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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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verloren die Aktiva der Banken weiter an Wert, und niemand wollte mehr zusätzliches
     Kapital in die Banken pumpen.
    An diesem Punkt hatte die Politik mehrere Optionen. Sie hätte zulassen können, dass die Banken und Schattenbanken pleite gingen.
     Dann wären sie gerichtlich, außergerichtlich oder im Zuge des FDIC-Zwangsverwaltungsverfahrens für Banken, Spar- und Darlehenskassen
     umstrukturiert worden. In diesem Fall erklären sich in der Regel manche der Inhaber unbesicherter Verbindlichkeiten – beispielsweise
     Anleiheinhaber – bereit, einen Teil des Geldes, das die Bank ihnen schuldet, in Form von Aktien oder Eigenkapital der Bank
     entgegenzunehmen. Das bezeichnet man als Aktientausch. Für die Gläubiger der Bank ist das nicht unbedingt ein gutes Geschäft,
     aber immerhin besser als gar nichts. Wer der Bank Geld geliehen hat, erhält einen Anteil an der Bank, sobald diese ihren Betrieb
     wieder aufnimmt. Das funktioniert, weil die Gläubiger der Bank auf einen Teil ihrer Ansprüche verzichten und die Verbindlichkeiten
     der Bank im Verhältnis zu ihren Vermögenswerten schrumpfen. Et voilà! Schon hat die Bank wieder Kapital und kann erneut Kredite
     vergeben.
    Dieser Ansatz überlässt es dem Markt, die Dinge in Ordnung zu bringen. Schlechte Banken gehen pleite, werden umstrukturiert |233| und entstehen neu. Dasselbe hätte man erreicht, wenn die amerikanische Regierung bestimmte Banken einseitig für zahlungsunfähig
     erklärt, übernommen und unter die Verwaltung staatlich bestellter Treuhänder gestellt hätte. Diese hätten die »guten« Vermögenswerte
     verkauft, die »schlechten« ausgesondert und die Bank neu aufgestellt. Das war die Option der Verstaatlichung, die Schweden
     in seiner Bankenkrise Anfang der neunziger Jahre wählte und für die sich im Grunde auch die Vereinigten Staaten entschieden,
     als sie die Großbank Continental Illinois übernahmen, die im Vorfeld der Spar- und Darlehenskrise zusammenbrach.
    Doch keiner dieser Ansätze wurde diesmal ernsthaft in Betracht gezogen, und nach dem Konkurs von Lehman Brothers hatte auch
     die Idee, dass Aktionäre und Anleiheinhaber die Verluste schultern sollten, ihren Reiz verloren. Stattdessen entschied sich
     das amerikanische Finanzministerium dafür, mit einem Teil der im Rahmen des TARP-Gesetzes zur Verfügung gestellten 700 Milliarden
     US-Dollar Anteile an Banken zu erwerben und ihnen auf diese Weise Kapital zuzuführen. Davon profitierten vor allem Branchenriesen
     wie die Bank of America, die Citigroup, JPMorgan Chase, Goldman Sachs und AIG, die alle zig Milliarden US-Dollar erhielten.
     Daneben standen noch Hunderte weiterer kleinerer Banken um staatliche Unterstützung an. So wurde der Staat und damit am Ende
     der amerikanische Steuerzahler praktisch Eigentümer großer Teile des Banksystems.
    Das war im Grunde nichts anderes als eine schleichende Teilverstaatlichung des Finanzsystems. Wie bei allen anderen Rettungsaktionen
     sind die langfristigen Kosten auch hier praktisch unkalkulierbar. Die meisten der Bankgiganten haben die TARP-Mittel mittlerweile
     zurückgezahlt, und die Regierung hat sich aus diesen Instituten zurückgezogen. Andere, darunter viele der kleineren Regionalbanken,
     bleiben von TARP-Geldern abhängig und werden das Geld vielleicht nie zurückerstatten können. Damit kommen auf den Steuerzahler
     künftig beträchtliche Kosten zu.
    |234| Die Banken, die das Geld noch nicht zurückgezahlt haben, stehen weiterhin vor demselben Kernproblem: Notleidende Anlagen verlieren
     an Wert und verdüstern ihre finanzielle Zukunft. Der Staat könnte seine Beteiligung an diesen Unternehmen weiter ausbauen,
     doch da ein fundamentaler Umbau der Vermögensbasis dieser Banken nicht stattfindet, würde er damit womöglich schlechtem Geld
     gutes hinterherwerfen.
     
     
    Giftmüll
     
    Die Frage, was aus den Giftpapieren der Banken werden soll, steht seit Beginn der Krise drohend im Raum. Solange immer mehr
     Kredite faul wurden und die darauf basierenden Wertpapiere nachgaben, konnten und wollten die Banken keine Kredite vergeben.
     Statt die Banken weiter unter diesen Giftpapieren ächzen zu lassen, präsentierten die politischen Entscheider eine Fülle von
     Vorschlägen, die alle darauf abzielten, die kritischen Posten aus der Bilanz herauszunehmen und zu entsorgen, damit die Banken
     ihr Geschäft wieder aufnehmen konnten.
    Das kann auf verschiedene Weisen geschehen. Am besten wäre den belasteten Banken mit einer

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