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Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition)

Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Abbott
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Ich höre nachts immer so ein Kratzen, und ich glaube, es kommt daher. Ein Tier oder so, das versucht reinzukommen, oder …« Ich reiße die Augen auf. »… raus.«
    Er geht einfach zu der Klappe rüber.
    Als müsste er sich um mein banales Problem kümmern, obwohl alles andere so viel wichtiger ist.
    »Das Scharnier ist kaputt«, sage ich schnell und habe Angst, die Nerven zu verlieren. »Ich habe Angst – es wär mir einfach lieber, wenn es fest zu wäre. Dass da nichts reinkommen kann.«
    Er sieht mich an und sieht so freundlich aus. Er ist am glücklichsten, wenn er jemandem etwas Gutes tun kann.
    »Na klar, Liebes«, sagt er, die Hand am Griff, die Finger schon sanft darumgelegt. »War bestimmt nur ein Waschbär.«
    In meinem Körper passieren alle möglichen unerklärlichen Dinge, irgendwas dreht sich von Kopf bis Fuß durch mich hindurch.
    Obwohl ich weiß, was in der Klappe ist, obwohl ich es selbst dahingelegt habe, vor zwei Stunden, bei Sonnenaufgang, komme ich mir plötzlich vor wie in einem Gruselfilm, was kommt da jetzt rausgesprungen?
    Eine Hand an die Seite gedrückt, damit die Klappe nicht runterfällt, macht er die Tür auf.
    Mir hämmert das Herz, und ich lege die Hand darauf.
    Die Tür ist offen.
    Und ich sehe, wie er den Feenstaub entdeckt, den ich dort für ihn ausgestreut habe.
    »Oh«, sagt er, und sein Gesicht erwacht zu neuem Leben, seine Züge setzen sich vor meinen Augen wieder zusammen.
    Er lässt die Tür in ihrer einen Angel hängen, denn er ist total erstarrt, seine Hände schweben über dem glitzernden Feuerzeug, dem weißen Schein der Parliament-Packung.
    Aber er rührt es nicht an.
    Er sieht es schon. Er weiß es.
    Ich könnte vor Glück zerspringen.

[Menü]  
    10.
    W ir warten auf die Polizei, und Mr. Verver läuft die ganze Zeit in der Einfahrt hin und her. Immer wieder geht er in die Küche und ruft nach Mrs. Verver im oberen Stockwerk. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie das Schlafzimmer nie mehr verlässt.
    Mr. Verver sieht dauernd zu der offenen Klappe, aber nur von Weitem, er bleibt zwei Meter davor stehen, als würden die Sachen darin sonst verschwinden.
    Wir warten, es sind erst fünf Minuten vergangen, sieben, aber es fühlt sich an wie eine Ewigkeit.
    Zuerst war es total aufregend gewesen, ihm diese Sachen zuzuspielen, und dass er durch mich davon weiß. Er weiß, dass Mr. Shaw hier war.
    Aber dann denke ich, wie schlimm es andererseits für ihn sein muss. Ist es wirklich besser, sich Evie zusammen mit Mr. Shaw vorzustellen? Wenn sie bei ihm ist, ist sie wenigstens nicht in irgendwelchen dunklen Fluten versunken. Oder zumindest nicht in dieser Art dunkler Flut. Das sind die Möglichkeiten.
    Aber dann ist da noch was anderes, etwas, das wir nicht aussprechen, nämlich: zu wissen, dass Mr. Shaw hier herumgeschlichen ist, sie heimlich und voller Sehnsucht geliebt hat, wie soll uns das helfen, Evie zu finden?
    Dieser Gedanke durchfährt mich, und einen Moment lang kommt es mir vor, als wäre Evie völlig verloren, als wäre sie in einem Wurmloch tief in der Erde versunken.
    Aber Mr. Ververs Gehirn arbeitet schnell, und auf einmal fällt ihm etwas ein. Er nimmt meinen Arm und sieht mich entsetzt an: »Lizzie, das ist jetzt sehr wichtig. Wann hast du die Geräusche von der Klappe gehört? Gestern Abend?«
    Da wird mir klar, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich war so gründlich. Habe meine Fingerabdrücke abgewischt. An alles gedacht. Nur nicht daran.
    »Wie bitte?«, frage ich zurück.
    »Wenn du die Geräusche letzte Nacht gehört hast, oder auch nur diese Woche …« Er verstummt, und ich verstehe, was er meint. Wenn Mr. Shaw gestern Abend hier draußen war, wenn er letzte Woche auch nur einmal hier war, wo war Evie dann?
    Auf einmal taucht Dusty hinter der Fliegentür auf, und ich schicke ein dankbares Stoßgebet zum Himmel, weil es mir Zeit verschafft nachzudenken, nachzudenken, eine Million Gedanken und Überlegungen rattern in meinem Kopf.
    »Dad«, sagt Dusty durch das Fliegengitter hindurch, und es sieht komisch aus, dieses Gitter vor ihrem Gesicht, es zerbricht ihre Schönheit in lauter kleine, drahtige Quadrate.
    »Nein«, sage ich schnell, »nicht letzte Nacht. Es ist schon eine Weile her, vielleicht zwei Wochen. Aber ich hatte es ganz vergessen, bis gestern Nacht. Ich hatte Angst, wegen allem, was passiert ist, und da musste ich wieder an die Klappe denken.«
    »Ach so«, antwortet er, und die Bestürzung weicht langsam aus seinem Gesicht.
    Ich presse

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