Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte
verbunden sind. Obstgärten, schnurgerade Reihen kleiner, buschiger Bäumchen rechts und links vom Flussufer. Sogar Weinberge. Hohe Pappeln, die den gebogenen Flusslauf nach Westen markieren. Im Westen, wo der Fluss das Tal verlässt und auf trockenes Buschland führt, kann ich Eisenbahnlinien erkennen, die Tafelberge und das massive Felsplateau, das im Vormittagslicht violett schimmert. Und die Stadt, eigentlich nur ein Dorf, eingezwängt zwischen dem Fluss und dem Berghang, an dem ein weißes P aus Stein prangt.
Früher haben wir oft hier eingekauft – Lebensmittel, Munition, Hundefutter. Wenn der Zug aus dem örtlichen Kohlebergwerk vorbeiratterte, musste man an der Schranke sieben Minuten warten. Einmal habe ich die Zeit gestoppt und mich über die verlorenen Tageslichtminuten geärgert. Ich werfe einen Blick zu Jaspers Copilotensitz rüber.
Dir hat es hier immer gefallen, was, Kumpel? Wir sind durch den Park zum Fluss gelaufen, und ich habe dir einen Stock ins Wasser geworfen. Du warst kein geschickter Apportierer und auch kein guter Schwimmer, aber es hat dir trotzdem Spaß gemacht. Das sollten wir alle uns zum Beispiel nehmen, was, Kumpel?
Ich drehe ab und fliege auf das Hochplateau zu. Meine Eingeweide wie verknotet.
*
Ich kann so nicht leben. Eigentlich kann ich überhaupt nicht mehr leben. Was habe ich mir dabei bloß gedacht? Habe mir neun Jahre lang was vorgemacht.
*
Die Straße führte damals über eine grüne Brücke. Der Canyon hieß Dominguez. Ich fliege in knapp dreihundert Metern Höhe und kann die Brücke sehen. Die Obstgärten, die sich bis an die Felswände drängen, die Feldwege, an denen ich mich orientiere.
Lichter Wald, Pinien, Wacholder, schwarz und doch lebendig. Wüstenpflanzen, die nicht in die Höhe wachsen, sondern dick und knorrig werden. Starr, verkrüppelt. Sie erinnern mich an Bangley. Sie weigern sich hartnäckig, zu sterben. Manche von ihnen standen schon hier, als der so genannte spanische Priester mitsamt seinem Gott durch diese Landschaft kam.
Ich bin hier noch nie geflogen, wir waren immer mit dem Pick-up da. Die Straße ist überwuchert. Die zugewachsenen Fahrspuren schwenken vom kleinen Bach ab und führen einen Abhang rauf. Ich drehe nach rechts ab und folge der Straße in eine weitere Senke, in der mein ehemaliges Jagdgebiet liegt. Aber dann. Entdecke ich links hinten, am Flusslauf, einen roten Felsen, die Oberkante eines unbekannten Canyons. Bin immer wieder erstaunt darüber, dass ein so kleiner Fluss solche Spuren hinterlassen kann, dass sich in den Felsspalten so viel Landschaft verbirgt. Ich drehe wieder nach links ab, um mir die Sache näher anzusehen.
Im Näherkommen taucht hinter der Kante eine zerklüftete Felswand auf, dunkelrot mit schwarzen und ockergelben Wasserflecken. Durchsetzt von Felsvorsprüngen. Ich erkenne einen blassen Umriss an der Stelle, an der sich vor nicht allzu langer Zeit ein großer Brocken gelöst hat. Die Felswand ist sechzig Meter hoch, mindestens.
Eine Schlucht wie eine Sackgasse. Ich fasse es nicht. Auf einmal habe ich die limettengrünen Wipfel von Pappeln und Gelbkiefern unter mir. Und. Ich fliege enge Kreise. Wie habe ich sie übersehen können? Weil ich immer der Straße gefolgt bin, natürlich. Wenn man überhaupt von einer Straße sprechen kann.
Die kleine, zerfurchte Schlucht weitet sich zu einem leuchtend grünen Kessel. Der Bachlauf windet sich hindurch. Am linken Ufer eine grüne Wiese. Und: … vor Schreck und vor Neugier fliege ich so tief, dass ich beinahe gegen die Felswand krache.
Unten am Fuß der Klippen ein Steinhäuschen. Aus dem Schornstein steigt Rauch auf. Eine Steinbrücke führt über den Bach bis zur Wiese, die halb unter Wasser steht. Darauf verstreut Kühe. Ein halbes Dutzend.
Kühe.
Und …
Ein Garten, größer als meiner. Ein Bewässerungsgraben, hufeisenförmig angelegt, er versorgt den Garten mit Wasser aus dem Fluss. Und …
Eine gebückte Gestalt im Garten.
Und …
Es ist eine Frau.
Langes, dunkles, zu einem Pferdeschwanz zurückgebundenes Haar. Sie richtet sich auf. Legt sich eine Hand an die Stirn, um ihre Augen vor der Sonne zu schützen.
Eine Frau mit Shorts und am Bauch zusammengeknotetem Herrenhemd. Barfuß? Barfuß. Groß und schlaksig. Sie richtet sich kerzengerade auf, schirmt sich die Augen ab und beobachtet mich. Der Mund ein großer Kreis. Ruft sie? Ja, sie ruft was.
Eine zweite Gestalt kommt aus dem Haus, falls das ein Haus ist, ein Mann mit einem Gewehr. Ein alter
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