Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
Spitzenpositionen negativ auf den Unternehmensgewinn auswirkt. Weibliche CEO s sind in den größten Unternehmen der USA vielleicht selten, werden jedoch sehr geschätzt, was sich auch anhand ihres Gehalts zeigt: 2009 verdienten sie im Schnitt 43 Prozent mehr als ihre männlichen Kollegen und erhielten häufiger eine Gehaltserhöhung.
»Frauen stehen bereits an der Schwelle zu Führungspositionen, und das in dem Moment, in dem ihre Talente besonders gut zu den aktuellen Anforderungen passen«, schreibt David Gergen im Vorwort von Enlightened Power: How Women Are Transforming the Practice of Leadership .Das alte Modell von Kommando und Kontrolle, bei dem die Entscheidungsgewalt allein bei einer Person liegt, gilt als Relikt des Militärzeitalters der 1950er Jahre. Das neue Modell wird mitunter »postheroisch« oder »transformatorisch« genannt, etwa vom Historiker und Politologen James MacGregor Burns, der sich auf Führungsverhalten spezialisiert hatte. Heutzutage lautet die Vorgabe, sich wie ein guter Trainer zu verhalten und das eigene Charisma zur Motivation anderer einzusetzen, um sie zu Leistung und Kreativität anzuspornen. Das ist kein ausdrücklich weibliches Modell, man erkennt darin jedoch einige Schlagwörter aus der Literatur über den Unterschied zwischen Männern und Frauen wieder. In einem Seminar an der Columbia Business School werden beispielsweise sensible Führung und soziale Kompetenzen gelehrt, darunter auch die bessere Deutung von Mimik und Körpersprache. »Wir sagen natürlich nie ausdrücklich: ›Entwickeln Sie Ihre feminine Seite‹, es ist jedoch klar, dass wir genau das raten«, meint Jamie Ladge, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Northeastern University.
Julie Gerberding, Spezialistin für Infektionskrankheiten und ehemalige Leiterin der Centers for Disease Control und heute Leiterin der Abteilung für Impfstoffe beim Pharmakonzern Merck, nennt diesen neuen Führungsstil »Meta-Führung« oder »horizontale Führung«:
Horizontale Führung erfordert andere Fähigkeiten als eine vertikale Führung. Und sie erfordert Personen, die verhandeln können, die in der Lage sind, als authentische und effektive Partner und Kollegen aufzutreten, die den goldenen Mittelweg finden, die sich dank emotionaler Intelligenz und Empathie in andere hineinversetzen können. Männer wie Frauen besitzen diese Fähigkeiten, doch ich glaube, mitunter neigen Frauen von Natur aus mehr dazu oder sind so sozialisiert worden. In der komplizierten Welt von heute ist die horizontale Führung vermutlich einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren für jede Organisation.
In einer Studie aus dem Jahr 2008 wurde versucht, den Effekt dieses weiblich anmutenden Führungsstils zu messen. Forscher an der Columbia Business School und der University of Maryland analysierten Daten der 1500 wichtigsten amerikanischen Unternehmen aus den Jahren 1992 bis2006 , um das Verhältnis zwischen der Performance der Firma und dem Anteil weiblicher Führungskräfte zu ermitteln. Firmen mit Frauen in Spitzenpositionen schnitten besser ab, was vor allem dann galt, wenn das Unternehmen eine, wie es die Forscher nannten, »innovationsintensive Strategie« verfolgte, bei der »Kreativität und Zusammenarbeit eine große Rolle spielen« – eine passende Beschreibung für eine zukunftsorientierte Wirtschaft.
Möglicherweise steigern Frauen tatsächlich die Unternehmensleistung, vielleicht können sich aber auch nur gutgehende Firmen den Luxus leisten, hochqualifizierte Frauen einzustellen und zu halten. Die Assoziation ist jedoch klar: Innovative, erfolgreiche Firmen fördern Frauen. In derselben Studie wurden auch die Branchen nach dem Anteil ihrer weiblichen Führungskräfte sortiert, und das Ende der Liste liest sich, als ob man die Geister einer fernen industriellen Vergangenheit herbeiriefe: Schiffsbau, Baugewerbe, Kohle, Stahl und Maschinenbau.
Das Problem fehlender weiblicher Führungskräfte erhielt vor kurzem eine neue Dringlichkeit. Mit dem Platzen der Internetblase im Jahr 2001 erschien im Quarterly Journal of Economics des MIT ein Artikel mit dem Titel: »Boys Will Be Boys: Gender, Overconfidence, and Common Stock Investment«. Zwei Wissenschaftler der University of California in Davis verglichen über einen Zeitraum von sechs Jahren das Handelsverhalten von Männern und Frauen, die an der Börse spekulierten. Männer, vor allem alleinstehende Männer, handelten viel häufiger mit Aktien als Frauen, und zwar aufgrund
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