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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
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geeignete Moment, ihn damit zu überraschen, so als wäre Weihnachten. Bangley scheint mir ein Dr.-Pepper-Trinker zu sein. Eine Kiste Sprite für die Familien, nur eine kurze Zwischenlandung, denn ich war seit Wochen nicht mehr dort. Als wir nach links abdrehen, nach Norden, fallen die letzten Sonnenstrahlen ins Cockpit ein wie eine warme Flüssigkeit.
    Blickt man gerade hinunter, sieht die Wohnanlage nördlich des Flughafens mit ihrem Straßenmuster aus Zufahrten und Kreisverkehren wie eine Reihe von umgedrehten Lollys aus. Und wenn ich die Augen zusammenkneife und die abgebrannten Häuser ausblende, sehe ich einen ganz normalen Frühlingsabend.
    Ich steige wieder auf, drehe nach Westen ab, gehe auf dreihundert Meter runter und scanne den Boden ab.
    *
    Nichts. Auf der gesamten Strecke: nichts. Die Straßen sind leer. Gott sei Dank. So wie fast immer. Wären dort Wanderer unterwegs, hätte das meinen Plan kaputtgemacht, dann hätten wir unseren Jagdausflug verschieben müssen. Dann wäre ich in den Sturzflug gegangen, hätte kurzzeitig den Motor ausgeschaltet und unsere Aufnahme abgespielt. Der an Verstärker und Lautsprecher angeschlossene CD-Player kann vier Stücke, sie heißen:
    Geht zurück nach Norden oder sterbt
    Geht zurück nach Süden oder sterbt
    Geht zurück nach Osten oder sterbt
    Geht zurück nach Westen oder sterbt
    Ein leicht zu merkender Text: Einfach nur der Titel, wieder und wieder. Gefolgt von einem mahnenden Wir wissen, wo ihr seid. Wir machen Hundefutter aus euch, so wie aus den anderen.
    Das war Bangleys Idee gewesen.
    Verdammt, nein, sagte ich. Das ist überflüssig und widerlich.
    Er glotzte mich an, den Mund zu einem halben Grinsen verzogen.
    Aber es stimmt doch, oder? Es stimmt doch, was, Hig?
    Es war wie ein Schlag ins Gesicht.
    Mach schon, sagte er. Wir sind hier nicht auf dem Ponyhof.
    Meistens funktioniert es. Zu viele unbekannte Faktoren, zu groß das Risiko. Die Besucher können nicht ausschließen, dass am Flughafen eine Streitmacht aus Mongolen auf sie wartet, um sie in Stücke zu reißen. Was wir wohl auch sind. Eine Streitmacht aus zwei Personen. Nein, drei. Sie müssen denken: Diese Typen haben eine Luftwaffe, einen Lautsprecher, eine Tonaufnahme, was haben sie noch? Wir haben Bangley, denke ich, ihr habt ja keine Ahnung, was das bedeutet. Ihr solltet jetzt wirklich lieber umkehren.
    Falls noch weitere Überzeugungsarbeit nötig ist, bin ich recht geschickt darin geworden, in einer Linkskurve mit Bangleys Uzi aus dem Fenster zu feuern. Ich versuche, niemanden zu treffen, aber manchmal kommt es vor.
    Vierzehn Mal wurde auf mich geschossen. Drei Schüsse trafen den Rumpf. Die meisten Leute wissen zum Glück nicht, wie man auf ein Flugzeug zielt. Sie treffen nicht genau genug.
    Jetzt ist niemand zu sehen. Der Highway 7 ist leer, der 287 auch, die Interstate. Unser Trampelpfad im Westen. Die Sonne ergießt sich über den Boulder Canyon und streift die Spitzen der Flatirons. Früher unser bevorzugtes Ziel für Tagesausflüge, der Wanderweg unterhalb der Felswände, damals, als. Nördlich davon Mount Evans mit blutroter Schneekappe. Ich habe mich in der Zeit verkalkuliert, habe keine Gelegenheit mehr, in die Berge zu fliegen, wenn ich noch Getränke holen will. In Wahrheit brauche ich die Berge nicht auszukundschaften. Ich tue es, weil es Spaß macht, über die Ausläufer zu fliegen, aber Jasper und ich wissen auch so, wo die Hirsche sich verstecken. Falls wir überhaupt Elchspuren entdecken, wird es am Boden sein. Ich drehe nach Osten ab und fliege in gerader Linie auf das Kraftwerk auf dem St. Vrain südwestlich von Greeley zu. Ein wie ein Klappmesser in sich zusammengeschobener Lastwagen mit Anhänger, halb von der Straße gerutscht, halb auf der langgezogenen Einfahrt einer Farm. Ich sehe ihn aus kilometerweitem Abstand. Das schmutzige Rot und die weiße Schrift leuchten in der Sonne wie eine Werbetafel. Vermutlich hatten es die Räuber auf die vielen Flaschen Trinkwasser abgesehen, und auf die Limo. Als ich den Truck zum ersten Mal sah, wäre es mir gar nicht in den Sinn gekommen zu landen, hätten da nicht fünf Leichen rumgelegen. Und eine hing auf der Fahrerseite aus dem Fenster. Das Stillleben der Schlacht veranlasste mich dazu, die Motoren zu drosseln und über der Szene zu kreisen.
    Klar, ich bin nicht mehr so schnell wie früher, das stimmt. Manchmal fühle ich mich wie die zotteligen Ponys im Nebel. Aber die Leichen riefen vom Boden zu mir rauf, der Truck strahlte im

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