Das Ende der Nacht: Horror-Roman
Besitzer hinaus und trat ihn zu Tode, pisste auf seinen leblosen Körper.
Es war die Erfüllung eines Traumes. So viele Jahre hatte er sich vorgestellt, in der Stadt Amok zu laufen, zu tun und zu lassen, was er wollte. Aber er wollte nicht erwischt werden und vor allem nicht sterben. So konnte er sich nur zu Hause einen wichsen, wenn er Gesichter des Todes schaute oder zum gefühlt hundertsten Mal American Psycho las. Aber heute Nacht war seine Nacht. Und nach den Vorfällen, die er aus seiner Wohnung beobachtet hatte, traute er sich endlich hinaus. Er fühlte, dass es an der Zeit war.
Wie viele er auf seinem ziellosen Weg durch die Stadt getötet hatte, wusste er nicht mehr. Seine Hände waren blutig, seine Kleidung auch, und er nahm als Waffen, was er fand. Doch meistens benutzte er seine Hände, seine Bärenhände, wie sie seine Mutter immer genannt hatte. Diese Fotze hatte er als erstes umgebracht, noch bevor er die Wohnung verlassen hatte.
In einer Seitenstraße lief ihm ein Junge entgegen, der sich immer wieder nach hinten umdrehte. Wahrscheinlich wurde er verfolgt. Gut so. Dann nahm er ihn nicht wahr. In einer einzigen Bewegung hob er den Jungen vom Boden, nutzte die Kraft seines Laufes für einen Wurf und hart prallte der kleine Körper auf Stein.
Der hünenhafte Mann beugte sich über sein Opfer und trat ihm ins Gesicht, wieder und wieder, bis es kein Gesicht mehr war. Dann ließ er sich auf seine Knie herab und schlabberte am Blut wie es ein Hund am Wassernapf tat.
Als er zur Hauptstraße kam, sah er zunächst nur die beiden Körper auf dem Asphalt, ehe ihm der Wagen auffiel, der in eine Bushaltestelle gerast war. Der Fahrer saß noch darin und wirkte benommen. Beim Überqueren der Straße stieg er über die Körper, einer stöhnte und er trat ihm ebenfalls ins Gesicht. Das gefiel ihm am besten. Das Gesicht eines Menschen zu zerstören.
Er erreichte den Unfallwagen, einen hässlichen, blauen Honda Civic, mit einer Vorfreude, die sonst Kinder an Weihnachten haben. Der Fahrer schaute ihn an und in seinen Augen lag derselbe kalte Glanz, dieselbe Mordlust wie in seinen eigenen. Beinahe war er versucht, ihn zu bitten, ihn zu begleiten, auf seiner Reise in der Nacht. Dann erblickte er die Waffe im Halfter.
„Schönes Ding“, sagte er und griff sie sich. Kurz spielte er mit ihr, entsicherte sie und hielt sie schließlich dem verletzten Mann an den Kopf. Der kalte Glanz, vollkommene Schönheit, dachte er, dann drückte er ab. Zwei Mal, drei Mal, bis der Kopf des Fahrers so aufgeplatzt war, dass er sich ein Stück Gehirn nehmen konnte und es in seinen Mund steckte. Beim Kauen überlegte er, wohin es ihn nun treiben sollte. Er wusste, es war überall so wie hier. Er wusste, sein Gott oder was auch immer hatte ihn endlich erhört. Diese Nacht war ein Geschenk und er wollte es Schicht um Schicht auspacken und genießen.
V
An dieser Stelle verlassen wir Xaver, den Mann, der auf dem Bankett war. Seine Geschichte dieser letzten Nacht ist erzählt.
VI
Christina und Michelle saßen wieder im Wohnzimmer. Drei Kerzen auf dem Tisch schenkten ihnen die nötige Beleuchtung. Sie hatten eine Flasche Wein geöffnet, den sie eigentlich nicht mochten aber jetzt brauchten, und rauchten Zigarette um Zigarette. Das elektrische Licht war im ganzen Haus vollständig erloschen. Nachdem Xaver gegangen war, hatten sie die Räume so gut es ging aufgeräumt. Alle Blutflecken auf dem Sofa und dem Teppich mit Fensterreiniger besprüht, ein altes Hausrezept, und die Sitzfläche mit Decken ausgelegt.
Sie hatten den Fernseher aus Christinas Zimmer hinunter getragen und eingesteckt, und die beiden Mädchen steckten mitten in Shining . Michelle war nach einer Weile aufgefallen, dass sie keine Gedanken an die Toten verschwendete. Wie ein ganz alltägliches Erlebnis, keine Last auf ihrer Seele.
„Weißt du, was ich noch seltsamer finde, als das Auftreten von Maik und Steven?“ fragte sie Christina, als Jack Nicholson auf der Bartoilette des Overlook-Hotels ein Gespräch über das Töten führte.
„Na, was?“, kam die Antwort, ohne das eine von ihnen den Blick vom Fernseher abwandte.
„Dass es uns so kalt lässt.“
„Was meinst du? Dass wir sie getötet haben oder dass sie uns töten wollten?“
„Beides, Tini. Wir haben nicht mal Ekel oder so empfunden, beim Aufräumen, beim Leichentragen.“
„Sei doch froh. Stell dir mal vor, wir hätten gekotzt.“
„Was war eigentlich mit deinem Onkel
Weitere Kostenlose Bücher