Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition)
Menstruationszyklus, und Kelli Hough macht sich nach Strich und Faden über Mrs. Miller lustig und fragt sie, warum das Blut »untenrum« so dickflüssig ist, und ob es in Ordnung ist, dass es sie da unten immer so kribbelt, wenn sie ihre Tage hat.
Ich spiele nervös mit meinem Bleistift herum und beobachte die Uhr, und dann passiert es: erst ein Summen im Ohr, es wird heiß. Ich bohre mit dem Finger darin, damit es aufhört. Sonst scheint es niemand zu hören, sie sind zu fasziniert von Kelli und wie es bei ihr »zieht«, wenn ihre Blutung kommt, »wie mit einem Faden, versteht ihr, der in mir drin nach unten zieht«.
Das Summen ist irgendwie so heiß, und mein Kopf ist auch ganz heiß, und das Klassenzimmer ist so weiß, blendend weiß, und mir tun die Augen weh, und ich klemme mir die Hände zwischen die Beine und versuche, es abzuschütteln, an etwas anderes zu denken. Aber ich denke an Mr. Shaw und Evie und dass ich irgendwie glaube, er würde ihr nichts antun, er liebt sie, und warum versteht das eigentlich niemand?
Und dann denke ich an die vergangenen Tage – elf Tage und kein Ende in Sicht – und was in dieser Zeit alles geschehen sein kann, und ob Evie seine Liebe wundervoll findet, und ob es zu Dingen unter der Bettdecke gekommen ist und Evies Augäpfel sich verdreht haben.
Mir wird übel davon und übel von mir selbst. Ein Gedankensprung bringt mich in den letzten Sommer, ich warte auf meinen Bruder. Ich bin bei seinem Freund Matt Nettle, der gerade mein Fahrrad repariert hat, wir sind hinter seinem Haus, an der Garage.
Ich bin total fertig, sagt er, setzen wir uns doch kurz, und das tue ich, weil er sechzehn ist und ich gerade dreizehn geworden bin und Pudding in den Knien habe, da scheint mir Hinsetzen das Richtige zu sein.
Wir lehnen uns an die aufgeheizten Schindeln der Garage, und ich spüre heißen Staub am Hals.
Wir sagen nichts. Dann fängt Matt davon an, was ein Junge braucht, und dass er wette, ich verstehe, was er meint, schließlich hätte ich einen Bruder.
Ich ziehe die Knie an die Brust und zupfe an der Zunge meiner grasfleckigen Keds herum. Er redet und redet, und ich weiß nicht, ob er je wieder aufhören wird. Er erinnert mich an meinen Dad, wenn er seine Gründe für irgendwas erklären will, wenn er sich entschuldigen will.
Ich quetsche die Finger unter die Zunge des Schuhs, meine Wangen werden immer heißer. Ich sehe ihn nicht an, ich höre ihn nicht mal mehr, aber dann spüre ich seine schwielige, große Hand auf meinem Handgelenk, und mein Magen macht einen Purzelbaum, ich schnappe nach Luft.
Als Nächstes spüre ich seine Finger um meinen Arm, und er bewegt meine Hand, und dann liegt sie auf weichem Stoff, und ich weiß, dass es Matt Nettles Shorts sind. Meine Hand zuckt schnell zurück und ich schiebe sie wieder in meinen Schuh.
Und er sagt bitte, bitte, Lizzie, du bist doch kein Baby mehr und zieht an mir mit seinen großen Basketballspielerhänden. Und dann sagt er: Und wenn du mir einfach ein bisschen hilfst? Du brauchst nicht mal anzufassen. Du brauchst nur dein Shirt hochzuziehen und mich gucken zu lassen. Nur gucken.
Das sagt er, als ob ich ihm einen Gefallen tun sollte, ihm ein kleines Geschenk machen.
Irgendwie passiert es, dass ich die Knie von der Brust wegnehme, und seine Hände sind so schnell dort, unter meinem blauen T-Shirt, heiß und staubig, sie bewegen sich schnurstracks zu meinem kleinen, weißen BH, und ich sehe ihm nicht ins Gesicht, und er bewegt die Hände, und ich höre, dass er seinen Reißverschluss aufmacht, und ich gucke nicht hin.
Seine Stimme ist ganz komisch, atemlos, er sagt lass mich nur gucken, und ich weiß nicht, was ich sagen soll, und er sagt, komm schon, komm schon, und ich weiß, was er tut, ich weiß es einfach.
Wie kommt es, dass ich meinen BH runterschiebe und ihn gucken lasse? Genau das tue ich. Ich bekomme Gänsehaut, und er hört auf zu reden, er hört endlich auf zu reden.
Als er fertig ist, gibt er ein kleines Geräusch von sich, und ich spüre seine klebrige Hand auf meiner Brust, und er kneift hinein, und meine Lider flattern und …
Ich ziehe mir das T-Shirt runter und stehe auf und schnappe mir mein Fahrrad und renne damit weg, das Pedal schlägt mir gegen die Beine, ich renne durch den Garten der Middletons, stoße mir den Knöchel an einer alten Gießkanne und renne immer noch und springe schließlich auf den Sattel, und erst, als ich schon ziemlich schnell die Straße hinunterfahre merke ich, dass mir der BH
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