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Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition)

Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Abbott
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bleiben und bleiben und bleiben, bis sie mir alles erzählt. Irgendwann muss sie das tun.
    Dieses Gefühl in der Nacht, alle Fenster geschlossen, die Klimaanlage rattert, die Bewegungsmelder klicken jedes Mal, wenn jemand an ihnen vorbeigeht, als wären wir in einem hohen Turm, bewaffnet und mit einem Burggraben drum herum und unangreifbar.
    Die Leute von der Alarmanlagenfirma waren den ganzen Tag über da und haben die Anlage eingebaut, Löcher in die Wände gebohrt, Tests mit Piepsern und Sirenen und Lichtern gemacht.
    Dusty ist immer noch bei ihren Großeltern. Ich würde Evie gern darauf ansprechen, sie fragen, was sie davon hält, so wie wir immer über Dusty spekuliert und uns die wildesten Dinge über sie ausgedacht haben. Aber irgendwie kann ich nicht. Ich nehme an, dass sie Dustys knisternde Wut spürt, und das könnte ihr wehtun, sehr sogar.
    Evie starrt aus dem Fenster, die Finger an die Scheibe gepresst, der nagelneue Aufkleber der Sicherheitsfirma klebt daran.
    Was sie wohl gerade denkt?
    Ich stelle mir vor, dass sie denkt:
    Als ob ihn eine Alarmanlage aufhalten könnte. Als ob irgendetwas diese Liebe, die so stark ist, aufhalten könnte. Wenn er mich zurückwill, wird ihn nichts aufhalten.
    Aber ich kann nur raten. Sie dreht sich zu mir um und sieht mich an, eine Sphinx.
    Abends im Bett male ich ihr mit dem Finger Buchstaben auf den Rücken, wie als wir noch klein waren. Irgendwie fühlen wir uns wieder wie Kinder, klein genug, um uns in winzige Nischen zu kuscheln.
    Zuerst S-O-M-M-E-R.
    Dann A-L-E-X, der Junge aus der Schule, in den Evie in der sechsten Klasse verliebt war, er hatte eine Gürtelschnalle, die man als Flaschenöffner benutzen konnte.
    Dann male ich ein S, ein H, ein A, und ich höre sie tief einatmen, als ich ein W male.
    »Nein«, flüstert sie, »Lizzie, nein.«
    »Du kannst mir alles erzählen«, sage ich. Das habe ich noch nie zu ihr gesagt, und wenn man es sagen muss, kann es eigentlich nicht mehr stimmen.
    Ich sehe zum Fenster und denke an Mr. Shaw dort draußen. Denke an all die Nächte, in denen er da draußen stand, als ich auch hier war, mit Evie gelacht habe, sie gekitzelt, mit ihr über Jungs geredet, ihr die Zöpfe aufgemacht habe, ihre Hand in meinen Haaren, und sie mir Zöpfe geflochten hat. Mr. Shaw. Oh, Evie, erzähl es mir einfach. Erzähl es mir, damit ich es dir sagen kann. Damit ich dir zeigen kann, dass ich dich verstehe.
    »Evie, ich weiß, dass er dich liebt«, sage ich, die Worte sprudeln einfach so aus mir hervor, ich kann sie nicht aufhalten. »Er liebt dich.«
    »Aber er denkt, ich bin jetzt ganz anders, oder?«, fragt sie, und klopft mir in die Handfläche.
    Einen Moment lang bin ich verwirrt, dann merke ich, dass sie Mr. Verver meint.
    »Nein.« Ich suche nach Worten. »Er denkt nicht, dass du anders bist. Er ist so froh. Er war total durch den Wind ohne dich. Er will nur, dass es dir gut geht.«
    Ich höre mich reden und weiß genau, wie ich klinge. Wie eine Spionin. Eine Informantin. Bin ich wahrscheinlich auch. Ich will sie zu ihrem Vater zurückbringen. Das treibt mich um. Aber, sage ich mir, ich würde ihrem Vater nichts erzählen, von dem sie nicht will, dass er es erfährt. Nichts, von dem ich nicht auch wollen würde, dass er es weiß.
    Und bin ich nicht diejenige, die es am meisten hören will? Warum erzählt sie es mir nicht? Ich würde es schon verstehen. Ich würde bestimmt alles verstehen.
    »Denkst du daran, wie Mr. Shaw da draußen gestanden hat?«, versuche ich es erneut.
    Es ist total verrückt, das zu sagen, aber ich sage es.
    »Nein«, sagt Evie, und ihr Körper versteift sich so plötzlich, dass es mich erschreckt. »Warum fragst du so was?«
    »Ich weiß nicht«, sage ich. »Tut mir leid.«
    Es braucht dir nicht peinlich zu sein, würde ich gern sagen. Es braucht dir nicht peinlich zu sein, dass du zugelassen hast, dass er dich liebt und dass du ihn vielleicht auch geliebt hast, so ein bisschen.
    »Er kommt nicht wieder, Lizzie«, sagt sie ganz schnell. Ihre Zähne klappern. »Er kommt nicht wieder. Im Ernst, warum fragst du mich so etwas? Er kommt nicht wieder.«
    »Okay«, sage ich schnell, »okay.« Ich lege ihr die Hand auf den Arm, sie hat eine Gänsehaut.
    »Lizzie.« Sie schüttelt den Kopf. »Ich würde es dir gern erklären können.«
    »Schon gut«, sage ich, aber innerlich bebe ich. Da ist etwas in ihrem Gesicht, sie wirkt so nervös, ihre Augen sind wie zwei Stecknadelköpfe.
    Ich versuche, sie so zu halten, wie meine Mutter

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