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Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition)

Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Abbott
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mir die Hand auf die Brust, damit mir nicht das Herz herausspringt.
    »Ich hatte solche Angst, und dann ist mir das Geräusch wieder eingefallen.«
    »Klar. Gott sei Dank. Das macht einem auch alles wirklich ganz schön Angst. Arme Lizzie.« Er beugt sich zu mir, und ich denke, gleich umarmt er mich, aber da quietscht die Fliegentür und Dusty sagt noch einmal »Dad«, und ihre Stimme ist wie ein Splitter, sie hallt in meinem Kopf tausendmal wider. Dusty ruft von irgendwoher, egal woher, ruft nach ihrem Dad. Also geht er zu ihr.
    Ich stehe in der Einfahrt, warte auf die Polizei und sehe die beiden in der Küche. Ich sehe durch das Fliegengitter, dass Mr. Verver Dusty im Arm hält, und sie weint und klammert sich an ihn und lässt ihn gar nicht mehr los.
    Sie stehen in der Küche, seine Arme umschließen sie, und Dusty ist kaum noch zu sehen, nur ihre Haare, ihre nackten Füße, mit denen sie fast auf seinen Schuhen steht, ihre Schultern, die sich an ihn schmiegen und an seiner Brust zittern.
    Da fällt mir etwas ein, das lange her ist. Da war Dusty krank, so krank, dass sie nur noch vierzig Kilo wog. Mr. Verver musste nach nur drei Wochen als Trainer unserer Fußballmannschaft aufhören, weil jemand bei ihr bleiben musste, sie wurde immer dünner. Wir haben alle gesagt, sie war noch nie gut im Kranksein. Er war unser Lieblingstrainer, wir haben ihn alle gemocht. Aber Mrs. Verver arbeitete abends im Veteranenkrankenhaus, und einer musste ja bei Dusty bleiben, Dusty mit der schlimmen Krankheit im Bauch, die sie über Nacht fast umgebracht hatte. Sie konnte nichts essen. Er kam nach Hause, und sie lag auf dem Sofa und hat sich an ihn geklammert und gesagt, sie glaubt, sie muss sterben. Sie sah auch so aus.
    Er konnte einfach alles wieder in Ordnung bringen. Er konnte mit den Händen heilen, und bald ging es ihr wieder gut.
    Es dauert eine Weile, mit der Polizei. Ich spreche gerade mit Detective Thernstrom, als sie den Zeitungsausschnitt finden. Einer der Polizisten hält die Zigarettenschachtel mit einer langen blauen Pinzette hoch, er trägt Handschuhe und dreht die Packung hin und her, und da fällt der Schnipsel heraus. Sie werden keine Fingerabdrücke darauf finden, was wirklich schade ist, aber ich musste meine Abdrücke von den Zigaretten und dem Feuerzeug mit der Satinpaspel meiner Steppdecke abwischen, und damit auch Mr. Shaws.
    Mrs. Verver ist auch endlich da, blass und gespenstisch, in einem dicken Pullover, die Arme um sich geschlungen.
    Sie sieht den Polizisten zu, wie sie den Zeitungsausschnitt betrachten, das Foto von Evie in ihrem Trikot, die Haare zu straffen Zöpfen geflochten.
    Mr. Verver sieht sich das Foto jetzt auch an. Er schlägt die Hand vor den Mund, und sein Gesichtsausdruck ist so grauenvoll, dass er mir ewig im Gedächtnis bleiben wird.
    Die nächsten Stunden verfliegen, und niemand erwähnt auch nur, dass ich in die Schule müsste, und es wird so viel geredet, und meine Mutter ist da, und ich kann ihr kaum in die Augen sehen, weil ich sie immer wieder auf der Veranda vor mir sehe, so viel nackte Haut und so eklig, mit Abdrücken vom Gartenstuhl, auf den ich mich nie wieder setzen werde. Sie ist bei Mrs. Verver, die sich wieder ins Schlafzimmer zurückgezogen hat. Sie macht ihr Tee und bleibt den ganzen Nachmittag bei ihr. Ich frage mich, worüber sie wohl reden, da oben versteckt, mit den Päckchen, die sie beide zu tragen haben.
    Ich sitze in der Küche, als Dusty hereinkommt, alle Tränen getrocknet, ihr Gesicht ist wieder hart, strahlend, schön.
    »Da hast du es ja mal wieder geschafft«, sagt sie und reißt den Kühlschrank auf.
    Sie klingt wie ein Trainer, aber bei Dusty weiß man nie, also zucke ich nur mit den Schultern. Sie holt eine Flasche Saft heraus, schüttelt sie bedächtig und sieht mich an.
    »Es ist aber schon komisch, oder?«
    »Was denn?«, frage ich.
    »Das mit dem kaputten Scharnier. Ich meine, das ist ja schon ewig kaputt. Ich weiß noch genau, wie dein Bruder es kaputt gemacht hat, er hat mit dem Baseballschläger dagegen geschlagen.«
    »Ja«, antworte ich, ich erinnere mich auch noch daran.
    »Na ja, ich habe gedacht«, fährt sie fort und öffnet die Flasche, »das war ja ein ziemlicher Aufwand für Mr. Shaw, die Zigaretten ausgerechnet da zu verstecken. Wenn man die Klappe aufmacht, muss man die Tür mit einer Hand festhalten, damit sie nicht rausfällt.«
    »Stimmt.« Ich versuche, so ruhig wie möglich zu klingen.
    »Und es gibt doch viel bessere Verstecke, sein

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