Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte
schwarzen Küstenkiefern, die Zweige ohne Nadeln, nackt im Tod.
An den toten Wald konnte ich mich nie gewöhnen. Das Sterben begann vor zwanzig Jahren, abschnittweise. Wir steigen weiter auf. Klettern die steile Uferböschung runter, wo die Steine rund wie Bälle sind. Wir ruhen uns aus, trinken, klettern wieder hoch. Rein in die Kiefern und Fichten, die immer noch duften und eine schwere Feuchte verbreiten.
Komm, Jasper. Du trödelst, Junge. Geht’s dir nicht gut?
Ich fahre mit den Fingern durch sein dichtes, kurzes Fell, über seinen Rücken, über die lose Haut an seinem Hals, und ich kraule ihn. Ich kraule. Er liebt es. Er reckt den Kopf vor, damit die Haut sich spannt. Nächstes Mal packe ich Aspirin ein. Wir haben kiloweise Aspirin. Bangley meint, wir sollten es täglich einnehmen, damit wir kein Alzheimer kriegen.
Damit wir nicht vergessen, warum zur Hölle wir hier sind!, schreit er, fröhlicher habe ich ihn nie gesehen.
Damit du es nicht vergisst. Dir scheint es wichtiger zu sein als mir, Hig. Sich an Sachen zu erinnern. Nun nimm schon dieses gottverdammte Aspirin.
Auf seine ganz eigene Art ist Bangley sehr scharfsinnig. Ein Menschenkenner.
Wir ruhen uns aus. Ich setze mich auf einen Findling oberhalb des Ufers, und Jasper legt sich auf meine Füße. Er tut das immer, wenn es ihm nicht so gut geht. Mittlerweile ist es Morgen geworden, die Farben durchdringen das Grau. Schwache Farben. Wir machen Rast, bis die ersten Sonnenstrahlen durch die Bäume brechen, und ich schwöre, es machte ein Geräusch wie lose Banjosaiten im Wind. Der Bach antwortete mit einem kleinen Trommelwirbel.
Im vergangenen Herbst habe ich Elchspuren gesehen. Die eine schlängelte sich aus den dunklen Fichten heraus, eingedrückt in den Schlick, wo im Sommer ein Rinnsal fließt, und dann verlor sie sich wieder zwischen den glatten, trockenen Steinen. Die Spur einer großen Kuh. Ein Phantom. Denn angeblich sind sie alle längst ausgestorben.
Ein Schrei. Ein Eisvogel. Manchmal leistet ein Eisvogel uns Gesellschaft. Flattert vor uns stromaufwärts. Sein dümpelnder Flug erinnert mich an von Eiszapfen beschwerte Telefonleitungen, wieder und wieder derselbe Bogen, wieder und wieder. Er hockt sich auf einen toten Ast über dem Wasser, kreischt auf, fliegt weiter. Er ermuntert uns, durchzuhalten. Kilometerweit. Vielleicht ist er einsam und sehnt sich nach Gesellschaft. Manchmal hüpft eine Wasseramsel über die Steine am Ufer. Etwa einmal im Jahr bekommen wir einen Fischadler zu sehen.
Wir mögen Vögel, was, Jasper?
Er öffnet kurz die Augen, ohne den Kopf von meinem Stiefel zu heben. Ich kenne ihn gut. Wenn ich jetzt noch etwas sage, wird er den Kopf heben und mich ansehen, um herauszufinden, ob das Thema ihn wirklich angeht, ob ich ihn um irgendwas bitte, und dann wird er meinem Blick standhalten, bis er verstanden hat, worum es geht, ob es wichtig ist oder nicht. Ich sage nichts mehr. Er soll sich ausruhen.
*
Wir rappeln uns auf und laufen weiter. Der Pfad wird immer steiler, windet sich in das Bollwerk der Hügel hinauf.
Gegen Mittag überqueren wir den alten Highway. Auf den alten, geplatzten Asphalt setzen wir keinen Fuß, wir entscheiden uns für den großen Abwasserkanal mit der gewölbten Decke. Die Flut hat sich längst einen anderen Weg gesucht, der Bach verläuft jetzt an anderer Stelle. Ich stehe im Hohlraum und denke an Jona und den Wal. Früher habe ich hier drinnen gerufen und gesungen, um mein Echo zu hören, aber ich mache das nicht mehr.
Es gefällt Jasper nicht.
Wir lassen den Highway hinter uns und folgen dem Bachlauf. Ich warte darauf, dass Jasper zu mir aufschließt. Er wirkt ein bisschen steif in den Hüften, er ist kurzatmig und schnappt nach Luft. Es ist sein erster langer Spaziergang in diesem Jahr, vermutlich ist er außer Form, so wie ich, hat zu viel Winterspeck auf den Rippen.
*
Zwei Wölfe. Zwei Spuren, die sich durch den feinkörnigen Schlamm direkt am Wasser ziehen, im schnellen Lauf. Sie erregen Jaspers Aufmerksamkeit nur für eine Minute. Seine Nackenhaare stellen sich auf, aber dann verliert er schnell das Interesse. Er scheint ausgelastet damit, mit mir Schritt zu halten, so als verlange der Marsch ihm seine gesamte Aufmerksamkeit ab.
*
Als es geschätzt zwei Uhr ist, beschließe ich, uns eine Pause zu gönnen. Wir haben es nicht eilig. Wir sind immer noch kilometerweit von der Stelle entfernt, an der ich die Spuren gesehen habe. Aber das hat nichts zu bedeuten.
Irgendwo da oben, was,
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