Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende der Welt (German Edition)

Das Ende der Welt (German Edition)

Titel: Das Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Höra
Vom Netzwerk:
sein Nebenmann den Satz und sah uns finster an.
    »Wir sind auf der Flucht«, sagte Leela. Sie zeigte auf mich: »Das ist Kjell, und ich bin Leela, die Tochter des Kanzlers. Cato und seine Leute wollen uns umbringen.«
    Ich war sprachlos. Damit hatte Leela uns ans Messer geliefert. Die Müllfresser würden uns ausliefern, um die Belohnung zu kassieren, falls sie uns nicht vorher ausweideten und auffraßen.
    Puck pfiff leise durch die Zähne. »Das habe ich mir fast gedacht. Catos Leute durchsuchen die ganze Gegend und stellen alles auf den Kopf euretwegen. Bei uns waren sie schon dreimal.«
    In seinen Augen blitzte es belustigt. »Aber sie können den Gestank nicht ertragen.« Er lachte. »Wenn sie kommen, stellen wir ein paar Leute auf den Müll, die Luft in ihre Richtung fächeln.«
    »Sie hauen dann immer schnell ab«, lachte sein Nebenmann, der uns eben noch böse angesehen hatte. Die Umstehenden stimmten in das Gelächter ein. Leela und ich lachten zögernd mit.
    »Trotzdem könnt ihr nicht lange bleiben«, sagte Puck. »Die Soldaten werden wiederkommen. Wahrscheinlich sind ihre Hunde längst auf eurer Spur. Wir können euch durch die Sümpfe führen. Es gibt Pfade, die außer uns niemand kennt.«
    »Warum helft ihr uns?«, wollte ich wissen.
    Puck sah mich lange an, bevor er antwortete. »Weil wir gegen das Gleiche kämpfen. Eigentlich könnte es uns egal sein, wer an der Macht ist. Die Regierung mag uns nicht, und wir mögen sie nicht. Aber Cato ist ein böser Mensch.« Die Umstehenden nickten zustimmend.
    Puck betrachtete unsere nassen und zerrissenen Kleider.
    »Wir werden euch neue Kleidung geben und …«, er zeigte auf unsere ausgelatschten Stiefel, von denen sich bereits die Sohlen gelöst hatten, »… ein Paar neue Stiefel.«
    Er gab seinen Leuten Anweisungen, worauf sie losstürmten und ein paar Kisten herbeischleppten, die bis oben hin mit Kleidern gefüllt waren. Wir suchten uns etwas aus und probierten passende Stiefel an. Leela verzog angewidert das Gesicht. Ihre rochen streng, als ob etwas Bitteres in ihnen gehaust hätte.
    »Hin und wieder finden wir Tote auf dem Müll«, sagte Puck erklärend. »Männer, Frauen, Kinder. Wenn sie gute Sachen haben, nehmen wir sie ihnen ab.«
    Leela stapfte angeekelt in ihren neuen Stiefeln herum. Meine waren mir etwas zu groß, doch nachdem ich sie mit Moos ausgepolstert hatte, saßen sie wie angegossen.
    Pucks Leute hatten inzwischen Lebensmittel für uns herangeschafft. Kartoffeln und getrocknete Maulwürfe, auch ein paar Frösche, und alles frisch.
    »Wir essen nichts von der Müllhalde«, sagte Puck, der meinen verwunderten Blick bemerkt hatte. »Das macht krank, das überlassen wir den Möwen.«
    »Vielleicht könnt ihr hiervon noch das eine oder andere gebrauchen«, sagte Puck und deutete auf eine Kiste voller Schrott.
    Ich wühlte ein wenig darin herum. »He, was ist das?«, rief ich und zog eine altertümliche Pistole heraus, deren Lauf kurz und dick war. Was für große Kugeln müssen da reingepasst haben, dachte ich und drückte den Abzug, aber nichts passierte, es klickte nicht einmal. »Vielleicht muss ich sie nur mal auseinandernehmen und reinigen«, überlegte ich laut. So eine Waffe hatte ich noch nie gesehen. Sie bestand aus einem merkwürdig biegsamen Material, ich glaube, man nannte es Plastek oder so.
    Leela hatte die ganze Zeit vor sich hin gekichert, jetzt brach sie in Lachen aus. »Das ist keine Pistole.«
    »Ach nein?«, fragte ich.
    Sie wischte sich Tränen aus den Augen. »Das ist ein Föhn. Damit haben die Leute sich früher die Haare getrocknet«, sagte sie, noch immer lachend.
    »Schwachsinn!«, sagte ich und zielte auf eine Möwe.
    »Doch«, beharrte sie. »Ich habe so was mal im Museum gesehen. Wenn die Leute nasse Haare hatten, haben sie sich mit diesem Ding warme Luft auf den Kopf gepustet.«
    Ich weigerte mich, diesen Unsinn zu glauben, und steckte die Pistole in meinen Gürtel.
    »Wieso müssen immer alles Waffen sein?«, fragte Leela und verdrehte die Augen.
    Als wir die Lebensmittel in einem Rucksack verstaut hatten, machten wir uns mit Puck auf den Weg. Hinter der Lichtung führte ein fast unsichtbarer Pfad tiefer in den sumpfigen Wald. Er war so eng, dass wir hintereinander gehen mussten.
    »Bleibt dicht hinter mir, und geht in meinen Spuren. Ein falscher Schritt, und ihr versinkt im Sumpf«, warnte uns Puck.
    In der Ferne hörte ich Hundegebell. »Sie kommen«, sagte Puck und drehte sich zu uns um. »Ihre Hunde sind

Weitere Kostenlose Bücher