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Das Ende der Privatsphäre: Der Weg in die Überwachungsgesellschaft

Das Ende der Privatsphäre: Der Weg in die Überwachungsgesellschaft

Titel: Das Ende der Privatsphäre: Der Weg in die Überwachungsgesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schaar
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sogenannten »Profiling« ergeben:
    »Mit modernsten Analysetools und Scoring-Verfahren analysieren wir Ihren Kundenbestand und ermitteln so das Profil Ihrer Kunden. Ihre internen Kundendaten werden mit dem umfassenden Datenspektrum von uns angereichert. So erschließen Sie gezielt von Ihnen noch nicht genutztes Umsatzpotenzial. Mit der Ermittlung Ihres Kundenprofils minimieren Sie Streuverluste, erhöhen Responsequoten und setzen Ihr Werbebudget effektiv ein!« 50
     
    Die Preise für Adressen variieren je nach Qualität, Selektionskriterium und Gewinnträchtigkeit. Beispiele gefällig? Wie wäre es mit »Pfarren und Priestern in Österreich? 2830 Stk.; teilweise mit Zusatzdaten wie Telefon/E-Mail; sämtliche Adressblöcke und personalisierte Anreden manuell kontrolliert; Preis: 0,60 €/Stk«. Oder »2595 Urologen im Sonderangebot«, »mit 100 % Telefonnummern, teilweise mit Homepage-URL und E-Mail-Adresse« zu nur 0,20 €/Stk. ohne Nutzungsbegrenzung«? Vielleicht sind Sie ja auch interessiert an 750 000 »Lifestyle-Adressen« mit »detaillierten Angaben zu den Lebensumständen, Kaufkraft und Interessen«. Alles kein Problem – der Adresshandel hilft weiter!
    Ganz verschont von Werbebotschaften bleibt heute niemand mehr. Der mit Reklamesendungen verstopfte Briefkasten ist vielleicht ein ärgerlicher Aspekt, sicherlich jedoch nicht der problematischste. Auch wenn man sich gegen Briefkastenwerbung mit einem Aufkleber »Keine Werbung bitte!« zu wehren versucht, wird dieser Wunsch häufig nicht beachtet. Zum einen halten sich manche Prospektausträger nicht an diese Vorgabe, und zum anderen hilft der Aufkleber nicht gegen namentlich adressierte Sendungen, denn derartige Briefe muss die Post zustellen. Die Zusteller sind schließlich keine Vorzensurstelle, die Inhalte oder Absender von Briefen zu bewerten hat.

Widerspruchsrecht des Betroffenen
     
    Um den Interessen der werbenden Wirtschaft Rechnung zu tragen, erlaubt das Bundesdatenschutzgesetz die Verwendung von bestimmten personenbezogenen Grunddaten zur Markt- und Meinungsforschung. So ist es zum Beispiel zulässig, dass ein Zeitschriftenverlag die Daten seiner Abonnenten für Werbezwecke an einen Adresshändler verkauft. Einer Einwilligung bedarf es dazu nicht. Um die entsprechende Übermittlung und Nutzung zu verhindern, muss der Betroffene aktiv werden und Widerspruch einlegen.
    Alle Versuche von Daten- und Verbraucherschützern, dieses Widerspruchsrecht durch eine Einwilligungslösung zu ersetzen, sind bisher gescheitert. Deshalb bleibt den Betroffenen nichts anderes übrig, als der Verwendung ihrer Daten zu widersprechen – dies kann formlos geschehen, etwa per E-Mail, Brief oder Fax. Auch die Eintragung auf der »Robinsonliste« des deutschen Direktmarketingverbandes bringt eine gewisse Linderung. Wer sich auf diese Liste setzen lässt, wird zumindest nicht mehr von Werbeschreiben der angeschlossenen Unternehmen belästigt.
    Widersprüche – ob individuell oder per Robinsonliste – verhindern jedoch nicht, dass unseriöse Unternehmen den Wunsch des Bürgers, von Werbesendungen verschont zu bleiben, missachten. Bisweilen gelingt es allerdings Datenschutzaufsichtsbehörden, diesen unrechtmäßigen Praktiken einen Riegel vorzuschieben, etwa indem sie Bußgeldverfahren gegen die Verantwortlichen einleiten. Sie bleiben jedoch vielfach erfolglos, wenn die Werbebotschaften aus dem Ausland kommen, was insbesondere bei Werbung per E-Mail und mittels Telefax der Fall ist. Eine gewisse Chance hat man hier lediglich dann, wenn die Urheber in einem EU-Mitgliedsstaat ihren Sitz haben. Für die Betroffenen stellt sich dann allerdings häufig die Frage, ob der Aufwand, mit dem sich unerwünschte Werbebotschaften (vielleicht) noch stoppen lassen, in einem angemessenen Verhältnis zum angestrebten Zweck steht.
    Der werbenden Wirtschaft – unabhängig davon, ob sie legal oder illegal operiert – kommt zugute, dass aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung immer mehr personenbezogene Daten anfallen. Dabei werden Daten aus den unterschiedlichsten Quellen zusammengeführt. Je besser die Kenntnis der Zielperson, desto genauer lassen sich die Werbebotschaften platzieren, und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs. Bei der Datenerhebung sind manche Unternehmen ziemlich kreativ. Häufig bedienen sie sich sogar spielerischer Formen, vom elektronischen Quiz bis zur »Schnitzeljagd« im Internet, bei der dann beiläufig persönliche Informationen erhoben

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