Das Ende der Privatsphäre: Der Weg in die Überwachungsgesellschaft
durch entsprechende Konfigurationsänderungen zu verbessern, etwa wenn man die Datenübertragung in einem lokalen Funknetzwerk (WLAN) auf verschlüsselte Kommunikation umstellen möchte.
Es reicht nicht, lediglich die Informationstechnik technisch abzusichern und so dem Datenmissbrauch durch Hacker oder sonstige unbefugte Dritte entgegenzuwirken. Entscheidend wird es sein, die Systeme so zu gestalten, dass sie mit weniger Daten über unser Verhalten auskommen und uns gleichwohl effektiv unterstützen (vgl. 5.1). Obwohl dieser Grundsatz der »Datensparsamkeit« bereits seit 2001 im Bundesdatenschutzgesetz steht, scheinen die Systemgestalter davon noch wenig gehört zu haben. Vielfach geht es den Unternehmen im Gegenteil eher darum, möglichst viel von ihren Kunden zu erfahren, um daraus Kapital zu schlagen (vgl. 4).
Funkchips – die heimliche Versuchung
Die Übertragung per Funk ist von zentraler Bedeutung für die schöne neue Welt der allgegenwärtigen Datenverarbeitung. Radio Frequency Identification (RFID) ist eine Schlüsseltechnologie, mit der Gegenstände und Personen gekennzeichnet und identifiziert werden können. Wenn der RFID-Chip in die Nähe einer passenden Schreib-/ Leseeinheit kommt, kann sein Inhalt ausgelesen und bei bestimmten Chiptypen sogar verändert werden.
Vom Ticket bis zum neuen Reisepass, vom Container bis zur CD – immer mehr Alltagsgegenstände sind mit RFID-Chips versehen. Ihr Anwendungsbereich umfasst bereits Tiere (vom Kampfhund bis zum EU-Rind) und sogar Menschen – Letzteres allerdings noch vereinzelt. So wird von einer spanischen Bar berichtet, deren Stammkundschaft anhand der implantierten Chips identifiziert wird, und es wird darüber diskutiert, diese Technik auch zur Bestimmung des jeweiligen Aufenthaltsorts dementer Personen oder von Strafgefangenen einzusetzen. Auch in der Medizin kommen immer mehr RFID-Chips zum Einsatz, insbesondere in Krankenhäusern. Dort werden individuell zusammengestellte Medikamente mit Funkchips markiert, um Fehlmedikationen zu vermeiden.
Die Tickets für die Fußballweltmeisterschaft 2006 waren mit RFID-Chips ausgestattet, um deren Fälschungssicherheit zu erhöhen und zugleich den Schwarzhandel zu erschweren. Mittels der Chip-Seriennummer konnten die in Datenbanken erfassten Angaben der Ticketkäufer erschlossen und bei der Einlasskontrolle mit den auf dem Ticket aufgedruckten Daten abgeglichen werden. Dieses Beispiel verdeutlicht die Schlüsselstellung, die den Funkchips bei der Zuordnung aller möglichen Gegenstände zu einer bestimmten Person zukommt. Die umfassende Personalisierung wiederum erleichtert die Registrierung und Überwachung individuellen Verhaltens. Darin besteht das eigentliche datenschutzrechtliche Problem der Funkchips. Verwendet der Käufer bei einem Bezahlvorgang etwa eine Kunden- oder Kreditkarte, kann der Kassencomputer die persönlichen Angaben (Name, Konto- bzw. Kundennummer) mittels der am Produkt oder der Verpackung angebrachten RFID-Chips mit den Informationen verknüpfen, die im Warenwirtschaftssystem gespeichert sind.
Ob eine RFID-Anwendung sinnvoll oder bedenklich ist, erschließt sich nur bei Betrachtung des Verwendungszusammenhangs und nicht aus dem Chip selbst. So werden bereits seit einigen Jahren bei Marathonläufen RFID-Chips an den Laufschuhen befestigt, um die Zwischen- und Endzeiten der Läufer automatisch zu erfassen. Wenn die Chips eines Tages in Straßenschuhen eingearbeitet sein sollten, ließe sich deren Träger mittels verdeckt angebrachter Leseeinrichtungen im Wortsinn auf Schritt und Tritt überwachen.
Ein wirksamer Schutz gegen das heimliche Auslesen der Funkchips könnte dadurch erreicht werden, dass man die Antenne abtrennt, ein Mechanismus, der bereits von IBM patentiert wurde. Die Antenne kann erneut mit dem Chip verbunden werden, wenn wieder auf die Daten zugegriffen werden soll. Diese Lösung kann allerdings die RFID-Problematik nicht generell entschärfen. So scheidet dieser einfache Selbstschutz etwa bei Ausweispapieren aus. Hier muss der Chip mit elektronischen Mechanismen ausgestattet werden, die den Datenzugriff kontrollieren. Die für die Bereitstellung derartiger Verschlüsselungsfunktionen verwendeten »Smartchips« kommen wegen der derzeit noch relativ hohen Kosten nur dort zur Anwendung, wo sensible individuelle Daten auf dem Chip gespeichert werden, etwa die biometrischen Merkmale in Reisepässen (vgl. 2.7).
Auch die Betroffenen selbst können sich gegen eine heimliche
Weitere Kostenlose Bücher