Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende der Weltraumstadt

Das Ende der Weltraumstadt

Titel: Das Ende der Weltraumstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George O. Smith
Vom Netzwerk:
meine Frau wurdest du verwöhnt. Ich weiß, es ist meine Schuld, denn es machte mir Freude, dich zu verwöhnen. Anfangs war das gar nicht möglich, weil wir finanziell dazu nicht in der Lage waren, aber inzwischen bist du zum Parasiten geworden. Du und deine Einladungen, dein Schmuck und deine Luxuswagen, und deine hohlköpfigen Freunde. Kunstmäzenin, pah! Verrückte Poesie! Irres Gepinsel auf geduldige Leinwand! Musik, die einem die Haare aufstellt! Nein, es ist nicht allein deine Schuld.
    Aber jetzt sind wir alle in der gleichen Lage«, fuhr er nachdenklich fort. »Keiner ist besser als sein Verstand. Ich hatte großes Glück, daß ich mir eine Position schaffen konnte, in der ich die Menschen nach meinem Willen lenken kann. Fabriville gehört mir – aber genausogut jedem einzelnen, der bereit ist, für mich zu arbeiten. Ich komme ohne Hilfswillige nicht aus, und sie nicht ohne Fabriville.«
    »Aber wie, genau, soll es funktionieren?«
    »Das weiß ich noch nicht so recht. Es wird eine tüftelige Sache werden. Wir haben drei Allgemeinärzte, zwei Chirurgen und zwei hervorragende Diagnostiker. Die Frage ist die: wie lange darf Mrs. Jones Dr. Hansens Zeit beanspruchen? Sie leidet an Rheuma. Larkin dagegen hat eine Gallenkolik. Zweifellos benötigen sie Dr. Hansens Dienste nicht gleich lange. Also kann man nicht erwarten, daß sie das gleiche bezahlen.«
    »Bezahlen?«
    »An Dienstleistung, Linna. Der strategische Rat beschäftigt sich jeden Tag mehrere Stunden lang mit ähnlichen Problemen – und sie sind gar nicht so leicht zu lösen. Wie viele Stunden Gartenarbeit ist eine Gallensteinoperation wert? Und was ist mit Dr. Hansen, wenn er siebzehn Gärtner, vier Butler, neun Chauffeure, fünfzehn Köche und unzähliges anderer Personal hat?«
    »Hm, ich sehe, was du meinst.«
    »Wie sollen wir es angehen? Bis es so etwas wie eine neue Währung gibt, müssen wir uns einer Art Tauschhandelsystem bedienen. Fabriville wird jeden hinauswerfen, der nicht durch Dienstleistung für seinen Aufenthalt zu zahlen bereit ist. Dafür stehen ihm der Markt, das Fabrikationszentrum und die Fachleute zur freien Verfügung. Nur gut, daß hamstern in einer Welt des Überflusses nicht mehr nötig ist.«
    »Aber was kann ich tun?« fragte Linna kläglich.
    »Du kannst helfen. Stell dich im Krankenhaus zur Verfügung.«
    »Ich bin doch deine Frau!«
    »Na und? Ich arbeite auch und bekomme nicht mehr für meine Arbeit als Joe Doakes, der da draußen den Fahnenmast anstreicht.«
    »Aber …«
    »Sicher, ich tu meine Arbeit hier gern, doch auch Joe Doakes wollte schon sein Leben lang in einem Hängesitz eine Fahnenstange anstreichen. Also sind wir auch hier gleich. Zumindest in Fabriville tun wir nichts für nichts. Schließlich wird die ganze Welt unserem Beispiel folgen, dann wird auch an Dienstleistungen jeglicher Art kein Mangel mehr sein. Doch bis es soweit ist, wird es noch schwere Zeiten geben.«
    »Und die anderen Welten?«
    »Vermutlich kommt es zu Aufruhr und begrenzten Auseinandersetzungen mit Waffengewalt. Ich hoffe nur, wir haben uns schon fest etabliert, ehe sie sich entschließen, sich an uns zu wenden.«
    »Du hast hier eine Art Oase geschaffen, die Frage ist nur, wie lange werden wir uns darin verschanzen müssen?«
    »Bis Channing und Franks eine Substanz entdeckt haben, die ihre Duplikatoren nicht kopieren können.«
     
    Die Relaisstation Venus zog ruhig ihre Bahn. Genau wie in Fabriville war sie als Selbstversorger unabhängig. Don Channing hatte sie als geschlossene Gesellschaft erklärt, womit die dreitausend Besatzungsmitglieder einstimmig einverstanden waren.
    Das Geschäft ging schlecht. Die Löhne und Gehälter wurden weiter bezahlt, ja sogar erhöht, während die Preise immer tiefer sanken.
    Bei einem geschlossenen System wie der Relaisstation war eine solch künstliche Wirtschaft durch reine Mindestkontrolle möglich. Verbrechen gab es hier nicht, vielleicht schon ganz einfach deshalb nicht, weil es zu schwierig war, in einem Stahlzylinder von viertausendachthundert Meter Länge und sechzehnhundert im Durchmesser, mit einer Besatzung von dreitausend Mann, etwas Illegales zu tun.
    So war hier die Situation weniger angespannt als in Fabriville. Obgleich es mit der Arbeit nicht weit her war, gab es doch genug von allem für jeden, und die Menschen hier waren zufrieden. Und da sie nicht gerade von Mißtrauen geplagt waren, dachte auch niemand etwas Böses, als ein Flitzer der Plutokratenklasse an der Südrampe

Weitere Kostenlose Bücher