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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Rosin
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angeberischen Al Capone, die späten 1960er den kultigen Charles Manson und die 1980er Charles Keating mit seinem extremen Finanzschwindel. Gut möglich, dass der Kriminelle, den die frühen 2000er Jahre verdienen, die mordende Karrierefrau sein wird. »Es ist eine unangenehme Tatsache«, schrieb Sam Tanenhaus in der New York Times , »dass Dr. Bishop trotz ihrer ausgeprägten Einzigartigkeit auch auf den entwickelten Status der Frau im Amerika des 21. Jahrhunderts verweist.«
    Auch einen weniger tödlichen Bereich sind die Frauen im Begriff zu erobern, wenn nicht gar zu beherrschen: die Schlägerei in der Öffentlichkeit. Die vielleicht berüchtigtste Täterin in diesem Bereich ist Snooki, der stämmige kleine Star der Realityshow Jersey Shore . Eine Episode ist erst komplett, wenn Snooki jemand einen Drink ins Gesicht geschüttet oder über einen Tisch geschubst hat. In der MTV -Show Teen Mom ist weibliche Gewalt mindestens genauso alltäglich wie das Geturtel mit Säuglingen. (Jenelle Evans, einer der Stars von Teen Mom 2 , wurde festgenommen, als auf der Website TMZ ein Video gepostet wurde, in dem sie eine andere junge Frau angreift und schlägt.) Eine ganze Rubrik könnte auf YouTube für Frauen eingerichtet werden, die in Fastfood-Restaurants Schlägereien anfangen. Im Jahr 2010 wurde die blonde und gutaussehende, aber betrunkene Melodi Dushane aus Toledo, Ohio, festgenommen, weil sie eine Schlägerei mit zwei Angestellten von McDonald’s anfing und die Scheibe des Drive-in-Schalters einschlug, weil sie vor 9.30 Uhr keine Chicken McNuggets bekam – eine Szene, die von Überwachungskameras aufgenommen wurde. In einem weiteren Video aus einem Denny’s Restaurant in Chicopee, Massachusetts, setzen eine weiße und eine schwarze Frau, die für einen Abend in der Stadt angezogen sind, einen Kampf fort, mit dem ihre Begleiter aufgehört haben. Und in einem Burger King in Panama City, Florida, springt eine junge Frau im Bikini über die Theke und schlägt auf den Mann an der Kasse ein.
    Als ich Sickmund fragte, was denn für die neue Frauengewalt typisch sei, wies sie mich auf ein kürzlich entstandenes Video hin, auf dem eine Gruppe junger afroamerikanischer Frauen an einer Metro-Haltestelle in Washington, D. C., einen wildfremden weißen Mann mittleren Alters angreift. Die Mädchen gehen eine nach der anderen zu ihm hin und stoßen ihn, bis er einen langen Korridor entlangstolpert. »Ich will nichts von euch!«, schreit er hysterisch, während ihm der Rucksack von der Schulter rutscht. Aber sie gehen immer weiter auf ihn los, schlagen ihn mit fliegenden Zöpfen. »Was ist los? Was ist los?«, schreien die Angreifer, während andere aus der Gruppe Fotos schießen. Nichts spricht dafür, dass die Mädchen provoziert, belästigt oder von anderen zu der Tat angestiftet wurden. Wahrscheinlich könnte man in einem größeren soziokulturellen Zusammenhang mit der Unterdrückung von Rassen oder Klassen und mit unterdrückter Ausdrucksfähigkeit argumentieren, aber selbst das wäre ziemlich weit hergeholt. Es ist Freitag um halb vier, die Schule ist aus, und die Katzen spielen mit einer Maus. Wenn es für dieses Ereignis überhaupt eine relevante ethnografische Interpretation gibt, dann das Buch von Cindy Ness, Why Girls Fight , über Gewalt in den Innenstädten. Ness ist eine der wenigen Autorinnen, die bei dem Thema nicht nur Unterdrückung und Viktimisierung als Tatmotive unterstellen. Ihrer Ansicht nach ist Gewalt für weibliche Jugendliche eine »Quelle von Vergnügen, Selbstachtung und kulturellem Kapital«. Die jungen Frauen in ihrer Studie »genießen es, andere physisch zu beherrschen, sie haben Freude daran, Schmerz zuzufügen und als Siegerinnen aus einer Konfrontation hervorzugehen«. Oder wie es eine von Ness interviewte Jugendliche formulierte: »Ich weiß, dass ich nicht die Welt regiere, aber ich kann mich so fühlen, als ob ich es tue, kann Ihnen das Gefühl vermitteln, dass ich es tue.«
    Im Sommer 2011 besuchte ich ein PACE -Center in der Nähe von Fort Lauderdale in Florida. PACE steht für Practical Academic Cultural Education und dient als Alternative zum konventionellen Strafrechtssystem für weibliche Jugendliche. Die Gerichte schicken weibliche Teenager in ein PACE -Center, wenn sie typische Anlagen zur Jugendkriminalität zeigen: ein sich herausbildendes Verhaltensmuster von Schulschwänzerei, Drogenmissbrauch oder Drogenhandel oder physischer Gewaltausübung. Einige Jahre lang besuchen die

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