Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
mit einem freundlichen Lächeln, die moderne Version des Landarztes, der die Medikamente ebenso gut kennt wie die Namen seiner Kunden und deren Kinder.
Das Vordringen der Frauen in der Pharmazie und Büroarbeit hat mit der Zeit eine Eigendynamik entwickelt. Frauen eroberten die Personalabteilungen und stellten weitere Frauen ein. Sobald sie die kritische Masse erreicht hatten, begannen sie, bestimmte Forderungen der Frauen an den Arbeitgeber umzusetzen – etwa nur an vier Tagen die Woche zu arbeiten oder früher Feierabend zu machen. Je mehr Frauen arbeiteten, desto größer wurde ihre wirtschaftliche Macht, was diesen Effekt noch mehr verstärkte. Schon bald warnten Marketingexperten, wenn ein Unternehmen keine Frauen in Führungspositionen hätte, würde es nie die Kunden der Zukunft verstehen und wäre damit zum Untergang verurteilt.
In der Studie »People People« stellen Weinberg und seine Kollegen diesen neuen, innovativen Arbeitsplatz als eine Oase für Teamarbeit und gegenseitige Hilfsbereitschaft dar. Die Aufgaben der modernen Arbeitskräfte von heute, die Weinberg als »fürsorgende Agenten« bezeichnet, gehen weit über das Empfangen und Erteilen von Anweisungen hinaus; moderne Werktätige haben ein Talent dafür, Gefühle und Ideen erfolgreich zu interpretieren. Für viele Männer klingt dieser moderne, innovative Arbeitsplatz wie der Lesekreis ihrer Freundin oder vielleicht auch wie die Hölle.
Die Komödie Alles Routine aus dem Jahr 1999 zeigte vielleicht als erster Film, wie fremd und entmutigend diese schöne neue weibliche Arbeitswelt für Männer sein kann und wie sehr sie sich dagegen sträuben, sich anzupassen. Im Film sind der Protagonist Peter und seine Freunde genervt von ihrer Arbeit und ihrem Job. Sie unterschlagen Geld bei ihrer Firma und kommen nicht mehr regelmäßig zur Arbeit. Am Ende des Films zündet ein männlicher Kollege die ganze Firma an, und Peter kündigt seine Bürotätigkeit und findet seinen Traumjob als Bauarbeiter. Früher basierte das Unbehagen der Männer auf pubertären Ängsten und falschen Vorstellungen von der Machtübernahme der Frauen. Doch dieses Mal hatten die Männer echte, statistisch gestützte Gründe, sich Sorgen zu machen. Frauen waren tatsächlich dabei, die Arbeitswelt zu dominieren, wodurch die entsprechenden Rollen der Männer durcheinandergewirbelt wurden. Eine 2002 erschienene Studie über Arbeitskräfte in der Pharmazie beschreibt die Verdrängung der Männer etwas leidenschaftsloser: »Die Bezahlung der Apothekerinnen ist so stark gestiegen, dass es aus finanzieller Sicht für eine Familie besser ist, wenn die Frau Vollzeit arbeitet und der Mann Teilzeit. Möglicherweise ist in Familien, in denen ein Partner Pharmazeut ist, die Umkehrung der Geschlechterrollen häufiger zu beobachten als in anderen Familien.«
Wie sieht diese »Umkehrung der Geschlechterrollen« für die kommende Generation aus? Nach einem hektischen Vormittag voller Vorlesungen und Seminare aß ich mit einer Gruppe Studentinnen zu Mittag und unterhielt mich mit ihnen über ihr Leben. Die meisten stammten aus traditionellen Arbeiterfamilien in Wisconsin, doch ihre Vorstellungen von ihrem zukünftigen Familienleben waren sehr flexibel oder, wie es die Dekanin formuliert hatte, von einer erstaunlichen »Fluidität« geprägt. Sie gingen nicht davon aus, dass sie aufhören würden zu arbeiten, wenn sie einmal Kinder hatten, und es musste auch nicht automatisch Teilzeit sein. Sie nahmen nicht einmal an, dass sie diejenigen sein würden, die sich hauptsächlich um die Kinder und den Haushalt kümmern würden. Die Rolle der traditionellen »Mutter« war für sie geschlechtsneutral und konnte von jedem übernommen werden. »Entweder bleibt man selbst zu Hause oder überlässt das dem Partner, je nachdem, wer möchte«, sagte Laura Burt, eine der jüngeren Studentinnen, mit denen ich sprach.
Das Gehalt, das sie vermutlich einmal bekommen würden, entzückte sie immer noch, ihnen war allerdings auch bewusst, dass ihr höheres Einkommen eine Belastung sein konnte. Ein Mädchen zeigte mir eine Instant Message, die sie gerade an eine Freundin geschickt hatte, die nach ihrem Liebesleben gefragt hatte. »Die Männer sind entweder eingeschüchtert von mir (und meinem Gehalt), oder sie können sich ein Mädchen wie mich nicht leisten«, hatte sie geschrieben. Fünf Studentinnen lebten seit längerem in einer festen Partnerschaft oder waren verheiratet, unter ihren Partnern fand sich ein
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