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Das Ende der Welt (German Edition)

Das Ende der Welt (German Edition)

Titel: Das Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Höra
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wenn sich die erste Aufregung gelegt hat, hauen wir ab.«
    Leela hatte mir zweifelnd zugehört. »Ich habe Angst«, sagte sie.
    »Ich auch!«, erwiderte ich, worauf Leela mich spöttisch ansah. »Weißt du, das ist irgendwie beruhigend. Du scheinst doch ein Mensch zu sein.«
    Nachdem wir noch eine Weile gewartet hatten, schlichen wir zurück in die Siedlung und beobachteten den Dorfplatz, auf dem sich ein Suchtrupp aus Zefs und Soldaten eingefunden hatte. Viele hielten Fackeln in den Händen, und im flackernden Licht konnten wir ihre Gesichter erkennen. Roger war nicht unter den Jägern, dafür Bertha, die eine Zaunlatte mit rostigen Nägeln vor ihrer Brust hielt und entschlossen Maras anstarrte, der ein paar Anweisungen bellte. Neben ihm stand der Kommandeur mit hängenden Schultern und hielt sich die schmerzende Seite.
    Auf Maras’ Befehl zog die Meute los. Leela und ich sahen ihnen nach und schlichen dann auf Umwegen zu Rogers Hütte, wo wir leise ans Fenster klopften, aber keine Antwort bekamen. Gerade als wir überlegten, was wir tun sollten, schoss ein Schatten auf uns zu. Ich fuhr herum und schlug dem Angreifer meine Faust in den Magen.
    »Oh verdammt«, jaulte eine bekannte Stimme. Roger krümmte sich vor Schmerzen.
    »Entschuldigung!«, sagte ich. »Ich dachte, du wärst ein Soldat.«
    Leela schlug ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter. Roger richtete sich wieder auf und holte japsend Luft. »Wir brauchen deine Hilfe«, sagte Leela zu ihm.
    »Was?«, keuchte Roger. »Wie denn? Maras denkt, ihr seid Saboteure. Und er glaubt, ich hätte euch eingeschleust.«
    »Dann ist er noch dümmer, als ich dachte«, meinte Leela.
    »Aber wenigstens weiß er nicht, wer ihr wirklich seid«, sagte Roger und hielt sich den Bauch. »Ich bin nur noch frei, weil Bertha sich für mich eingesetzt hat.«
    »Es tut uns leid, dass wir dich in diese Lage gebracht haben«, sagte Leela.
    »Du musst uns für ein paar Tage verstecken«, sagte ich.
    Roger sah uns entgeistert an. »Aber Maras wird mich nicht aus den Augen lassen.«
    Das sahen wir ein, es war nicht nur für ihn, sondern auch für uns gefährlich, noch länger in der Siedlung zu bleiben.
    »Versteck uns wenigstens für diese Nacht«, beschwor ich ihn. »Morgen früh sind wir weg.«
    Roger dachte einen Moment nach. »Gut«, sagte er dann.
    »Ich kenne einen alten Keller, da könnt ihr unterschlüpfen.«
    Er brachte uns zu einer Ruine am Rand der Siedlung. An der Seite führten glitschige Treppenstufen in einen Keller, in dem es finster war wie in einem Grab. Wir stießen uns die Köpfe an der niedrigen Decke. Der Raum war geflutet, und eiskaltes Wasser schwappte in unsere Stiefel. »Igitt«, hörte ich Leela in der Dunkelheit fluchen. Blind tasteten wir uns an der Wand entlang und folgten Rogers Stimme, die unsichtbar vor uns herschwebte: »An der hinteren Wand ist ein Mauervorsprung, da ist es trocken.«
    Der Vorsprung war schmal und voller Glasscherben.
    Wir legten uns der Länge nach hin, mit den Köpfen zueinander.
    »Ich hole euch etwas zu essen«, sagte Roger und verschwand durch das Wasser platschend in der Dunkelheit. »Und bring Kerzen mit«, rief ich hinter ihm her. Und verrat uns nicht, fügte ich in Gedanken hinzu.
    »Ist das widerlich«, schimpfte Leela. »Man kann sich gar nicht umdrehen, dann landet man in dieser Brühe. Und wie das stinkt! Wer weiß, was da alles rumschwimmt. Gut, dass wir nur ein paar Stunden hierbleiben.«
    Ich stimmte ihr zu.
    »Roger kommt gar nicht wieder«, sagte Leela nach einer Weile. »Hoffentlich haben sie ihn nicht eingesperrt.«
    Hoffentlich hat er uns nicht verraten, dachte ich gerade, als sich in der Dunkelheit etwas durchs Wasser schleppte. Etwas, das versuchte, leise zu sein, aber zu ungeschickt war. Ich rüttelte Leela sachte am Arm, doch sie drückte meine Hand, um mir zu bedeuten, dass sie das Geräusch auch gehört hatte. In der tintigen Schwärze war nichts zu erkennen, nicht einmal Umrisse. Nur das stete, leise Plätschern war zu hören, und es kam immer näher. Ich zog mein Messer. Da flammte direkt vor meinem Gesicht ein Streichholz auf, und ich blickte in das erschrockene Gesicht von Bertha. »Ich äh, äh, ich«, stotterte sie.
    »Was schleichst du hier herum?«, herrschte ich sie an.
    »Und wo ist Roger?«
    »Roger hat mir erzählt, dass ihr euch hier versteckt«, stotterte sie.
    »Wo ist er?«, wollte Leela wissen.
    »Ich habe euch etwas zu essen mitgebracht«, sagte Bertha statt einer Antwort und hielt einen

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