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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Rosin
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eine neun Kilo schwere Hantel ins Gesicht warf.
    Was sich im einen Kontext geradezu verrückt anhört, kann in einem anderen wie eine legitime Stärkung der Frau klingen. Eine Begleiterscheinung der jüngsten Zunahme weiblicher Gewalt ist nämlich die bemerkenswerte Abnahme der Gewalt gegen Frauen. Heutzutage ist es viel weniger wahrscheinlich, dass Frauen ermordet, vergewaltigt, tätlich angegriffen oder ausgeraubt werden, als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in der Geschichte. In einem Bericht des Weißen Hauses über Frauen und weibliche Jugendliche wurden 2010 die jüngsten statistischen Daten veröffentlicht – sehr zur Verwirrung vieler Feministinnen. Die Rate nicht tödlicher gewaltsamer Viktimisierung von Frauen ist laut dem Bericht seit den 1990er Jahren drastisch gesunken. Im Jahr 1993 kamen 43 gewaltsame Zwischenfälle auf je 1000 Frauen, heute sind es noch 18. Die Zahl der Vergewaltigungen ist seit 1993 um 60 Prozent gesunken und das ganze Jahrzehnt nicht mehr gestiegen. Die genaueste Verbrechensstatistik, die National Crime Victimization Survey des Bureau of Justice Statistics, zeigt, dass Vergewaltigungen und andere Tätlichkeiten gegen Frauen im Lauf der letzten 35 Jahre, und insbesondere im letzen Jahrzehnt, stark abgenommen haben. In den vergangenen zwölf Jahren berichteten Mädchen und junge Frauen über weit weniger Fälle von vollendeter und versuchter Vergewaltigung, tätlichen Angriffen, Drohungen und allen anderen Gewaltverbrechen.
    Der Rückgang fand statt, obwohl die Definition von Vergewaltigung erweitert wurde. Sie schließt inzwischen auch Handlungen mit ein, bei denen es, wie etwa bei Oralverkehr, nicht zur Penetration kommt, und gilt auch bei Umständen, unter denen das Opfer (in der Regel wegen Trunkenheit) nicht mehr in der Lage ist, seine Zustimmung zu geben. Der stärkste Rückgang ist bei tätlichen Angriffen von Bekannten und Verwandten zu verzeichnen. »Frauen können heute viel leichter aus einer schlimmen Beziehung aussteigen«, sagt Melissa Sickmund. »Sie müssen nicht bleiben, bis sie getötet werden.« Und der Kriminologe Mike Males fügt hinzu: »Junge Frauen haben heute erheblich mehr Macht. Deshalb sind sie viel schwerer zum Opfer zu machen. Die Leute geben nicht zu, dass es diese Trends gibt, weil es selbst unter Liberalen ein großes Unbehagen darüber gibt, dass junge Frauen so großen Erfolg haben. Sie kommen in größeren Zahlen auf den Arbeitsmarkt und verdienen gut, während sich die jungen Männer auf einer destruktiven Talfahrt befinden. Viele Entwicklungen sind positiv, und ich glaube, das bringt manche Leute aus dem Gleichgewicht, weil sie an einer anderen Geschichte hängen.«
    Aus einer neueren britischen Studie geht hervor, dass Frauen dreimal öfter wegen häuslicher Gewaltanwendung festgenommen werden und dabei sehr viel öfter eine Waffe benutzen als Männer. Seit in den USA Ende der 1990er Jahre Gesetze verabschiedet wurden, die eine Festnahme bei häuslicher Gewalt zwingend vorschreiben, sind die Festnahmen von Frauen stark gestiegen und haben in manchen Staaten bereits einen Anteil von 50 Prozent oder noch mehr erreicht. Leute, die sich für die Opfer häuslicher Gewalt einsetzen, sind oft empört über diese Entwicklung und sagen, die Frauen gerieten versehentlich in eine Falle, die eigentlich für gewalttätige Männer bestimmt sei. Eine genauere Erklärung lautet jedoch, dass weibliche Aggressionen – genau wie männliche – eine große Bandbreite besitzen. Frauen sind heutzutage eher bereit, sich zu verteidigen oder Gegengewalt anzuwenden, als früher, und manchmal schlagen sie wohl auch als Erste zu. Eine britische Studie kam zum Ergebnis, dass 40 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt Männer waren.
    Unsere Vorstellung von der besonderen Verwundbarkeit der Frau ist natürlich tiefer verwurzelt als unsere politischen Ansichten. Es ist für uns schwer vorstellbar, dass sich durch die neuen Lebensbedingungen der Frau etwas so Fundamentales verändern könnte wie die rohe physische Kraft. In den meisten Kriminal- und Actionfilmen sind die Frauen immer noch Opfer, und der weibliche Aggressor ist immer noch eine exotische Anomalie. Fernsehserien wie Snapped auf dem amerikanischen Kabelsender Oxygen, die die Biografien weiblicher Krimineller zeigen, spielen immer noch mit der Erwartung, dass weibliche Gewaltanwendung eine seltsame Ausnahmeerscheinung sei. »Diese schockierenden, aber wahren Geschichten … beweisen, dass selbst die

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