Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft
Banken
wie Countrywide, IndyMac und Washington Mutual deutlich vor Augen geführt wurde. 12
Die Gefahr weiterer Runs veranlasste Regierungen in aller Welt dazu, eine neue Bürgschaftsrunde einzuläuten. 13 Im September musste Irland seine Einlagensicherung zunächst auf 100 000 Euro aufstocken und im Anschluss eine umfassende
Garantie für die Einlagen seiner sechs größten Banken abgeben. In den Vereinigten |226| Staaten war es nicht weniger schwierig, dem Moral Hazard entgegenzuwirken. Kurz nachdem Irland seine umfassende Bürgschaft
abgegeben hatte, hob die FDIC die Obergrenze für die Sicherung von Bankeinlagen auf 250 000 US-Dollar an. Zwei Tage später
garantierte Deutschland sämtliche Privatkonten. Am nächsten Tag erhöhte Schweden den gesicherten Einlagenbetrag auf 500 000
Kronen. Wieder einen Tag später zog Großbritannien mit einer Anhebung des Deckelbetrags auf 50 000 Pfund nach. Eine Woche
darauf kündigte Italien an, dass keine Bankpleiten zugelassen würden und kein Sparkunde Verluste befürchten müsse. Im Folgemonat
setzte die Schweiz ihren Höchstbetrag für die Einlagensicherung herauf. Andere Länder legten mit ähnlichen Bürgschaften nach.
Diese Dynamik erinnerte an ein Wettrüsten. Nachdem Irland seine Blankogarantie angekündigt hatte, sahen sich andere Länder
zu ähnlichen Schritten gezwungen. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Die Kunden hätten ihr Geld problemlos aus Ländern mit
begrenzten Garantien abziehen und in sicherere Häfen transferieren können. Folglich konnten die Regierungen keine harte Linie
gegen den Moral Hazard fahren.
Auch andere Einlagen kamen unter den Schirm der staatlichen Sicherungsprogramme. In den Vereinigten Staaten übernahm die Zulassungs-
und Aufsichtsbehörde für die Genossenschaftsbanken, die National Credit Union Administration (NCUA), die auch für die Einlagensicherung
dieser Banken zuständig war, zwei in Schwierigkeiten geratene Mitglieder und sagte weitere 80 Milliarden US-Dollar zu, um
die Verluste aller Einlagen bei Genossenschaftsbanken im ganzen Land zu decken. 14
Doch die Einlagensicherung war nur der erste Schritt. Viele Banken in den Vereinigten Staaten und Europa liehen sich hohe
Summen, indem sie unbesicherte Anleihen ausgaben. Als diese auf dem Höhepunkt der Finanzkrise fällig wurden, war es praktisch
unmöglich, sie zu verlängern – schon gar nicht nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers. Die mangelnden Umschuldungsmöglichkeiten |227| hätten Banken ebenso sicher in den Untergang getrieben wie ein Run auf ihre Einlagen. Aus diesem Grund garantierte die Europäische
Union im Oktober 2008 die Anleihen ihrer Banken. 15 Im folgenden Monat entschloss sich die FDIC, Kapital und Zinszahlungen der Anleihen von Banken und Bankholdings bis zu einem
Gesamtwert von 1,5 Billionen US-Dollar zu verbürgen.
Diese Bürgschaften waren jedoch nicht umsonst zu haben. So geriet die FDIC im dritten Quartal 2009 ins Minus, weil ihre Rücklagen
nicht ausreichten. Genau wie nach der Spar- und Darlehenskrise trägt die Kosten dieser Rettungsaktionen schließlich der Steuerzahler.
Es gab zwar in der Vergangenheit eine ganze Reihe von Präzedenzfällen für diese Hilfen, doch über die Maßnahmen in der jüngsten
Krise wurden Steuergelder in nie dagewesener Höhe zugesichert.
Diese ausufernden Rettungsaktionen begannen mit den Hypothekenriesen Fannie Mae und Freddie Mac. Um die beiden Institute der
staatlichen Verwaltung zu unterstellen, musste das amerikanische Finanzministerium 400 Milliarden US-Dollar zusagen. Nachforderungen
sind nicht ausgeschlossen. Mit diesem verhängnisvollen Schritt hat die Regierung offiziell bestätigt, was stets stillschweigend
vorausgesetzt wurde: Die Schulden dieser beiden staatlich subventionierten Unternehmen wurden durch die »uneingeschränkte
Kreditwürdigkeit und Steuerhoheit« der amerikanischen Regierung garantiert.
Wie viel die Rettung von Fannie Mae und Freddie Mac wirklich gekostet hat, wird erst in einigen Jahren feststehen. Indem sie
die beiden Institute unter Zwangsverwaltung stellte, bürgt die Regierung für Schuldverschreibungen im Wert von rund fünf Billionen
US-Dollar, die sich im Besitz dieser Einrichtungen befinden, sowie für weitere Schuldtitel über 1,5 Billionen US-Dollar, die
sie ausgegeben haben. Natürlich wird die Regierung nicht für annähernd diese Summen den Kopf hinhalten müssen. Doch wenn die
Immobilienpreise weiter fallen
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