Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende der Nacht: Horror-Roman

Das Ende der Nacht: Horror-Roman

Titel: Das Ende der Nacht: Horror-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolas Preil
Vom Netzwerk:
Habe ich nicht ein Recht darauf, es zu erfahren?“ Er lächelte und eigentlich kannte er schon die Antwort. Die beiden Mädchen würden erzählen, dass sie sich nur verteidigt hatten, dass ihre Freunde sich verändert hatten, dass sie aggressiv waren.
    „Onkel Xaver“, begann Christina, „die beiden wollten uns töten. Steven stach mir in den Rücken und Maik trat Michelle Zähne raus, verdammt.“ Sie schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, wieso. Es war so, nicht anders.“ 
    „Genau“, pflichtete Michelle ihr bei.
    „Und ihr seid nicht aggressiv gewesen?“, fragte Xaver.
    „Wie meinst du das? Natürlich haben wir uns gewehrt. Aber mehr nicht.“
    Jetzt schüttelte Michelle ihren Kopf und er wollte weiter fragen, aber er besann sich eines Besseren. Es war sowieso egal.
    „Dass ihr sie nicht zuerst angegriffen habt, habe ich mir schon gedacht, Tini. Schließlich kenne ich dich. Wisst ihr, warum die beiden euch töten wollten?“
    „Nein, sie kamen hierher und schon hatten wir den Ärger am Hals“, sagte Michelle.
    Xaver schluckte schwer. Kein Grund, wie bei ihm. Kein Grund, wie bei jedem heute Nacht.
    „Warum tragt ihr sie in den Keller?“
    „Wir wollten sie unten vergraben, Onkel Xaver. Wir dachten...“
    „Okay, schon gut. An eurer Stelle hätte ich das auch getan. Ich glaube euch, Tini.“ 
    Aber er glaubte noch etwas anderes. Irgendetwas hatte Hamburg heimgesucht, vielleicht eine neue Grippe-Welle, eine Epidemie jedenfalls, und wenn er schon Amok lief, mein Gott, wenn er, der vorbildliche, besonnene Kommissar seine eigene Frau tötete, dann waren Dutzende anderer Menschen nicht davor gefeit, es ihm gleich zu tun. Und das Schlimmste daran war, dass er sich nicht schuldig fühlte. Niemand würde sich schuldig fühlen in so einer Nacht. Als wäre die Moral einfach ausgeblendet und sämtliche Empathie getilgt. Nur warum war es ihm dann wichtig, was aus Kevin wurde, und aus Christina und sogar Michelle? Das alles ergab keinen Sinn und er musste einen finden. Er musste raus, auf das Revier, die Straßen sichern.
    Jetzt wurde es ihm klar: Die Aggressionen kamen in Wellen. Und wer wusste, wann seine das nächste Mal kam?
    „Passt auf“, sagte er, „Ich habe noch etwas zu erledigen. Danach komme ich wieder vorbei und wir regeln dann zusammen die ganze Geschichte, okay?“
    „Danke“, entfuhr es den beiden Mädchen knapp.
    „Kevin ist hier wohl im Moment besser aufgehoben. Kann er, bis ich wiederkomme, bei euch  bleiben?“
    „Klar,“ sagte Christina, „Was hat er eigentlich? Er scheint, mit sich selber zu reden.“
    „Ich denke, seine Psyche hat Risse. Ihr seht ja, wie verwahrlost er ist. Wahrscheinlich ist er aus seinem Elternhaus geflohen, weil dort etwas Schreckliches passierte. Und er war allein, als ich ihn fand. Allein bis auf seinen imaginären Freund Benny. Dieser Benny ist ein Licht, hat er mir gesagt. Er muss missbraucht worden sein oder geschlagen oder weiß der Geier, wozu manche Eltern fähig sind.
    Ich würde vorschlagen, ihr tragt die zweite Leiche ebenfalls in den Keller und legt Kevin in irgendein Bett. Bis ich wiederkomme, geht ihr nicht an die Tür. Löscht alle Lichter! Geht in ein Zimmer und bleibt da. Am besten wäre es, wenn ihr hier weiter eure Videos guckt. Du hast doch bestimmt noch einen Fernseher in deinem Zimmer, Christina. Ruft jemand an, wartet bis der Anrufbeantworter angeht und entscheidet dann, ob ihr den Hörer abnehmt. Du hast meine Handynummer, Tini? Gut. Ich mache mich jetzt auf den Weg“, beendete Xaver seine Anweisungen und erhob sich. Die Mädchen stimmten zu. Als Xaver durch die Eingangstür schritt, war es halb vier Uhr morgens und doch noch mitten in der Nacht. Regen hatte wieder eingesetzt und ein dröhnendes aber mildes Sommergewitter mitgebracht.
     
    Michelle und Christina trugen erst Kevin hinauf in das Schlafzimmer der Eltern, dann Maik zu Steven in den Keller, als ob es ähnliche Handlungen waren.   
     
    Während Xaver das unbelebte Wohngebiet durchfuhr, dröhnte die obligatorische Melodie einer Nachrichtensendung aus den Boxen.
    „Hamburg. Ein schwarzer Samstag für die norddeutsche Metropole“, hieß es, “seit gestern am späten Abend erreichten uns einhundertundzweiunddreißig Todesmeldungen, hauptsächlich Morde. Die Polizeireviere sind zusätzlich besetzt worden. Es gingen auch ein paar hundert Morddrohungen bei Bürgern ein und eine noch höhere Zahl konnte die Polizei als Überfälle auf Tankstellen und Einbrüche in Kaufhäuser

Weitere Kostenlose Bücher