebt jetzt mit einem anderen zusammen. »Faul« nennt sie diese Männer. »Sie wollen nicht gern nachdenken.« Aufgrund ihrer Erfahrung ist sie sehr darauf bedacht, Hannah auf die praktischen Probleme hinzuweisen, die ihre Tochter mit ihrer auf den Kopf gestellten Beziehung heraufbeschwört. »Wie will er denn für seine Hälfte des Hauskredits aufkommen, wenn du dreimal so viel verdienst wie er?«, fragt sie Hannah eines Nachmittags. Doch Hannah hält an ihrem Traum fest. Sie will ein Haus am Lake Wisconsin mit einem Weg, der von Farnen und Hostas gesäumt ist. Sie wird den Kredit abzahlen, Billy kann für die Nebenkosten aufkommen. Sie hat schon eine Liste angelegt, auf der sie jede Woche notiert, wer für welche Rechnung zuständig ist und wie viel Billy ihr schuldet. »Er hat überhaupt keine Meinung. Am liebsten

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