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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
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basket on her arm / She said my darling son / Be careful how you run / Many a man has lost his life just trying to make lost time …
    Das ist kein Kuchen, sagte er.
    Ich grunzte. Warf den Tankdeckel zu und kletterte von der Leiter.
    Er überreichte mir den Korb, drehte sich zur Leiter um, klappte das Gestänge zusammen und trug es zur Tanksäule zurück. Im Korb lagen sechs Granaten.
    Keine Ahnung, wieso ich nicht früher dran gedacht habe, sagte er. Die Arbeit am Werfer hat mich nachdenklich gemacht.
    Die Granaten lagen im Korb wie Eier im Nest. Eier des Todes. Ich hatte das in irgendeinem Märchen gelesen und dann wieder vergessen.
    Wie viele Magazine hast du noch für das Sturmgewehr?
    Vier. Die großen.
    Er nickte.
    Hast du die Handpumpe?
    Er meinte die Pumpe mit dem langen Schlauch, mit der ich Treibstoff aus einem unterirdischen und jedem anderen Tank abpumpen konnte. Abgesehen von den Reservekanistern war der zehn Meter lange Schlauch mein schwerstes Gepäckstück. Ich nickte.
    Was tust du, wenn du keinen Treibstoff mehr hast?
    Landen.
    Er nickte. Er betrachtete das Biest, dann die Berge. Seine Hände steckten in seinen Hosentaschen. Er stand nach Westen in die leichte Brise gedreht und sagte:
    Du warst ein guter Partner, Hig. Vielleicht ein bisschen kindisch manchmal.
    Ach Herrje. Meine Kehle schnürte sich zu, so als – na ja.
    Fast wie eine Familie, sagte er.
    Ich stand wie auf dem Asphalt festgeklebt.
    Mit mir lebt es sich nicht leicht. Die einzigen, die es halbwegs mit mir ausgehalten haben, waren meine Frau und mein Sohn. Und du. Big Hig.
    Ich glaube, mein Mund stand offen. Ich blinzelte ihn an.
    Lange Geschichte, sagte er. Er lächelte sein verschämtes Lächeln.
    Pass auf deine Augen auf, Hig. Verliere nicht den Überblick, lass dich nicht von deinen albernen Gedanken an die Vergangenheit ablenken oder von irgendeinem Hurensohn überrumpeln. Versuch, heil zurückzukommen.
    Ich starrte ihn an.
    Ich werd das Unkraut jäten.
    Dann ging er weg. Ich starrte ihm nach. Hammer.
    Er war der Hammer.
    Ich kurbelte den schweren Schlauch per Hand wieder auf, kletterte ins Biest und sicherte die Tür. Legte den Hauptschalter um, drehte den Schlüssel und betätigte den Anlasser.
    Kaum ein Geräusch auf der Welt ist so aufregend wie der Knall, mit dem ein Flugzeugmotor von Continental zum Leben erwacht. Die ersten, zähen Schwünge des Propellers. Das nachlassende Dröhnen, wenn der Propeller in der Geschwindigkeit seiner Drehung verschwindet.
    Wenn wir nur schnell genug sind, gelingt es uns zu verschwinden.
    Ich ruckelte über die Rampe, vorbei an den kaputten und verfallenen Flugzeugen, bog auf dem kürzesten Weg auf die Rollbahn ein und hob etwa in der Mitte ab. Ich sah, wie Bangley die Tür zu dem Haus aufstieß, in dem er seine Werkstatt eingerichtet hatte. Er schaute nicht zu mir rauf.
    *
    Das Biest hat Hunger. Zerrt an der Luft wie ein ungeduldiges Pferd. Ich werfe einen Blick nach rechts: der leere Copilotensitz, darauf Bangleys Eierkorb und die Decke mit dem Jäger, der wieder und wieder auf den flatternden Fasan zielt. Zusammengeknüllt neben der Tür. Jasper war fast taub und immer noch ein besserer Copilot als so mancher Mensch. Als jeder Mensch. Dass es so weit gekommen ist: ein ganzes Leben, konzentriert in einer schmuddeligen Decke. Der Schuss wird nie ankommen, der Fasan nie zu Boden stürzen, aber genauso wenig wird der Schütze sein Ziel verfehlen. Oder irgendwas verlieren. Sein Hund wird niemals sterben.
    Das größte Loch, gerissen von einem Köter.
    … von deinen Gedanken an die Vergangenheit ablenken oder von irgendeinem Hurensohn überrumpeln …
    Ich überfliege das Gelände. Direkt über die Wasserscheide hinweg. Unter mir das verbrannte Boulder, die fast dreieckigen Felsen der Flatirons, die wie unbeschriftete Grabsteine aus dem Gesteinsmassiv aufragen. Der hübscheste Ort auf Erden hat nicht durchgehalten, merk es dir. Das Skigebiet El Dora, vernarbt mit alten Pisten und Loipen, unter mir die Liftstrecken, ich kann die leeren Gondeln im Wind schaukeln sehen. Ein paar Luftlöcher, das Biest mehr als gefügig. Ich segle über den Schneesattel hinweg. Dicht genug, um die einsamen Spuren eines großen Wildtiers zu erkennen, das den Grat gekreuzt hat. Eigentlich unmöglich. Viel zu hoch. Wir alle haben uns viel zu hoch raufgewagt.
    Hinter dem Grat erstrecken sich Winter Park und das Fraser Valley. Die Loipen heben sich wie zartgrüne Kerben aus dem rostroten, abgestorbenen Wald ab. Früher

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