Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte
einander in die Augen, und es dämmert ihnen, dass sie absolut allein sind, und dann schlägt die Liebe zu wie eine fallende Kokosnuss. Sie sind Feuer und Flamme. Zum Glück gibt es auf der Insel jede Menge tief hängende Früchte und sauberes Trinkwasser, dazu Austern und Fische, die in ihre handgeflochtenen Körbe springen, so dass das Überleben ein Spaziergang ist und sie jede Menge Freizeit haben, um einander in die Augen zu sehen und sich so heftig zu lieben, wie es nur nach einer Apokalypse möglich ist. Nach etwa einer Woche sagt Jed:
Trippa?
Ahhh. Hmmm. Ja, mein wohlriechender Hengst?
Ich muss dich um einen Gefallen bitten.
Natürlich, mein sandgestrahlter Schlagbohrer. Für dich tue ich alles.
Würdest du für ein paar Tage meinen Cowboyhut aufsetzen?
Oh ja, natürlich, warum nicht!
Am nächsten Tag sagt er: Trippa?
Ja, mein Schöner?
Ich muss dich um einen Gefallen bitten.
Was immer du willst, meine kleine, süße Mango.
Würdest du dieses Kohlenstück nehmen und dir einen Schnurrbart anmalen?
Natürlich, meine Riesenkumquat, für dich tue ich alles.
Am nächsten Tag lieben sie sich nonstop, während eines kompletten Gezeitenzyklus. Danach sitzen sie auf einer Bank aus Schildkrötenpanzern und schauen zu, wie ein Gewittersturm über das azurblaue Wasser fegt, Trippa mit Hut und Schnurrbart, und Jed sagt: Schatz?
Ja, mein Holder.
Äh, darf ich dich Joe nennen?
Aber ja, natürlich, du wilder Hammerhai, du!
Jed packt sie bei den Schultern und schüttelt sie.
Joe!, ruft er. Joe! Joe! Ich ficke Trippa Sands!
Bis heute muss ich darüber lachen. Ich muss unweigerlich an mich und Bangley denken, was dann gar nicht mehr so lustig ist. Dass er einen Joe aus mir machen will, damit er zeigen kann, wie gut er im Überleben ist. Ich überlebe sie alle in Grund und Boden, stimmt’s, Hig? Er hat nie wieder über seine Kindheit gesprochen nach diesem einen Satz – es sei anders gewesen, als man denken würde; aber ich würde mal tippen, dass seine Mutter, falls er überhaupt eine Mutter hatte, ziemlich schwer zu beeindrucken war.
Nun ja. Was soll’s. Sage ich zu Jasper, der sich bewegt hat und dessen Kopf nun vom Valdez runterhängt. Er schnarcht immer noch. Ich schiebe meine Finger in das kurze Fell über seinen Rippen und massiere ihn.
Komm, wir fliegen.
*
Es ist später Nachmittag, meine liebste Tageszeit nach der Morgendämmerung. Ich betanke das Flugzeug. Die Pumpe wird von eigenen Solarzellen betrieben. Früher habe ich eine Batterie mit Phasenumkehr benutzt, aber die Batterie ging kaputt, und so schloss ich die Pumpe direkt an den Phasenwechsler an; ich kann nur tanken, wenn die Sonne scheint. Was gerade der Fall ist. Zur Not habe ich eine Handpumpe, aber das ist eine Qual. Ich befülle die Tanks von einer Stehleiter aus, denn die Tankdeckel sind oben auf den Tragflächen. Es ist wirklich mühsam, unten zu stehen und zu pumpen und gleichzeitig den Füllstand im Auge zu behalten, den man nur überprüfen kann, indem man auf die Leiter klettert und durch den Zulauf in den Tank runterschaut. Ich bin gut im Schätzen und liege immer richtig, aber am einfachsten ist es, da oben zu stehen und den Stutzen in der Hand zu halten, das beruhigende Elektrobrummen zu hören und die Ziffern im Anzeigefeld vorbeidrehen zu sehen wie früher an der Tankstelle.
So wie früher. Es gibt noch jede Menge Treibstoff auf der Welt, aber das Problem ist, dass das Autobenzin nach ein oder zwei Jahren schlecht wurde. Das Flugbenzin, das ich benutze, hält sich für ungefähr zehn Jahre. Was bedeutet, dass es irgendwann demnächst umkippt. Ich könnte das Additiv PRI dazukippen und es damit für weitere zehn Jahre konservieren. Danach werde ich mich nach Düsentreibstoff umsehen müssen, nach Kerosin also, das praktisch unbegrenzt haltbar ist. Ich weiß, wo das nächste Lager zu finden ist. Ich weiß, dass ich der einzige Mensch bin, der es weiß, oder der weiß, wie man drankommt. Aber wann immer ich auf dem Rocky Mountains Airport landen muss, fühle ich mich angreifbarer als anderswo. Er ist zu groß. Ein riesiger, alter Düsenjetflughafen mit weitläufigen Gebäudekomplexen, riesigen Hangars, Schuppen und Pumpanlagen und stählernen Tanks draußen im Freien.
Wenn es so weit ist, werden Bangley und ich einen Sitzkreis abhalten. Vielleicht brechen wir dann die Zelte ab. Was ich mir nicht vorstellen kann. Oder vielleicht nehme ich ihn einfach mit, damit er mir beim Tanken den Rücken freihält, was ein Fest für ihn
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