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Das Ende der Welt (German Edition)

Das Ende der Welt (German Edition)

Titel: Das Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Höra
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ein untersetzter Mann mit dickem Hals, der aus dem zu engen Uniformkragen quoll, sah unsicher zu Donard. »Erschießen!«, kreischte dieser, aber niemand griff zur Waffe.
    Ich starrte sie kalt an. »Rudert zurück«, wiederholte ich.
    Wir würden sie nicht abschütteln, aber wir konnten uns wenigstens ein bisschen Vorsprung verschaffen.
    »Ich zähle bis zehn.«
    Zögernd tauchten die Ersten ihre Ruder ins Wasser.
    Der Kommandant war noch immer unsicher, was er tun sollte. »Du bist der Erste, Fettsack!« Ich nahm ihn ins Visier. »Eins!«, rief ich. »Zwei!« Bei drei waren alle Ruder im Wasser, bei vier hatten sie das Boot gedreht, und bei fünf ruderten sie zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Es hatte auch seine Vorteile, einen schlechten Ruf zu haben.
    »Was macht ihr denn da, ihr Idioten?«, heulte Donard. »Ich bringe euch vors Kriegsgericht. Ihr sollt umdrehen.«
    Er hämmerte mit den Fäusten auf den vor ihm sitzenden Soldaten ein. Leela und Puck standen neben mir und lachten. Wir sahen dem Boot nach, das langsam verschwand und immer kleiner wurde. Als es außer Sichtweite war, sprangen wir in unser eigenes und machten, dass wir wegkamen.
    Leela sah mich kopfschüttelnd an. »Du hast wirklich einen Krabbler im Kopf!«, sagte sie lächelnd.
    »Nein, ich habe einen Föhn!«, sagte ich und warf ihn ins Wasser. Man soll sein Glück nicht herausfordern, und ein zweites Mal würde es sicher nicht funktionieren.

30
    Puck setzte uns an einem begrünten Uferstreifen ab. Wir winkten ihm, bis er hinter einer Biegung verschwand, dann marschierten wir los. Ich hoffte, die Hunde würden unsere Spur im feuchten Boden der Flussaue verlieren, aber sicher war das nicht, schließlich hatten sie uns auch mitten in einem See aufgespürt. Links von uns tauchte ein zerfallenes Dorf auf. Die verbrannten Ruinen ließen darauf schließen, dass im Ort nichts mehr zu holen war. Wir steuerten trotzdem darauf zu, vielleicht konnten wir unser Nachtlager dort aufschlagen. Links und rechts der Hauptstraße reihten sich die Häuser auf. Die meisten hatten kein Dach mehr oder waren völlig zerstört. Über einem Haus hing ein Schild: Supermarkt!
    »Was heißt das?«, fragte ich Leela.
    »Supermärkte dienten als Essensausgabe vor der Großen Katastrophe«, sagte sie.
    »Da haben aber viele Leute reingepasst«, sagte ich.
    »Lass uns mal reingehen«, schlug Leela vor. Der Boden war mit Schutt übersät. Umgestürzte Regale versperrten uns den Weg. Wir stöberten ein wenig rum, fanden aber nichts Brauchbares.
    Neben dem Eingang stand eine Art Kabine mit einem Stuhl und einem Fließband, das mich an jenes in der Zeffabrik erinnerte. Nur war dieses viel schmaler und kürzer.
    Wir durchsuchten ein paar Ruinen, doch auch dort fanden wir nichts. Das Dorf war längst geplündert. Nach der Großen Katastrophe waren Banden in die kleineren, ungeschützten Orte eingefallen und hatten alles leer geräumt und die Bewohner verschleppt. Erst die Armee hatte für Sicherheit gesorgt und die Banden zur Strecke gebracht. Man erzählte sich über diese Zeit, dass sich die Strommasten unter der Last der Erhängten gebogen hatten.
    Im letzten Haus stießen wir auf einen toten Hund, dessen Gestank uns schon eine ganze Weile verfolgte. Leela hielt sich die Nase zu. »Ist ja widerlich«, sagte sie näselnd und blitzte mich an, als hätte ich den Kadaver dort versteckt, um sie zu ärgern. Sie war schon eine ganze Weile schlecht gelaunt. Wortlos ließ ich sie stehen und rannte zurück in den Supermarkt, wo ich ein paar Stoffreste entdeckt hatte, die ich zu einer Leine zusammenknotete. Leela sah mir mit großen Augen zu, wie ich den Hundekadaver an der Leine festband und hinter mir herzog.
    »Sag jetzt nicht, dass du dir schon immer einen Hund gewünscht hast«, sagte sie angeekelt.
    Ich lächelte. »Der Geruch wird die Bluthunde verwirren.«
    »Ihr passt wirklich gut zusammen, du und dein neuer Freund. Vielleicht solltet ihr von jetzt an zusammen losziehen«, sagte sie.
    »Was ist eigentlich los?«, fragte ich sie. Leela verschränkte die Arme vor der Brust. »Was soll schon sein? Ich renne hier mit dir durch die Gegend, während du ein totes Tier hinter dir herziehst. Außerdem tun mir die Füße weh und ich habe die Stiefel einer Toten an und Hunger habe ich auch und wenn du mich nicht als Geisel genommen hättest, würde Cato mich nicht umbringen wollen und ich würde mit meinem Vater in unserem Haus sitzen und darauf warten, dass der Spuk bald

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