Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
guten Studierenden, die, die wirklich Topleistungen bringen, sind fast ausschließlich Frauen«, sagt sie. »Ich weiß nicht, warum. Sie sind nicht intelligenter als die Männer. Vielleicht bringen sie eine andere Arbeitshaltung mit.« Die Männer bezeichnet sie dagegen als »verlorene Generation«. Sie studieren Pharmazie, weil ihre Väter Apotheker sind oder weil sie einen zweiten Beruf lernen wollen. Aber sie haben nicht den gleichen »Erfolgshunger«.
Vor kurzem war sie bei den Vorstellungsgesprächen für die Besetzung der Stelle für Chancengleichheit an der Universität dabei. Sie fragte einen Bewerber, was Chancengleichheit bedeute, und erhielt eine Standardantwort im Sinne von gleiche Chancen für alle, unabhängig von Geschlecht, körperlicher Behinderung oder sexueller Orientierung. Also hakte sie nach: »Wenn Sie sich das Studienfach Pharmazie anschauen, sind dort nicht die Männer die Gruppe, die am wenigsten vertreten ist?« Der Bewerber sah das anders und erklärte, Männer hätten ihr ganzes Leben lang eine privilegierte Position – für Mount ein eindeutiger Hinweis, dass sich der Bewerber viel zu lange mit der akademischen Theorie beschäftigt hatte und die offensichtliche Entwicklung in der Praxis übersah.
»Ich dachte: Er hat es einfach nicht kapiert«, erzählt sie. »Er versteht einfach nicht, wie schlimm es bereits ist.« Vor kurzem hat sie Fotos von verschiedenen Studentengruppen – Studentenmitverwaltung, Studentenverbindungen, Wohltätigkeitskomitees – für einen Newsletter ausgedruckt. Dabei fiel ihr zum ersten Mal auf, dass fast jede Gruppe von Frauen geleitet wurde. »Mir fällt nur ein Mann in einer Führungsposition ein«, sagte sie und nannte seinen Namen. »Aber wenn ich mir das so überlege, kommt er mir ein bisschen androgyn vor. Und seine Verlobte ist eine sehr starke Frau. Hm, eigentlich haben viele junge Männer hier so eine Partnerin … «
Schon vor ein paar Jahren fiel Hannahs Freund Billy auf, dass er als Maler nicht mehr einen Monat im Voraus ausgebucht war wie früher, aber dieses Jahr war »das schlimmste seit elf Jahren«, sagt er.
Manchmal schickt sein Chef zwei Maler zu einem Kunden, damit sie sich den Verdienst teilen können. Ein paar Monate lang war Billy auf Arbeitslosengeld angewiesen. Hannah vermutet, dass die Jungs darüber ganz glücklich sind, weil sie dann den ganzen Tag angeln gehen können. Billys Freunde – ein Elektriker und zwei Klempner – hatten dieses Jahr auch nicht viele Aufträge. Aber allen ist klar, dass sie nur glücklich sind, solange das Geld reicht. Das Arbeitslosengeld macht nicht einmal die Hälfte von Billys üblichem Lohn aus, doch noch wichtiger ist, dass es nur zwei Jahre lang gezahlt wird. Bei Hannahs Vater, der ebenfalls Elektriker ist, läuft es bald aus, und das spürt man. Er ist auch sonst sehr gesprächig, aber jetzt redet er fast ununterbrochen, meist über Pläne, von denen Hannah weiß, dass sie nie zustande kommen. Vor kurzem bewarb er sich erfolglos als Schichtarbeiter bei einer örtlichen Fabrik, die LKW -Planen herstellt – ein Job, für den er früher nur Spott übrig hatte, wie Hannah sich erinnert.
Bei den 30 Berufsfeldern, die Prognosen zufolge im kommenden Jahrzehnt die meisten Arbeitsplätze bieten werden, dominieren Frauen in 20, darunter Krankenpflege, Buchhaltung, Unterstützung bei der häuslichen Pflege, Kinderbetreuung und Essenszubereitung. (Sie dominieren auch 12 der 15 Bereiche, von denen man ausgeht, dass dort die absolute Spitzenzahl an Stellen entstehen wird.) Viele der neuen Berufe in der Arbeiterklasse, erklärt Heather Boushey vom Center for American Progress, »ersetzen die Tätigkeiten, die Frauen früher kostenlos daheim leisteten«. In manchen Berufen verdient man nicht besonders viel, doch ihr stetiges Wachstum trägt zu einem Stellenmarkt bei, zu dem Frauen aus der Arbeiterklasse leichter Zugang finden als Männer. Wenn wir später einmal auf diese Zeit zurückblicken würden, meint Jamie Ladge, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Northeastern University, würden wir sie »als Wendepunkt für berufstätige Frauen erkennen«.
Die meisten zukunftsfähigen Berufe, für die man kein Studium benötigt, finden sich im Pflegebereich, wo Frauen ironischerweise von den alten Stereotypen und Gewohnheiten profitieren. Theoretisch gibt es keinen Grund, warum Männer hier weniger qualifiziert sein sollten als Frauen. Dennoch erweisen sie sich als bemerkenswert unfähig, sich
Weitere Kostenlose Bücher