Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Polizist, ein Holzfäller, ein Bauleiter, ein Elektriker und ein Koch für einen Cateringservice. Katie Scarpace, ein hübsches, sommersprossiges Mädchen, das mit dem Polizisten liiert war, erzählte mir: »Er witzelt, dass er mit dreißig in Rente gehen wird, wenn ich dann endlich anfange zu arbeiten. Er nennt mich seine ›Sugar-Mummy‹.«
    Sarah VandenHeuvel ist eine charismatische junge Frau mit langen dunklen Haaren und spitzen Nietenpumps unter dem Laborkittel. Sie hatte im letzten Sommer geheiratet und beschrieb mir ihren Mann Andrew als »nicht gerade jemand, den man als Alphamännchen bezeichnen würde«. Später holte Andrew sie ab. Er könnte auch eine Nebenrolle in einem Film von Judd Apatow übernehmen; groß und schlaksig, mit verstrubbelten Haaren, doch anders als im Film hatte er offenbar nichts gegen eine dominante Frau einzuwenden. Er mochte das Leben in der Kleinstadt, aber als Sarah verkündete, sie werde nach Madison ziehen, sagte er: »Ich komme mit.« Jetzt arbeitet er als IT -Berater am Informationsschalter eines großen Unternehmens, ein Job, den er als »Routinearbeit« bezeichnet, der ihm aber trotzdem gefällt. Seine Arbeitsphilosophie? »Besorg dir einen guten Job, geh zur Arbeit, gib dein Bestes, aber übertreib es nicht.« Ich fragte ihn, wie er sich seine berufliche Karriere vorstelle, und er antwortete: »Ich? Na ja, ich kann mir schon vorstellen, dass ich auch in Zukunft gern arbeite. Aber da ich im IT -Bereich bin, hoffe ich, dass ich mich selbstständig machen oder von daheim aus arbeiten kann. Das hängt davon ab, was man für einen Job hat. Ich glaube, wenn ich mit meinem Job nur so viel verdienen würde, wie die Kinderbetreuung kostet, dann würde sich das nicht lohnen. Meine Mutter war immer daheim, und es wäre schön, wenn ein Elternteil daheim wäre … Meine Freunde scherzen gern: ›Oh, wenn Sarah einmal so viel verdient, musst du daheimbleiben und dich um die Kinder kümmern‹, und ich denke dann: ›Ähm, ja. Genau das haben wir vor.‹«
    Im ersten Semester ihres Pharmaziestudiums las ein Professor von Sarah Beschäftigungsstatistiken vor, die zeigten, dass Frauen in der Pharmazie häufiger Teilzeit und insgesamt weniger Stunden arbeiteten als Männer. »Das ärgerte mich so«, sagt Sarah. »Um mich herum brachten Frauen hervorragende Leistungen und übernahmen sämtliche Führungspositionen, und an der Uni redete man immer noch wie früher darüber und tat so, als ob Frauen nur eine Zeitlang arbeiten, dann Kinder bekommen und den Beruf ruinieren würden.« Tatsächlich arbeiten Frauen in der Pharmazie, wenn sie in Vollzeit tätig sind, 2,4 Stunden weniger als Männer, und es sind auch mehr Frauen in Teilzeit beschäftigt.
    Trotzdem hat Sarah absolut Recht. Der alte vorwurfsvolle Ansatz, dass Frauen weniger Stunden in der Woche arbeiten als Männer, ergibt keinen Sinn mehr. Die Zahlen, die ihr Professor anführte, belegen nur, dass man in der Pharmazie flexibel genug ist, sich den Bedürfnissen der am besten ausgebildeten Arbeitskräfte anzupassen, und damit für eine Zukunft gerüstet ist, in der sowohl Frauen als auch Männer zu verschiedenen Zeitpunkten ihres Berufslebens Interesse an flexibleren Arbeitszeiten haben könnten.
    Was benötigt man, um zukünftig in der Wirtschaft Erfolg zu haben? Eine gute Ausbildung wird unabdingbar bleiben, ein akademischer Abschluss wird sich wohl auch weiterhin positiv auf das Einkommen auswirken. Der technische Fortschritt hat weiter Einfluss auf das Arbeitsleben – in zunehmendem Maße auch auf hochqualifizierte Tätigkeiten – , doch wie dieser Fortschritt genau aussehen wird, lässt sich schwer vorhersagen. (Heutzutage verwenden beispielsweise Anwaltskanzleien ein Computerprogramm, mit dem sie Dokumente einscannen und auf Schlüsselwörter untersuchen, womit das Auffinden bestimmter Schriftstücke vereinfacht und eine wichtige Tätigkeit von Rechtsanwaltsgehilfinnen automatisiert wird.) Doch sicher wird es auch in Zukunft Tätigkeiten geben, die nicht von einem Computer oder einer billigeren Kraft im Ausland übernommen werden können. Tätigkeiten, bei denen der zwischenmenschliche Kontakt ebenso zählt wie soziale Kompetenzen und Kreativität. Und genau in diesen Bereichen zeichnen sich Frauen besonders aus.
    Die Flexibilität der Arbeitgeber wird eine immer wichtigere Rolle dabei spielen, qualifizierte und talentierte Arbeitskräfte zu finden. Man muss nur einen Blick auf medizinische Berufe werfen, wo die Frauen immer