Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte
des Anhängers gestapelt sind. Der Anhänger ist zu einem Drittel geleert. Wenn ich mir Mühe gebe, schaffe ich es, keine Flaschen oder Dosen zu treffen. Zwei hoch angesetzte Schüsse –
Nein, Moment. Ein Poltern, ein Scharren. In der Lücke zwischen den Türen erscheint eine Hand mit einer Brechstange.
Brechstange, Hand, Unterarm.
Fallen lassen! Fallen lassen! Fallen lassen!
Die Brechstange fällt. Schlägt klirrend auf dem Asphalt auf.
Rauskommen, und Hände hoch, so dass ich sie sehen kann.
Und was für Hände das sind. Die Haare auf dem Handrücken sind schmutzig. Wie sie da aus der Öffnung rausragen, sehen sie aus wie Verbrecherpranken, die Puppentheater spielen wollen. Die Unterarme stecken in einer zu kurzen, blauen Skijacke, dreckig, aber neu. Die Tür wird ein Stück weit aufgestoßen. Quadratschädel, lange, blonde Rastalocken, ein Hut mit breiter Krempe in Tarnfarben. Verfilzter Bart. Ein riesiger Mann klettert von der Ladefläche, weigert sich, sich zu mir umzudrehen.
Da sind noch zwei.
Er klingt heiser, eine Stimme wie eine halbe Tonne Kies. Er blinzelt ins Sonnenlicht.
Ein Flugzeug? Wo hast du das denn her? Gottverdammt.
Halt die Klappe. Sag ihnen, sie sollen rauskommen. Hände zuerst.
Baseballkappe, Hände, Arme in einem ölverschmierten Staubmantel, und dann kommt ein zweiter Freak runtergeklettert. Das lange Haar ist zu einem dicken Zopf gebunden, sein Blick ungläubig: mein Gesicht, das Gewehr, der Hund, der Graben. Er will abhauen. Jasper knurrt eine Tonlage tiefer.
In dem Teil sind doch nie im Leben Patronen drin. Kein Mensch hat heutzutage noch Patronen. Hast du das gehört, Curtis?, schreit er nach hinten. Macht einen Schritt zur Seite. Einen und dann noch einen.
Captain Flieger hier glaubt im Ernst, er könnte uns erschießen. Sein Blick rutscht vom Gewehr zum Graben.
Hätte er doch längst schon. Ja, genau. Der hört sich wohl gern reden.
Ich denke: Bis jetzt bist du der Einzige, der hier redet.
Curtis, komm raus. Alles prima hier draußen. Da hinten kniet einer, in zehn Metern Entfernung, mit einem Gewehr ohne Munition.
Er ist mir jetzt am nächsten, steht etwa einen Meter von der geöffneten Tür entfernt. Ich ziele mit geöffneten Augen. Hab ich immer schon so gemacht. Hat viele Vorteile. Ich kann die Tür sehen. Ich spüre, dass die Zeit sich streckt wie ein eingekringeltes Kabel, an dem man zieht. Rasta ruft meine Koordinaten in den Anhänger hinein, als säße dort ein Granatwerfer. Die Hitze. Die Hitze nackter Wut steigt in meinem Hals auf, so rein und sauber wie Edelgas. Mein Finger am glatten, kalten, gekrümmten Abzug.
Die Tür schwingt auf. Vollständig. Ein Schatten. Die Tür fliegt zur Seite wie ein Vorhang, und das Licht fällt ein, erhellt einen Mann mitten in der Bewegung. Er schwingt einen Bogen herum und zielt. Ich schieße. Zweimal. Der Pfeil reißt ein Loch in die Luft, das wütende Schmatzen eines Vakuums hoch oben, während der Mann zurückgerissen wird, der Bogen mit Geklapper zu Boden fällt und die vorderste Flaschenreihe umkippt und aufplatzt. Schweigen. Eine einsame Dr.-Pepper-Dose rollt bis an die Kante, fällt auf die Straße.
Die zwei auf der Straße erstarren halb geduckt, die Arme über den Kopf gelegt. Tweedledum und Tweedledee.
Die Dose rollt weiter und macht erst am Stiefel des Zopfträgers halt. Ein Rinnsal aus Blut läuft über die Kante der Ladefläche und tropft auf den Asphalt, genau auf die Stelle, an der die Dose runterfiel.
Da seht ihr, was ihr angerichtet habt, schreie ich. Ihr bescheuerten Vollidioten. Jetzt ist alles dahin. Wahrscheinlich zwanzig ganze Kisten.
Meine Stimme und mein Brustkorb zittern vor Adrenalin und vor Wut.
Und euer Kumpel ist auch draufgegangen. Na, das hat sich ja gelohnt!
Die Männer sind wie erstarrt, halten sich die Arme über den Kopf, verharren in geduckter Haltung. Es ist die letzte, jämmerliche Geste vor dem Sterben. Sie rechnen jetzt mit nichts anderem mehr. Der Lauf ist schon auf Rasta gerichtet. Der Finger liegt schon auf dem Abzug. Ich keuche vor Anstrengung. Ich zwinge mich, ruhig zu atmen. Ich werde sie umbringen.
Die Arschlöcher haben versucht, mich umzubringen. Wegen ein paar Coke. Naja. Sowas wie Coke bekommt man nicht alle Tage. Vierundzwanzig Flaschen pro Kiste, einmal im Monat bringe ich sie mit. Die letzte Woche dann ohne – ein absichtlicher Verzicht, um die Vorfreude auf die nächste Kiste zu steigern. Und um. Um meinen Wert in Bangleys Augen zu erhöhen. Und. Seien wir mal
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