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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
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Sonnenlicht. Denk nach, Hig. Eine Schießerei wegen eines Coke-Lasters.
    So kamen wir zu unserer monatlichen Leckerei.
    Beim ersten Mal war der Teich neben der Farm über die Ufer getreten und hatte sich als schwarzer Halbmond über die Straße gezogen, so dass ich eine Schleife fliegen und auf der gelb gestrichelten Linie nördlich der Farm landen musste, gegen den Wind. Ich kletterte aus dem Flugzeug und drehte mich nach Jasper um, der aufgeregt auf meinen Sitz gesprungen war, und hob ihn heraus. Ich schleifte die Männer an ihren Stiefeln in den nächsten Graben, damit Jasper – ich habe irgendwann gemerkt, dass sie sich an den Füßen leichter ziehen lassen als an den Armen.
    Die Türen des Anhängers waren mit einem Vorhängeschloss gesichert, einem einfachen Vorhängeschloss aus Messing. Ich ging zum Farmhaus, überquerte den schlammigen Hof und fand im Geräteschuppen einen Bolzenschneider.
    Erst Monate später fiel mir ein, dass ich Bangley dort hinfliegen könnte, damit er den ganzen Laster zum Flughafen fährt. Dann wiederum machte es Spaß, immer nur ein paar Kisten mitzunehmen. Es sollte für den Rest unseres Lebens reichen. Wir hatten wenig genug zu feiern.
    Genauso wenig bedachte ich damals, dass die Dosen im Laufe der Jahre in Frost und Hitze Schaden nehmen würden. Es war egal. Mein System hatte sich als gut erwiesen.
    Als ich zum ersten Mal drei Kisten in das Biest eingeladen und die Türen wieder geschlossen und den Schlüssel schon fast gedreht hatte, überlegte ich es mir noch einmal anders, kletterte wieder aus dem Flugzeug und knotete einen roten Stoffstreifen, den ich vom Hemd eines der Männer abgerissen hatte, als Windsocke an einen Markierungspfosten. Meile vier, das weiß ich noch. Der Marker war von drei Einschusslöchern vom Kaliber . 22 durchsiebt, alle nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ziemlich gut. Vermutlich der Sohn des Farmers, der für die Jagd auf Präriehunde geübt hatte.
    Heute kommt er wieder aus Norden. Der Wind. Hat in weniger als einer Stunde um hundertachtzig Grad gedreht, was typisch für die Jahreszeit ist. Zu dieser Jahreszeit habe ich mal beobachtet, wie sich die Windsäcke an den jeweiligen Enden des Rollfeldes von Erie in entgegengesetzte Richtungen blähten. Macht jede Landung gleich viel interessanter.
    Eine Reihe von Masten zieht sich östlich der Straße entlang. Egal, der Abstand ist groß genug. Die kleinen Reflektoren und die Meilenmarker am Straßenrand passen locker unter den Tragflächen durch. Mein erster Fluglehrer erzählte mir, dass fast jede geteerte Straße breit genug für eine Notlandung ist, solange man nur genau in der Mitte aufsetzt. Fast immer stehen die Pfähle und Schilder weit genug weg. Kniffliger wird es auf breiten Feldwegen. Schilder, die man nicht sieht, knallen gegen die Tragflächen und schleudern die Maschine rum.
    Trotzdem drehe ich für den Landeversuch in großer Höhe nach links ab und schwebe gegen den Wind mit voll aufgestellten Bremsklappen auf der linken Fahrspur ein, wobei ich mich an einem Fleck auf der Straße orientiere, knapp neben einer hohen Pappel; der Horizont rauscht auf mich zu, die Straße hebt sich mir entgegen, wir sinken, und ich ziehe den Steuerknüppel geschmeidig zurück, zurück bis an meine Brust, während der Warnton durchs Cockpit schrillt. Nach all den Jahren kann ich mich immer noch über eine gelungene Landung freuen. Ich habe den Laster so oft aus dieser Richtung angeflogen, dass ich weiß, ich brauche nicht einmal zu bremsen, ich lasse das Flugzeug einfach ausrollen, bis es an der Einfahrt vor dem Truck zum Stehen kommt.
    Als ich den Fuß auf die Bremse setze, rutscht der in aufrechter Copilotenpose sitzende Jasper nur ein bisschen nach vorn, stellt seine Vorderpfoten neu auf. Ich ziehe den roten Gemischhebel und würge den Motor ab. Ein längeres Spotzen, der sausende Propeller wird sichtbar, wird immer langsamer und verstummt schließlich.
    Der Wind rüttelt an der Scheibe und schüttelt das ganze Flugzeug durch. Es ist windiger, als ich dachte. Stürmisch fast. Der Wind drückt das kurze Gras auf den Feldern platt, fährt hindurch wie ein Rasierer durch Haare. Die Astern im Graben nicken, das Seitenfenster ist geöffnet, und ich stütze den Ellenbogen auf. Es riecht nach feuchter Erde, lebendig und faulig. So schwer von Erinnerung, wie nur Geruch sein kann. Immer noch sticht ein Hauch von Stallmist raus, der von den matschigen Weiden hinter den Ställen zu uns rüberweht. Zu dieser

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